Predigt

Aus Scriptorium

Grundsätzlich sind zwei Arten von Predigt zu unterscheiden: die Homilie und der Sermon. Während sich die erste mit der Auslegung eines Bibeltextes beschäftigt, hat letzterer ein bestimmtes Thema zum Gegenstand (Themapredigt).

Die Predigt war in den Anfängen auf die Klöster beschränkt und zielte auf die Belehrung der Mönchsgemeinschaft. Die grundlegende Predigtkompetenz der Bischöfe ging schon in der Antike an Gemeindepfarrer weiter mit dem Auftrag, die Laien im Glauben zu unterweisen, die Heilige Schrift zu verkünden und auszulegen, sowie die Gläubigen durch fromme Erzählungen aufzurichten. Die Predigt konnte Teil der Liturgie sein oder außerhalb der Kirche (zum Beispiel bei einer Mission, vor einer Schlacht oder bei einem Aufruf zu einem Kreuzzug) vorgetragen werden.

Waren Predigten ursprünglich überwiegend in Latein gehalten worden, so verfügten Konzilsbestimmungen schon im Frühmittelalter, dass Predigten vor Laien in den Volkssprachen zu halten seien. Für die weniger gebildeten oder geringer rhetorisch begabten unter den Predigern gab es Predigtsammlungen, in denen Musterpredigten, geordnet nach den Festen des Kirchenjahres, zusammengetragen waren. Formal und inhaltlich standen die Predigten der gelehrten Theologen, die mit ihrem Bibelwissen und ihrer scholastischen Bildung brillierten, weit über denen der Mehrzahl der Volksprediger. Unter den Buß-, Kreuzzugs- und Ablasspredigern fanden sich eindrucksvolle Persönlichkeiten, die das Volk aufzurütteln und mitzureißen verstanden.

Auch Laienprediger – nicht zuletzt wegen ihres teilweise vorbildlichen, apostolischen Lebenswandels – fanden große Anhängerschaft beim Volk. Diese wurden von der Kirche aber argwöhnisch beäugt und gerieten oft unter dem Verdacht und dem Vorwurf, Ketzerei zu betätigen.

Mittelalterliche Prediger beschränkten sich nicht immer auf geistliche Themen, sondern kommentierten manchmal auch weltpolitische Gegenstände - besonders wenn die Kirchenpolitik betraf.