Zusammensetzung eines Heeres
Im Mittelalter gab es zwischen den morgenländischen, abendländischen und byzantinischen Zusammensetzungen eines Heeres große Unterschiede; dieser Artikel behandelt die Zusammensetzung eines Kreuzfahrerheers. das Militär des Fatimidenkalifats und das Militär des Byzantinischen Reichs werden in separaten Artikeln behandelt.
Zusammensetzung eines Heers im Königreich Jerusalem
Das stehende nationale Heers war im mittelalterlichen Abendland unbekannt. Dies ergab sich aus einem Mangel an Geld und einem Mangel an Belegschaft. Aus diesem Grund existierte das Konzept des feudalen Heeres, welches sich aus vier Teilen zusammensetzte:
- Lehnsaufgebot
- Landesaufgebot
- Ritterorden
- Söldner
Lehnsaufgebot
Die Stellung des Lehnsaufgebotes war eine der vorrangigen Pflichten des Lehnsmanns gegenüber des Lehnsherrn im Feudalismus – wer das Lehnsaufgebot nicht stellte, wenn der Lehnsherr danach im Rahmen des Lehen verlangte, beging einen Treuebruch. Das Lehnsaufgebot eines Lehnsmanns stellte sich aus zwei Teilen zusammen – erstens dem Lehnsmann selber, zweitens einem Gefolge.
Ein Edelknecht musste kein Gefolge bringen (auch wenn zumindest ein mitreisender Waffenknecht erwünscht und auch empfehlenswert war). Ein Ritter hatte eine Lanze zu stellen, ein Herr ein Banner, das sich aus 4 bis 6 Lanzen zusammensetzte. Die Waffenknechte, welche in Lanzen und Banner mitkamen, waren manchmal professionelle Soldaten, die sich ständig in der Haustruppe des Herrn befanden, und oft auch nur temporäre Soldaten, die nach dem Ende des Kriegszuges wieder zu ihrem normalen Beruf zurückkehren würden.
Landesaufgebot
Das Landesaufgebot war eine seltener eingesetzte Heeresart. Sie bestand aus Milizionären der Städte und Dörfer, und wurde nur im Fall einer nationalen Notlage eingesetzt. Dies bedeutete, dass ein normaler, ziviler Bürger des Königreich Jerusalems kaum je zu befürchten hatte, militärisch eingesetzt zu werden, wenn er dies nicht wollte. Allerdings musste man als Jerusalemer Bürger darauf eingestellt sein – die Beherrschung einer Waffe war daher eine Pflicht für jeden Bürger des Königreich Jerusalems.
Das Landesaufgebot war gegliedert in die Herkunftsstädte und Herkunftsdörfer der Aufgebotenen; angeführt wurden sie durch örtliche Befehlshaber und Würdenträger.
Eine spezielle Art des Landesaufgebots, welche weitaus häufiger zum Einsatz kam, waren die Wehrbauern, welche speziell in gefährlichen Regionen angesiedelt wurden, um dort im Notfall sofort zu den Waffen greifen und sich wehren zu können.
Söldner
Söldner wurden im Königreich Jerusalem weitaus öfter eingesetzt als im Abendland. Dies lag an der dünnen Schicht des Adels in der Levante. Söldnertruppen waren in von Hauptleuten angeführten Fähnlein organisiert und bestanden vor allem aus Lateinern und Syrern. Sie standen oft in den Diensten des Königs, einem seiner Barone oder der Ritterorden.
Ritterorden
Die Ritterorden unterstanden nur dem Papst, aber dennoch konnte der König auf ihre Hilfe hoffen, wenn er gegen Feinde wie die Fatimiden oder das Emirat Damaskus zoog.
Sonstige Teile eines feudalen Heers
Schlussendlich gab es auch Pilger, die oft dazu tendieren, als Teil ihrer Pilgerfahrt sich freiwillig zu militärischen Aktionen zu melden.
Truppenarten
Die wichtige Truppenart, die das europäische Schlachtfeld dominierte, war die Reiterei. Diese bestand vor allem aus Rittern und Edelknechten. Es gab auch professionelle Waffenknechte, die schwer bewaffnet und beritten waren, und im Angriff mit der Reiterei mitkämpften.
Berittene Bogenschützen waren in Europa selten, wurden aber im Königreich Jerusalem unter der einheimischen Bevölkerung rekrutiert und kamen oft zur Unterstützung der schweren Reiterei zum Einsatz.
Die Bedeutung der Infanterie hatte im 12. Jahrhundert seinen Tiefpunkt erreicht. Das lag vor allem an der schlechten Qualität der meisten Fußtruppen. Unter der Infanterie befanden sich gut ausgerüstete, professionelle Waffenknechte, die die Kavallerie in ihren Angriff kompetent unterstützen konnten, und dann und wann kamen auch Speere effizient zum Einsatz. Ein großer Teil der Infanterie bestand aber aus minderwertigen Miliztruppen, herangezogen aus der bäuerlichen oder bürgerlichen Bevölkerung. Da das Leben im Königreich Jerusalem aber sehr militarisiert war, tendiert das Infanterieaufgebot von relativ guter Qualität zu sein. Sobald die Infanterie die vorpreschende Kavallerie eingeholt hatte und sich der Schlacht anschließen konnte, konnten sie einen wertvollen Beitrag leisten.
Die wichtigste Waffe für Milizaufgebote waren Bögen - Bogenschützen nahmen nicht in Handgemengen teil, und Bögen waren billig, wodurch sie eine logische Hauptbewaffnung für Milizen darstellten. Soldaten mit Spezialisierung auf Nahkampfwaffen tendierten dazu, professionelle und gut gerüstete Waffenknechte zu sein.