Würfel

Aus Scriptorium

Das Würfelspiel war, im Gegensatz zu Brett- und Kartenspielen, von Anfang an auch ein Spiel des gemeinen Volkes. Die Germanen hatten es durch die Römer kennengelernt, und bis ins hohe Mittelalter, als daneben das Kartenspiel aufkam, klapperten trotz Verbots durch weltliche und kirchliche Obrigkeiten an Höfen und in Klöstern, auf Friedhöfen, in Schenken und Kemenaten die "Schelmensteine" aus Stein, Holz, Knochen oder Elfenbein. Da zumeist um Geld und Gut gespielt wurde, gab es genügend Falschspieler, die mit präparierten Würfeln ihrem Glück nachhalfen.

Gegen das lästerliche Spielen um Geld und Gut ergingen – schon um die Spieler vor wirtschaftlichen Ruin zu schützen – immer neue Verbote mit manchmal drakonischen Strafandrohungen, von denen neben den Spielern selbst auch die Wirte betroffen waren, die das Würfeln in ihrer Schänke geduldet hatten.

Für regelgerechte ("echte") Würfel wurden folgende Bestimmungen erlassen: sie mussten gleichlange und rechtwinklig aneinanderstoßende Kanten haben, die Augen hatten deutlich erkennbar und richtig angeordnet zu sein und die Masseverteilung hatte gleichmäßig zu sein, sodass die Würfel nicht etwa vorzugsweise auf eine bestimmte Seite fielen.

Regeln

Es gab sehr viele unterschiedliche Regeln für das Würfelspiel. Hier werden die Regel für eines der beliebstesten Würfelspiele, Paschen, angeführt.

Ein Spieler, der Bankhalter, setzt einen bestimmten Betrag (den Banco), die anderen Spieler setzen dagegen.

Möchte ein Spieler alleine einen Einsatz in der Höhe der Banksumme tätigen, so ruft er „Banco“, die Einsätze der übrigen Spieler werden sodann zurückgewiesen.

Will niemand Banco spielen, so darf die Vorhand, das heißt der Spieler zur Rechten des Bankhalters, als erster setzen.

Setzen die Gegenspieler insgesamt mehr als in der Bank liegt, so werden die überschüssigen Einsätze zurückgewiesen. Setzen die Gegenspieler jedoch insgesamt weniger als in der Bank liegt, so wird der überschüssige Betrag dem Bankhalter zurückerstattet.

Sind die Einsätze gemacht, so wirft der Bankhalter drei Würfel.

  • Wirft der Bankhalter elf oder mehr Augen, so gewinnt der Bankhalter, davon leitet sich der französische Name passe-dix (dt. überschreite zehn) ab.
  • Wirft der Bankhalter zehn oder weniger Augen, so gewinnen die Gegenspieler im Verhältnis 1:1

Manchmal wird so gespielt, dass Würfe mit drei verschiedenen Augenzahlen nicht gewertet und wiederholt werden.

Verliert der Bankhalter, so muss er die Bank an seinen rechten Nachbarn abgeben; es sei denn, er hat ein Tripel (Jungfernpasch) geworfen, in diesem Fall darf der Bankhalter, wenn er möchte, ein neues Banco setzen und die Würfel behalten.

Gewinnt der Bankhalter, so darf er weiterhin die Bank halten, aber vorläufig nichts daraus entnehmen, es sei denn, er hat mit einem Tripel gewonnen. Gibt er jedoch die Bank ab, so gehört der Bankinhalt natürlich dem Bankhalter.