Kategorie:Hofstaat
Als Hofstaat bezeichnet man die Umgebung eines Monarchen und seiner Familie. Im Falle des Königreichs Jerusalem handelte es sich dabei um die Gesamtheit des königlichen Haushaltes, den königlichen Haustruppen und den staatlichen Ämtern des Königreichs. Im Zentrum des Hofstaates stand der Monarch, welcher das Oberhaupt des Hofes war. Geographisch drehte es sich im Königreich Jerusalem um die königliche Pfalz - im Gegensatz zu anderen Ländern besonders in Nord- und Osteuropa, wo die Reisemonarchie vorherrschte, war das Königreich Jerusalem relativ zentralisiert, und der Landadel war viel mehr am Hof vertreten als in anderen Königreichen der Christenheit.
Der Jerusalemer Hofstaat war nicht ganz so extensiv wie jener in anderen Königreichen, zumal er nicht dazu konzipiert war, verschwenderischen Glanz und Reichtum zur Schau zu stellen, sondern um das Königreich pragmatisch und effektiv zu verwalten. Dennoch wurde ein Hofzeremoniell aufrecht erhalten, und eine gewisse Anlehnung an den Hof des Kaiserreichs der Rhomäer (Byzanz) war merkbar.
Rangfolge
An der Spitze des Hofstaates steht die König. Nach ihr rangieren im königlichen Hofstaat am höchsten die Inhaber der großen staatlichen Ämter, also der Konstabler, der Marschall, der Seneschall, der Kämmerer, der Mundschenk und der Kanzler.
Diesen folgten die Verwalter des königlichen Hausgutes, also die Vizegrafen und Kastellane.
Weiter unten im Hofstaat des Königs rangieren Notare, Kammerdiener und Zofen sowie Ritter, die sich dem König als Dienstleute anschließen.
Noch weiter unten stehen die einfachen Diener, die für niedere Aufgaben am Hof eingesetzt werden, und die Soldaten der königlichen Haustruppe.
Haushalt
Die staatlichen Ämter sind eingebunden in den königlichen Haushalt. Tatsächlich war die Grenze zwischen Staatlichem und Persönlichen sehr verschwommen - die Königin stellte den Staat in Person dar. Der Seneschall des Königreichs Jerusalem ist vor allen Dingen der Seneschall der Königin in Person, und unterscheidet sich in Bezug auf Aufgaben gar nicht so sehr vom Seneschall eines kleines Herrn am Land.
Der königliche Hofstaat stellte jedoch einen viel größeren Haushalt als alle anderen Haushalte in Jerusalem dar, auch weil er viele Unter-Haushalte beherbergte - ein Ritter der königlichen Haustruppe würde sein eigenes Gefolge dabei haben, und von den Inhabern von staatlichen Ämtern, vor allem dem Konstabler, dem Marschall und dem Seneschall, aber nicht von Haushaltsämtern wie dem Kämmerer und dem Mundschenk, wurde erwartet, dass sie um sich herum einen Stab bildeten, an deren Mitglieder sie Pflichten delegieren konnten und mit denen sie sich beratschlagen konnten.
Hofkultur
Die Existenz eines Hofstaates begünstigte das Entstehen von Hofkulturen, die sich darum bemühten, sich gegenseitig voneinander abzugrenzen. Aus diesem Grund war der Hofstaat nicht nur ein politisches Zentrum, sondern auch ein Zentrum für die Begünstigung von Kunst, Kultur und Bildung. Günstlingswirtschaft allgemein fachte eine Atmosphäre der Intrige und Machtpolitik an, deren Durchführung durch königliche Gunst enorm erleichtert wurde.
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