Philosophie

Aus Scriptorium

Die Philosophie im Mittelalter gekennzeichnet durch die Verschmelzung antiken Gedankenguts (Neuplatonismus, Aristotelismus) mit dem christlichen Glauben. Die christliche Frühzeit war von Gegensätzlichkeit, ja Feindschaft zwischen Glauben und Philosophie geprägt. In dem Maße, wie die Christenheit auch gebildete Kreise einschloss, musste sie sich mit der "heidnischen" Philosophie des Hellenismus auseinandersetzen. Hieraus entstanden Patristik (Ausdeutung der alten philosophischen Lehren im christl Sinn), Scholastik (die schulmäßige, logische Bearbeitung der christl. Heilslehre) und Mystik (Erkenntnissuche durch innere Schau Gottes).

Das Frühmittelalter gehörte fast ausschließlich den Kompilatoren und Enzyklopädikern. Nicht eigene Gedanken zu philosophischen Kernfragen wurden gepflegt, die Ansichten früherer Autoritäten (Kirchenväter, Boethius, Porphyrios u.a.) wurden zusammengetragen und mittels augustinischer Zielvorgabe gewertet. Wichtig war vor allem, was dem besseren Verständnis der Heiligen Schrift diente. Von grundlegender Bedeutung für die Philosophie waren die Gelehrten am Hofe Karls d. Großen, vor allem Alkuin und Theodulf von Orleans. Die "Weisheit der freien Wissenschaften" stellte die sieben Säulen dar, auf denen die "himmlische Weisheit" ruht.


Die Philosophie des elften und zwölften Jahrhundert war beherrscht vom Streit um den Rang von religiösem Glauben und logischer Vernunft. Exponenten dieses Streits waren Bernhard von Clairvaux auf der Seite der Orthodoxie und Peter Abaelard auf der Seite der Rationalisten. Das philosophische Denken der Zeit kreiste im Wesentlichen um drei Kernprobleme:

  • Das Verhältnis von Glauben und Wissen
  • Das Verhältnis von Mensch, Welt und Gott zueinander (Schöpfungsfrage, Theodizee, Lebenssinn, Gottesbeweis)
  • Das Universalienproblem (Verhältnis der Allgemeinbegriffe ["Universalien"] zu den Dingen ["Realien"] in der objektiven Wirklichkeit wie im menschlichen Denken). Diese Problematik hatte schon die grch. Philosophen beschäftigt. Für Platon waren die Ideen die eigentliche Realität, für Aristoteles waren es die Dinge.

Im 12. Jh. wurde Philosophie nicht mehr nur als Denkmethode (Logik) definiert oder als System der "Sieben Freien Künste", sondern als System aller Wissenschaften, einschließlich der Naturwissenschaften. Die Theologie begann langsam, der nach Autonomie strebenden Philosophie gegenüber in die Defensive zu geraten.