Offene Schlacht

Aus Scriptorium

Offene Schlachten wurden im Mittelalter in der Regel von Feldherren vermeiden. Dies lag daran, dass Raubzüge und Belagerungen eine effektivere Form der Kriegsführung waren als große Schlachten, bei der Gewinner wenig gewannen und Verlierer viel verlieren konnten. Offene Schlachten fanden statt, wenn eine Raubzugstruppe umzingelt wurde; sowie bei offenen Eroberungskriegen, wo der verteidigende Staat lieber ein Heer gegen den Feind führte, als sich einfach belagern zu lassen. Ein großer Einfluss in dieser Philosophie war Vegetius, der in seinem einflussreichen Buch „De Re Militaris“ Feldherren empfahl, sich nur auf offene Schlachten einzulassen, wenn er sich des Sieges sicher war oder eine andere Wahl hatte – dies machte offene Schlachten eine Seltenheit im gesamten Hochmittelalter.

Vor der Schlacht

Vor der Schlacht versammelten sich der führende Feldherr (oft der König oder sein Konstabler) und sein Stab, welcher aus den größten und einflussreichsten Lehnsmännern bestand. Diese berieten sich über den allgemeinen Plan der Schlacht. Je nachdem, wie viel Einfluss und Autorität der führende Feldherr besaß, konnten sich langwierige Debatten entwickeln.

Insbesondere war es wichtig, sich auf Kommunikationsmethoden zu einigen – Kommunikation zwischen den verschiedenen Verbänden und Flanken war extrem schwierig, bevor dies später reglementiert wurde. Signale wurden vom Feldherr an die Truppen gegeben durch Trompetenstöße, dem Heben und Senken von Flaggen, laut gerufene Befehle, und berittene Boten. Diese geringe Effektivität öffnete Türen und Toren für Missverständnisse, verlorene Botschaften, und auch ignorierte Befehle.

Manchmal, besonders in großen Schlachten, musste ein Feldherr die Ritter von ihren Gefolgen trennen, um die Truppenteile – Kavallerie, Infanterie, Schützen – effektiver einzusetzen. Dies bedeutete, dass Ritter ihr Gefolge zeitweilig anderen Leuten unterstellen mussten; nach der Schlacht würden sich die Gefolgsleute wieder um ihre Ritter versammeln.

Zum Schlachtfeld hin marschierten die Soldaten in eng massierter Formation, um gegen überraschende feindliche Angriffe besser geschützt zu sein, und auch, um nicht unerwartet auseinanderzubrechen.

Während der Schlacht

Eine grundlegende Taktik war es, erst den Bogenschützen zu befehlen, Pfeile auf den Feind zu schießen, um etwaige Formationen und Schildwalle zu durchbrechen, bevor die schwere Reiterei (vor allem Ritter und Edelknechte, aber auch schwer bewaffnete, berittene Waffenknechte) auf den Feind losgelassen wurden. Die Infanterie würde dann nacheilen und der Kavallerie im Nachkampf beistehen – insbesondere war es wichtig, die Reiter vor Speerkämpfern zu beschützen.

Während der Schlacht wurden Heeresteile für alle außer den besten Feldherren mehr oder minder unkontrollierbar, und es gab nur noch wenig, was ein Feldherr tun konnte, wenn erst einmal Truppen miteinander Kontakt gefunden hatten – es war zu schwierig, Kommunikationen an die Linie weiter zu geben; Männer brachen nur sehr ungerne aus Kämpfen aus; und Feldherren selber fanden sich in Handgemengen verstrickt.

Am Ende einer offenen Schlacht war es fast unvermeidlich, dass eine der beiden Parteien floh – ein geordneter Rückzug war selten. Dies befähigte das siegreiche Heer, hinter dem besiegten Heer hinterherzureiten und die Infanterie niederzumachen.

Nach der Schlacht

Nach der Schlacht lösten sich die Heeresteile auf. Viele Soldaten brachen schon in den Endstadien der Schlacht los, um Beute machen zu können. Dies führte manchmal dazu, dass ein schon besiegtes Heer sich wieder sammeln und eine Konterattacke starten konnte. Es war auch wichtig, adlige Gefangene zu machen, um Lösegeld einsacken zu können.

Soldaten, die Beute und Gefangene gemacht hatten, kehrten nach der Schlacht wieder zu ihren Rittern zurück, sofern jene überlebt hatten. Oft befand sich nach einer Schlacht ein siegreiches Heer wieder in der Auflösung, weil die Männer nach Hause und ihre Beute in Sicherheit bringen wollten.Unter anderem aus diesem Grund waren offene Schlachten selten entscheidend und wurden nur selten durchgeführt.