Kategorie:Militär
Das Militär im Königreich Jerusalem besteht nicht aus einem stehenden Heer, sondern setzt sich aus einem Flickwerk aus verschiedenen Truppenarten zusammen, die zumeist ad hoc gebildet werden - mit Ausnahme eines kleinen ständigen Gefolges, das aber aus Kostengründen klein gehalten wird.
Mehrere Faktoren beeinflussen die Kriegsführung in Jerusalem, welche hier kurz angerissen werden.
Wichtigkeit des Landes
Landbesitz ist der wichtigste Generator von Wohlstand im Mittelalter, weswegen Kriege zumeist um Grundbesitz geführt werden. Verwüstung von Land durch Plünderung ist daher eine effektive Art, Krieg zu führen.
Feudalismus
Das Heer ist nicht stehend, sondern wird großteils durch die Lehnsleute angeboten. Aus diesem Grund haben die großen Lehnsleute ein Mitsprachrecht bei der Kriegsführung (in Jerusalem müssen alle Barone militärischen Aktionen im Hohen Gericht zustimmen). Ein unpopulärer Krieg wird kaum Zustimmung unter den Lehnsleuten ernten, ebenso wenig wie unpopuläre Kriegsführung - ein Kriegsherr muss immer die Wünsche und Bedürfnisse seiner Gefolgsleute im Hinterkopf behalten.
Temporäre Natur der Heere
Schon im Mittelalter existiert eine große Zahl von professionellen Soldaten, aber ein großer Teil eines mittelalterlichen Heeres besteht aus nebenberuflichen Soldaten, manchmal auch bloßen Milizionären, die einen zivilen Beruf haben, beispielsweise Bauer, und oft entlassen werden, um die Ernte einfahren zu können. Heere haben deshalb die Tendenz, über längere Zeiten hindurch wegzuschmelzen, weil die Lehnsmänner ihre Leute nicht bei sich halten können.
Disziplin
Mittelalterliche Taktik ist geprägt durch ein enormes Problem: abendländische Heere sind sehr undispliniert. Vor allem die Vasallen sind unwillig, sich einem geordneten Strafregime zu unterwerfen, weshalb Versuche, Disziplin in Vasallenheere einzudrillen, zumeist scheitern. Zwar werden nicht befolgte Befehle bestraft, allerdings oft nicht durch direkte, unmittelbare Maßnahmen. Ein unfolgsamer Lehnsmann kann die Gunst seines Lehnsherren verlieren, im schlimmsten Fall sein Lehen. Aber auch solche Bestrafungen sind schwer umzusetzen.
Hinzu kommt, dass Erziehung, Standesgeist und Stellung im Ritter den Ehrgeiz aufs Äußerste steigern; dies war verbunden mit dem Rittercodex. Der Ritter muss durch seine Stellung beweisen, dass er ein hervorragender und tapferer Mann ist - dies ist verbunden mit seinem Ansehen und seiner Ehre. Er ist dank seiner Bewaffnung das Rückgrat des Heeres. Die Waffengattung des schwer gepanzerten Reiters ist deckungsgleich mit seinem Geburtsstand und der Geburtsstand ist daher gleich der Waffengattung. Diesem Geburtsstand ist der Ritter verpflichtet, seine militärische Erziehung erfolgt im familiären Kreis und nicht in einer stehenden Truppe oder einer Akademie. Ritter sind daher notorisch undiszipliniert, und oft werfen sie sich viel zu früh, auf der Jagd nach Ehre, in die Schlacht.
Abgemildert wurden diese Diziplinprobleme im Königreich Jerusalem spezifisch durch die ständische Kriegsführung. Dies gab Soldaten Erfahrung und Zusammenhalt, und führte dazu, dass fränksiche Heerführer zumindest im Auftakt einer Schlacht gute taktische Vorbereitungen machen konnten.
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