Herrenhaus: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Der Liwan kann entweder überdacht sein oder im Freien stehen. Der Liwan ist fast immer von der Straße durch eine Mauer, in der ein repräsentatives Tor eingelassen ist, getrennt. Der Liwan ist öfters erhöht und nur durch eine Treppe zu erreichen. Der Liwan selber ist oft ausgestattet mit einem eindrucksvollen Tonnengewölbe, welches einen Eindruck vom Reichtum der Familie gibt. | ||
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+ | Vom Liwan selber führt eine Türe zur Haupthalle des Hauses, auch [[Rittersaal]] genannt. Eine andere führt entweder vom Liwan oder einem total anderen Eingang zum Wirtschaftsbereich, wo Küche und Speisekammer stehen. Die privaten Gemächer der Herrschaften sind oft im Obergeschoss angesiedelt, zusammen mit einer privaten [[Stube]]. | ||
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+ | Die Architektur einer Pfalz war oftmals stark beeinflusst von der byzantinischen Architektur, was dazu führte, dass sich byzantinische und romanische architektonische Themen mischten. | ||
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+ | Ein Riad war ein traditionelles arabisches Anwesen mit einem Garten oder Innenhof. Das Wort Riad bedeutet Garten. Der Riad wurde insbesondere von Muslimen benutzt. | ||
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+ | Diese Nach-Innen-Gewandtheit war ausgedrückt darin, dass sich in der Mitte stets ein Garten oder ein Innenhof befand. Ein Riad hat dicke Mauern, welche nur wenige Fenster nach außen hin haben - sie sind nach innen hin ausgerichtet. Der Eingang zu einem Riad verschaffte Einlass in eine eigene, kleine Privatwelt, auf die alle Räume des Hauses hingerichtet waren. Im Innenhof befanden sich oft Bitterorangen- oder Zitronenbäume und manchmal ein Brunnen. Die Wände waren mit Fließen verziert, die oft Kalligraphie und Zitate vom Koran darstellen. | ||
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+ | Ein Riad hatte für gewöhnlich mehrere Stockwerke, die oft nach Bewohnern und Nutzung geteilt waren, zum Beispiel konnten im Erdgeschoss die Sklavenquartiere und im oberen Geschoss die Schlafzimmer sein. | ||
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+ | Beliebt im italienischen Adel. Siehe [[Wohnturm#Wohnturm als Anwesen|hier]]. | ||
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+ | [[Kategorie:Wohnen]] |
Aktuelle Version vom 11. Oktober 2016, 12:38 Uhr
Bei einem Herrenhaus handelte es sich um den Sitz eines adligen Haushaltes zumindest ritterlichen, meistens aber höherem, Ranges. Man bezeichnete als Herrenhaus den Wohnsitz eines Adligen in Europa auf seinem Grundbesitz. Ein gut ausgebautes Herrenhaus mit starker Verteidigung war eine Burg. Im Königreich Jerusalem, wo es für Adlige durchaus üblich war, in der Stadt zu leben statt auf dem Land, und von ihren Bauern ihre Güter in Geld statt in Arbeitseinheiten und Waren zu beziehen, konnte man die Anwesen der Adligen in der Stadt als Herrenhäuser kategorisieren.
Dieser Artikel stellt ein typisches Haus einer Adelsfamilie vor. Dieses Muster lässt sich auch auf ein Liwanhaus oder einen Wohnturm übertragen, und auch auf eine Pfalz, wobei diese viel prächtiger und repräsentativer war als ein einfaches Herrenhaus.
Ein Herrenhaus ist zu unterscheiden von einem Bürgerhaus, in welchem eine bürgerliche Familie lebte.
Funktion
Ein Adliger konnte mehrere Herrenhäuser besitzen; im Königreich Jerusalem befand sich bei den meisten wohlhabenden Adligen auch ein Herrenhaus in Jerusalem, welches vielen als Hauptwohnsitz diente – schließlich spielte sich in Jerusalem die hohe Politik ab, und kaum ein Feudalherr wollte sich davon ausgeschlossen sehen. Ländliche Herrenhäuser hatten in der Absenz ihrer Herren einen Vogt, oder im Fall einer Burg, einen Kastellan, der auf das Gut und seine Umgebung achtgab.
Räumlichkeiten
Ein Herrenhaus hatte sowohl zur Repräsentation wie auch zur Verwaltung zu dienen. Aus diesem Grund hatte eigentlich jedes Herrenhaus – sei es ein Landsitz oder ein adliges Stadthaus – einen Rittersaal, beziehungsweise ein Haupthalle, wo ein Adliger Bittsteller und Gäste empfangen konnte, sich mit seinen Gefolgsleuten beratschlagte, Feste feierte und Gericht hielt. Ebenso war für ein Herrenhaus eine Stube normal – eine kleinere, private Halle, in welcher der Herr und seine Familie ein gewisses Maß von Privatsphären genießen konnte. Oft wurde diese Stube als privater Speisesaal oder Wohnzimmer benutzt, weshalb diese Begriffe mehr oder minder austauschbar sind. An dieser Stube angeschlossen waren die Gemächer der Herrschaften. Eine Küche mitsamt Speisekammer war angeschlossen an den Rittersaal, sowie auch gegenfügig an die Stube. Diener hatten Glück, wenn sie in der Küche oder im Rittersaal nächtigen konnten, oder gar eine eigene Unterkunft hatten – oft lebten Diener außerhalb des Herrenhauses und mussten jeden Morgen in der Frühe zur Arbeit gehen.
Adelsstadthäuser
In Europa war es üblich für Herren, von Herrenhaus zu Herrenhaus zu ziehen – je nachdem, wie lange die Vorräte in den einzelnen Herrenhäusern hielten. Da in Jerusalem die Grundherrschaft einen anderen Charakter hatte als in Europa, war es Adligen theoretisch möglich, das ganze Jahr hindurch in einem Adelsstadthaus zu leben – was viele auch taten, zumal die Krone jedem, der aus seinem Besitzen in Jerusalem für eine gewisse Zeit absent war, diesen Besitz entziehen konnte.
Ein Adelsstadthaus unterschied sich in seinen hauptsächlichen Funktionen und Räumlichkeiten kaum von einem ländlichen Herrenhaus, bis darauf, dass verstärkte Befestigungen unnötig waren und ungern gesehen wurden – der Davidsturm war die einzige Burg in Jerusalem.
Haustypen
Dieser Abschnitt beschreibt die verbreiteten Typen von Herrenhäusern in Jerusalem.
Liwanhaus
Das Liwanhaus war sehr beliebt bei gut situierten christlichen, aber auch muslimischen, Familien insbesondere aus dem Adel. Das Herzstück des Hauses ist der Liwan (auch Iwan genannt), ein repräsentativer Empfangssaal.
Der Liwan kann entweder überdacht sein oder im Freien stehen. Der Liwan ist fast immer von der Straße durch eine Mauer, in der ein repräsentatives Tor eingelassen ist, getrennt. Der Liwan ist öfters erhöht und nur durch eine Treppe zu erreichen. Der Liwan selber ist oft ausgestattet mit einem eindrucksvollen Tonnengewölbe, welches einen Eindruck vom Reichtum der Familie gibt.
Vom Liwan selber führt eine Türe zur Haupthalle des Hauses, auch Rittersaal genannt. Eine andere führt entweder vom Liwan oder einem total anderen Eingang zum Wirtschaftsbereich, wo Küche und Speisekammer stehen. Die privaten Gemächer der Herrschaften sind oft im Obergeschoss angesiedelt, zusammen mit einer privaten Stube.
Pfalz
Unter dem Begriff Pfalz verstand man im Mittelalter den Wohnsitz eines Monarchen oder zumindest eines hochrangierenden Adligen, zum Beispiel eines Fürsten oder auch eines Patriarchen. Eine Pfalz war eine besonders prunkvolle Ausführung eines typischen Herrenhauses, welches natürlich nicht nur die essentiellsten, grundlegendsten Bestandteile eines Hauses, welches einen adligen Haushalt beinhaltete, umfasste, sondern auch viele weitere umfassende und repräsentative Eigenschaften hatte. Beispielsweise war ein einzelner Rittersaal oft nicht genug – ein Thronsaal und ein eigener privater Audienzsaal wurde installiert. Selbst die private Stube, welche häufig als Speisesaal fungierte, wurde in einem repräsentativen Stil errichtet.
Essentiell für eine richtige Pfalz war eine Kapelle, in der die königliche Familie ihre Morgengottesdienste abhielt. An Sonntagen aber beteten sie zumeist in der Kathedrale der Stadt, im Fall von Jerusalem in der Grabeskirche.
Die Architektur einer Pfalz war oftmals stark beeinflusst von der byzantinischen Architektur, was dazu führte, dass sich byzantinische und romanische architektonische Themen mischten.
Riad
Ein Riad war ein traditionelles arabisches Anwesen mit einem Garten oder Innenhof. Das Wort Riad bedeutet Garten. Der Riad wurde insbesondere von Muslimen benutzt.
Anders als beim Liwanhaus, war der Riad viel verschlossener und privater. Dies gestattete Familienprivatsphäre und Schutz vorm Wetter. Zudem unterstützte es das islamische Ideal der Privatsphäre für Frauen in Gärten.
Diese Nach-Innen-Gewandtheit war ausgedrückt darin, dass sich in der Mitte stets ein Garten oder ein Innenhof befand. Ein Riad hat dicke Mauern, welche nur wenige Fenster nach außen hin haben - sie sind nach innen hin ausgerichtet. Der Eingang zu einem Riad verschaffte Einlass in eine eigene, kleine Privatwelt, auf die alle Räume des Hauses hingerichtet waren. Im Innenhof befanden sich oft Bitterorangen- oder Zitronenbäume und manchmal ein Brunnen. Die Wände waren mit Fließen verziert, die oft Kalligraphie und Zitate vom Koran darstellen.
Ein Riad hatte für gewöhnlich mehrere Stockwerke, die oft nach Bewohnern und Nutzung geteilt waren, zum Beispiel konnten im Erdgeschoss die Sklavenquartiere und im oberen Geschoss die Schlafzimmer sein.
Geschlechterturm
Beliebt im italienischen Adel. Siehe hier.