Schiff

Aus Scriptorium

Schiffe zählten im Mittelalter zu den wichtigsten Transportmitteln für große Mengen von Ware. Nord- und Ostsee, wie auch das Mittelmeer waren florierende Handelsräume, in denen ein reger Strom von Handelsgütern floss. Auch im Landesinneren bildeten die Flusssysteme bedeutende Handelsnetze, da die Wasserwege oftmals bequemer waren, als der beschwerliche Weg über schlecht ausgebaute Straßen und Ochsenpfade. Die meisten der mittelalterlichen Schiffstypen gingen aus Flussschiffen hervor, die bei geeigneter Witterung auch als Küstensegler geeignet waren. Später entwickelten sich aus diesen dann größere Schifssmodelle, die wesentlich mehr Tonnage fassen konnten und seetauglich waren. Mit dem Fortschritt der nautischen Entwicklung wurde das Gewerbe der Schifffahrt immer ausdifferenzierter. Neben dem immer spezialisierten Schiffbaugewerbe bildete sich ein Hafengewerbe wie auch eine erfahrene Gruppe von Seeleuten und Schiffsführern heraus.

Neben Handel und dem groß angelegten Warentransport blieben Schiffe auch für den Fischfang von immenser Bedeutung. Die Fischer hielten sich mit ihren Booten meist in küstennahen Gewässern, um die dortigen Fischgründe auszuschöpfen. Für viele Küstenbewohner war der Fischfang wichtige Grundlage ihrer Ernährung, weshalb man seine Bedeutung nicht unterschätzen darf.

Verbreitete Schiffstypen

Nef und Nao

Die Nef, hin und wieder auch Cinque-Ports-Schiff genannt, ist ein der Kogge sehr ähnlicher Schiffstyp, der in ganz Westeuropa wie auch im Mittelmeerraum verbreitet war. Nefs verfügten über einen Mast mit einem Rahsegel und zeichneten sich durch ihren rundlichen Schiffsrumpf aus. Wie die Kogge fand sie sowohl als Handels- als auch Kriegsschiff Verwendung. Durch Bug- und Achterkastell war das Schiff gut zu verteidigen. Wie Kogge und Holk war auch die Nef voll hochseetauglich. Die Nao ist ein Schiffstyp, der dem Holk sehr gleicht. Naos waren schwere Zwei- oder Dreimaster mit hohen Aufbauten an Bug und Heck. Zu unserer Zeit verfügten sie jedoch selten mehr als zwei Masten. Die große Zeit der Dreimaster sollte erst später einzug halten. Dieser Schiffstyp wurde auf der iberischen Halbinsel entwickelt. Naos konnten große Nutzlasten transportieren, waren dabei jedoch schwerfällig, was sie zu begehrten Zielen von Piraten machte.

Dau

Anders als Kogge oder Nef ist die Dau kein einheitlicher Schiffstyp, sondern vielmehr der Sammelbegriff für eine Schiffsfamilie, zu der kleine Küstensegler und Binnenschiffe ebenso gehören wie große Handelsfahrer, mit denen arabische Kaufleute bis nach Indien und ins Chinesische Meer vordrangen. Daus waren in der gesamten arabischen Welt verbreitet und in den Häfen entlang der Küste des Indischen Ozeans kein unbekannter Anblick. Gemeinsames Merkmal der Daus ist der lange Vordersteven, der dem Kiel entspringt. In unserer Zeit verfügten Daus je nach Größe über ein bis zwei Masten, die mit trapezförmigen Segeln oder dreieckigen Lateinersegeln betakelt waren. Später sollten dann auch dreimastige Daus die Meere befahren. Die ersten Schiffe dieser Art wurden nur durch ein Seilgeflecht zusammen gehalten, ehe sich die Technik des Nagelns durchsetzte. Daus verfügten über vorzügliche Segeleigenschaften, da sie sehr wendig waren und hart am Wind kreuzen konnten.

Galeeren

Im Mittelmeerraum waren Galeeren nach wie vor weit verbreitet. Galeeren waren schnelle und wendige Kriegsschiffe, die neben Segeln auch über Ruder verfügten. Im Kampf wurden sie nur gerudert, was sie zu einem gefährlichen Kriegsschiff machte. Die gefährlichste Waffe der Galeeren war ein Rammsporn am Burg, mit dem feindliche Schiffe gleich versenkt oder manövrierunfähig gerammt wurden, um sie leichter entern zu können. Galeeren waren jedoch nur begrenzt hochseetauglich und für längere Fahrten über offenes Wasser denkbar ungeeignet. Auch konnten sie nur geringe Nutzlasten transportieren, weshalb sie als Handelsfahrer nicht geeignet sind. Es blieben gefürchtete Kriegsschiffe, die noch in späterer Zeit die Seeschlachten des Mittelmeeres dominieren sollten.

Weitere, nicht häufige Schiffstypen

Kogge und Holk

Für Nord- und Ostsee ist wohl die Kogge der bekannteste Schiffstyp. Die Kogge war ein flachbodiges Segelschiff und verfügte über einen Mast, der mit einem Rahsegel betakelt war. Sie war hochseetauglich, konnte aber auch in Küstengewässern gut navigieren. Koggen konnten große Nutzlasten transportieren und erfreuten sich daher als Handelssegler großer Beliebtheit. Ebenso wurden sie jedoch auch als Kriegsschiffe genutzt. Die klassische Kogge verfügte nur über ein Achterkastell. Im Laufe der Zeit wurden einige der Schiffe noch um ein Vorderkastell am Bug ergänzt. Der Holk, auch Hulk genannt, war gewissermaßen der große Bruder der Kogge. Wie die Kogge ist auch der Holk ein flachbodiger Segler mit Rahsegel. Zu Anfang ihrer Entwicklung verfügten Holks über ein bis zwei Masten. Zur Hochzeit der Hanse verfügten die Holks Holks dann über drei Masten.

Andere im Nord- und Ostseeraum gebräuchlichen Schiffstypen waren der Kraier und die Schnigge. In den Häfen des Mittelmeeres wird man sie äußerst selten antreffen. Doch vielleicht wird ein weit gereister Seemann aus nördlicheren Gefilden schon von ihnen gehört haben, oder gar mit ihnen gesegelt sein.

Dschunke

Wie die Dau so ist auch die Dschunke ein Sammelbegriff für eine ganze Schiffsfamilie, die sowohl einfache Fischerboote als auch gewaltige Segler umfasst. Die Dschunke ist der traditionelle Schiffstyp Chinas. Bei den Dschunken handelt es sich um Kastenboote mit flachem Rumpf und nahezu senkrechten Schiffswänden. Die Segel der Dschunken waren mit Bambusstangen quergelattet, was ihnen eine ungeheure Stabilität gab und half, die Kraft des Windes optimal auf den Schiffskörper zu übertragen. Viele Dschunken verfügen über erhöhte Schiffsenden. Die nautischen Qualitäten einer Dschunke sind exzellent.

In den Häfen Europas wird man ein derartiges Schiff noch nie gesehen haben. Doch einigen arabischen Händlern wird ein solches Schiff schon begegnet sein, als sie gen Osten fuhren um Seide und Gewürze für die westlichen Märkte zu erstehen.