Berittener Kampf

Aus Scriptorium

Spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhundert hatte der berittene Kampf den Schildwall als die Königsdisziplin des Schlachtfelds abgelöst. Die Qualität der Kavallerie entschied in den meisten Fällen den Ausgang der Schlacht, und das Ansehen der Infanterie erlitt einen massiven Fall, von dem sie sich erst wieder im 14. Jahrhundert (mit dem Aufkommen der effektiven Benutzung von Piken und Langbogen) wieder erholte.

Die berittene Kriegerkaste schlechthin waren die Ritter, die bestausgerüsteten berittenen Truppen am Schlachtfeld. Auch Edelknechte und berittene Waffenknechte stellten gute Kavallerie, und griffen zusammen mit Rittern an.

Besondere kulturelle Bedeutung hatte der berittene Kampf auch wegen des Turniers, welches im 12. Jahrhundert enorm an Bedeutung gewann, und wo berittene adlige Kämpfer gegeneinander ihre berittene Kampfkünste unter Beweis stellten.

Wichtigkeit des richtigen Pferds

Das Pferd an sich hat einen natürlichen Fluchtreflex, und um ein Pferd in ein Schachtross zu verwandeln, musste es richtig gezüchtet werden. Aus diesem Grund waren große Schlachtrösser (Destrier genannt) sehr teuer und nur für Ritter realistisch – berittene Waffenknechte zum Beispiel mussten sich mit Coursern und anderen weniger für die Schlacht geeigneten Pferden bescheiden.

Waffenbenutzung

Auch hoch zu Ross galten die grundlegenden Prinzipien des Schwertkampfs und des Speerkampfs. Allerdings war es nicht üblich, beritten eine schwere zweihändige Waffe zu führen, da dies einen Reiter allzu leicht aus der Balance bringen konnte. Zumeist verwendete man entweder eine einhändige Waffe (und hielt mit der anderen Hand die Zügel), oder man verwendete eine einhändige Waffe und einen Schild – wenn man den Schild in Schlaufen trug, konnte man zumindest zeitweise die Zügel des Pferdes halten, denn Reiten ohne jegliche Benutzung von einem Zügel benötigte viel Geschick und Übung.

Die Hauptwaffe eines berittenen Soldaten war zumeist die Lanze, besonders in einem Stoßangriff. Hierbei wurde die Lanze angelegt, und man konnte sie benutzen, um damit – kombiniert mit der Geschwindigkeit des Pferdes – mit Leichtigkeit Fußsoldaten aufzuspießen. Allerdings wurde auch das Schwert und der Streitkolben benutzt, besonders wenn ein Reiter von Infanterie eingeengt wurde.

Wichtigkeit der ständigen Bewegung

Für den berittenen Kampf war es wichtig, stets in Bewegung zu sein – der größte Vorteil für einen Kämpfer auf dem Pferd war seine große Geschwindigkeit, mit dessen Hilfe der die Wucht eines Hiebs mit dem Speer oder dem Schwert um ein Vielfaches vergrößert werden konnte. Ein Reiter, der in die Situation geriet, dass er von Infanterie eingeengt wurde, war in einem großen Nachteil, da man ihn leicht vom Pferd zerren oder sein Pferd töten konnte, um ihn zu Boden zu bringen. Aus diesem Grund wurde die Kavallerie zumeist als Schockeinheit verwendet. Wenn eine Kavallerieattacke feststeckte, versuchte ein Kommandant normalerweise, zu versuchen, die Kavallerie zu lösen und wieder von neuem im Stil einer Stoßtruppe attackieren zu lassen, was allerdings oft sehr schwer war aufgrund der notorischen Undiszipliniertheit von abendländischen Heeren.

Zumindest aber im Einzelkampf zwischen berittenen Kämpfern war es selten, dass man die Pferde stehen lassen blieb und begann, statisch auf sich einzuhauen; viel eher löste man sich beständig voneinander und ritt immer wieder aufeinander zu (oder umeinander her), um so wuchtig wie möglich auf den Gegner einschlagen zu können.

Schlagkraft

Auch wenn eine Kavallerieattacke manchmal feststeckte, und dies brenzlige Situation werden konnte, gelang es einer abendländischen Truppe aus Rittern und schweren berittenen Soldaten in den meisten Fällen, zumindest undisziplinierte Infanterietruppen zu durchbrechen – selbst die Byzantiner, die selber ein sehr effektives Heer und eine stolze Tradition von schwerer Kavallerie besaßen, bewunderten die Schlagkraft der berittenen Kreuzritter. Gegen disziplinierte Infanterieeinheiten durchzubrechen hingegen war schwierig – selbst wenig disziplinierte Soldaten mit Speeren konnten sich oft gegen Kavallerieattacken gut zur Wehr setzen. Aus diesem Grund war es von entscheidender Wichtigkeit, dass Kavallerie intelligent eingesetzt wurde. Aufgrund von schlechten Kommunikationsmöglichkeiten und der mangelnden Disziplin der Reiter jedoch war dies sehr schwierig, und ein Element von Glück spielte in der Schlagkraft von Reitern oftmals eine wichtige Rolle.

Besonders die europäischen Schlachtpferde halfen sehr bei der Schlagkräftigkeit der Kreuzritter – sie waren besonders groß, und gaben daher ihren Reitern die Möglichkeit, aus großer Höhe wuchtige Schläge nach unten regnen zu lassen. Auch waren sie Waffen für sich alleine – sie konnten einen Mann ohne große Schwierigkeiten einfach unter sich zertrampeln.

Berittene Bogenschützen

Besonders unter türkischen Truppen (welche auch durchaus als Söldner für die Kreuzfahrer kämpfen konnten) waren berittene Bogenschützen verbreitet, welche sowohl nach vorne wie auch hinten schießen konnten – was ein enormer Vorteil war, gegen welche die Kreuzfahrer nie ein wirklich gutes Rezept erfanden. Berittene Bogenschützen waren durch ihre Waffen außerhalb der Schlagreichweite von Rittern, und hatten wenig Schwierigkeiten, die Pferde zu töten oder zu verletzen, was den Rittern ihren entscheidenden Vorteil wegnahm (sofern sie den Fall vom Ross überstanden). Besonders die Fähigkeit, noch beim Wegreiten nach hinten zu schießen, zeichnete die Seldschuken aus, und erntete den Respekt der Kreuzritter. Türkische berittene Bogenschützen verwendeten keine europäischen Schlachtrösser, sondern eher gedrungene Pferde aus der zentralasiatischen Steppe, welche für das Klima des Nahen Ostens optimal geeignet waren (während europäische Schlachtrösser das Klima nicht gut vertrugen).