Tagesablauf: Unterschied zwischen den Versionen

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Muslime beten zu dieser Zeit das [[Salat|Asr-Gebet]], das etwa 15 Minuten dauert, und dem oft eine kleine Jause folgt.
 
Muslime beten zu dieser Zeit das [[Salat|Asr-Gebet]], das etwa 15 Minuten dauert, und dem oft eine kleine Jause folgt.
  
==16—17 Uhr - Undezim==
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Wenn die Meister nicht schon mit ihrer Arbeit abgeschlossen haben, tun sie es jetzt. Es bleiben aber die Gasthäuser und Schänken offen, welche um diese Zeit schon von den Leuten, die mit ihrer Arbeit Schluss gemacht haben, frequentiert werden. Es wird [[Schach]] gespielt, aber auch anderen [[Brettspiele]] und auch Spiele mit Kugeln und Kegeln wurden gespielt. Andere Männer versammelten sich in Hinterhöfen, um dort die Kunst des Bogenschießens oder des Armbrustschießens zu üben - Kenntnisse darüber sind nützlich im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung, sei es mit Feinden des Königreichs oder im kleineren Rahmen. Hinter den Kulissen jedoch geht in den Handwerksstätten die Arbeit bei so manchen weiter, auch wenn der Verkaufsladen an sich geschlossen hat. Adlige derweil versammeln sich im großen Saal ihrer Anwesen oder Häuser. Wenn ein fahrender Sänger oder Erzähler zu Gast ist, ist es nun an der Zeit für diesen, seine Geschichten oder Lieder preis zu geben.
 
Wenn die Meister nicht schon mit ihrer Arbeit abgeschlossen haben, tun sie es jetzt. Es bleiben aber die Gasthäuser und Schänken offen, welche um diese Zeit schon von den Leuten, die mit ihrer Arbeit Schluss gemacht haben, frequentiert werden. Es wird [[Schach]] gespielt, aber auch anderen [[Brettspiele]] und auch Spiele mit Kugeln und Kegeln wurden gespielt. Andere Männer versammelten sich in Hinterhöfen, um dort die Kunst des Bogenschießens oder des Armbrustschießens zu üben - Kenntnisse darüber sind nützlich im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung, sei es mit Feinden des Königreichs oder im kleineren Rahmen. Hinter den Kulissen jedoch geht in den Handwerksstätten die Arbeit bei so manchen weiter, auch wenn der Verkaufsladen an sich geschlossen hat. Adlige derweil versammeln sich im großen Saal ihrer Anwesen oder Häuser. Wenn ein fahrender Sänger oder Erzähler zu Gast ist, ist es nun an der Zeit für diesen, seine Geschichten oder Lieder preis zu geben.

Version vom 13. Juli 2021, 15:49 Uhr

Dieser Artikel beschreibt den typischen Ablauf eines Wochentages aus der Perspektive von verschiedenen Menschen des Mittelalters. Die Zeiten werden dabei in moderner und in mittelalterlicher Zeitrechnung angegeben. Im Mittelalter waren Minuten und Sekunden zwar schon bekannt, aber nicht im allgemeinen Gebrauch - eher sagte man z.B. eine Viertelstunde als 15 Minuten, oder ein Augenblick statt eine Sekunde.

Jede Stunde des Tages hat in diesem Kapitel ihr eigenes Kapitel. Ist die Tageszeit mit einem bestimmten christlichen, muslimischen oder jüdischen Gebet assoziiert, ist dies auch im Titel aufgeführt.

Zu beachten ist, dass die Zeitmessung nicht sehr genau war, und der Tag mit Sonnenaufgang begann und mit Sonnenuntergang endete. Daher konnte die Mette im Sommer um halb drei sein und das Komplet um acht; im Winter hingegen war die Mette um halb fünf und das Komplet um 6. Hier wird die Zeit zu einer Tagundnachtgleiche angegeben.

Mitternacht bis 1 Uhr

Zu dieser Zeit ist niemand außer Haus außer ein paar müde Mitglieder der Garnison, die zum Wachtdient eingespannt sind, ein paar vereinzelte Nachtwachen, die von verschiedenen Nachbarschaften organisiert worden sind, und natürlich kriminelle Elemente. Die meisten Menschen schlafen; aber einige Haushalte – besonders in den langen Nächten des Winters – wachen um diese Zeit für eine Stunde auf, um das Feuer anzuheizen, sicher zu stellen, dass alles abgeschlossen ist, Geschichten zu erzählen, und Geschlechtsverkehr zu haben.

1-2 Uhr

Die Stadt befindet sich im Tiefschlaf – eine perfekte Zeit für Diebe und Einbrecher.

2-3 Uhr - Nachtfeier

Gedämpft und vergleichsweise leise klingen Glocken durch die Stadt. Klöster und Kirchen feiern zu dieser Zeit die Nachtfeier – der erste Teil der Mette. Diese Nachtfeier ist das erste verpflichtende Gebet für Geistliche und die Oblaten der geistlichen Orden. Hier wird um die Gesundheit der königlichen Familie, und für das Seelenheil der Toten, gebetet.

3-4 Uhr

Um diese Zeit stehen die ersten Jerusalemer, die keine Geistlichen sind, auf. Es handelt sich dabei um Leute wie zum Beispiel Bäcker, welche aufstehen müssen, um zu beginnen, Brote zu backen, damit jene rechtzeitig bis zum Morgen fertig gebacken, aber noch frisch sind. Auch Diener müssen oft schon um diese Zeit aufstehen - Häuser wollen eingeheizt, Böden gekehrt und Wäsche gewaschen werden.

4-5 Uhr – Frühmesse / Fadschr / Schacharit

Um 4 Uhr, beim ersten Anbruch des Tageslichtes, stehen die meisten Menschen auf. Deutlich lauter als zur Nachtfeier schlagen die Glocken der Kirchen und mahnen zur Frühmesse. Die Nachtwache hört zu dieser Uhrzeit auf.

Die Christen Jerusalems drängen sich noch vor dem Frühstück in die Kirche oder die Kapelle, um sich die Frühmesse, die etwa um 4.30 beginnt, anzuhören. Über die Arbeitswoche hinweg ist die Frühmesse, auch Laudes (Gotteslob) der wichtigste Gottesdienst - mit ihm beginnt jeder mittelalterliche Mensch den Tag. Aber auch schon der beste Christ hat schon mal die Frühmesse verschlafen.

Muslime derweil stehen ungefähr zur selben Zeit auf, um das erste ihrer fünf täglichen Gebete, das Fadschr-Gebet, zu beten. In muslimischen Städten rufen die Muezzine von den Minaretten herab zum Gebet auf; in den meisten von Christen kontrollierten Städten ist dies jedoch nicht gestattet. Am Freitag versammeln sich alle Muslime zum Fadschr-Gebet gemeinschaftlich in der Moschee; an anderen Tagen ist es in Ordnung, das Gebet zu Hause zu vollführen.

Juden stehen ebenfalls um diese Zeit auf, um das Schacharit-Gebet, das jüdische Morgengebet, zu beten. Üblicherweise wird dies zu Hause getan; am Samstag wird dafür die Synagoge vorgezogen.

5-6 Uhr

Um diese Tageszeit sind die Morgengebete der drei Religionen Jerusalems vollendet. Die Einwohner Jerusalems frühstücken. Das typische Frühstück ist recht schlicht gehalten – nicht viel mehr als Brot, Wasser und eventuell ein paar Früchte. Manche Jerusalemer überspringen es sogar komplett.

6-7 Uhr - Prim

Die Sonne geht auf, und das Leben schwappt über die Stadt herein. Hell läuten die Glocken der Stadt zur Prim und zeigen somit an, dass der Handel, der Markt und die Arbeit eröffnet hat. Läden werden aufgemacht, Theken ausgefahren, und die Handwerker beginnen an ihren Arbeiten herumzuwerkeln oder lautstark Kunden anzuwerben. Der Marktvogt beginnt die Inspektion der Märkte und Läden. Das Bürgergericht findet sich zusammen, sodass die Schöffen und der Vizegraf Urteile zu fällen beginnen kann. Edelleute benutzen oft diese Zeit, um mit den Amtsleuten ihres Haushaltes zu sprechen - zum Beispiel mit Vögten oder ihrem Seneschall. Edeldamen sind um diese Zeit oft mit Sticken beschäftigt. Ritter und Waffenknechte verbringen diese Zeit, wenn sie nichts anderes zu tun hatten, mit Waffenübungen.

Geistliche und Oblaten beten zu dieser Zeit, pünktlich zum Glockenschlag, die Prim, die erste der sogenannte „kleine Horen“ – ein relativ kurzes Gebet, in welchem Gott um Hilfe angebetet wird.

7-8 Uhr - Sekund

Die Prim der Geistlichen ist bis spätestens jetzt abgeschlossen. Im Johanniterorden pflegen sich die Ordensleute um die Kranken, und die Templer begannen ihre Waffenübungen. Die Benediktinerinnen widmen sich Gartenarbeiten oder dem Lesen und Schreiben.

8-9 Uhr – Terz

Die Kirchenglocken schlagen, und die Geistlichen beten die Terz, den vierten Gottesdienst und den zweiten der kleinen Horen. Manche Händler und Handwerker dürfen erst jetzt mit dem Verkauf von Waren anfangen - mit dieser Gewerbeeinschränkung konnten Leute, die gegen eine Regulation verstoßen hatten, sehr effektiv bestraft werden. Die Sitzung des Bürgergerichts dürfte bis jetzt abgeschlossen sein - wobei sich die Sache manchmal etwas zieht.

9-10 Uhr - Quart

Spätestens jetzt sollte die Sitzung des Bürgergerichts abgeschlossen sein - die Schöffen können nach Hause eilen, um dort ihr Gewerbe aufzunehmen. Die Mönche und Nonnen nehmen das Studium ihrer Bücher wieder auf, oder beschäftigen sich mit Gartenarbeit oder Krankenpflege.

10-11 Uhr – Quint

Diese Tageszeit wird die Quint genannt; um diese Zeit erstirbt das Markttreiben und das Geklirr der übenden Krieger - es ist üblich, dass es jetzt Mittagessen gibt. Der Haushalt, egal ob im Kreise der Familie, einem Soldatenband oder einem geistlichen Orden, isst zusammen. Das Mittagessen ist sehr reichhaltig und die Hauptmahlzeit des Tages. Manchmal gibt es auch Gäste - für Angehörige des Adels gilt das Unterhalten von Gästen beim Mittagessen für besonders fein und ehrenhaft. Manche Leute aber haben keine Frau und auch keine Diener, die ihnen das Essen machen, und daher müssen sie zu den Garküchen des Malquisinats gehen, um dort ihren Hunger zu stillen.

11-12 Uhr – Sext

Das Mittagessen ist zu Ende, und das Markttreiben nimmt wieder seinen Gang. Adlige vertreiben sich die Zeit mit der Beizjagd oder der Jagd mit Hunden, oder aber, wenn das Wetter nicht gut ist, mit Schach oder Würfelspielen -der auch, bei gebildeten Leuten, mit Literatur.

Um diese Zeit schlagen auch abermals die Kirchenglocken, denn die Geistlichen beten die Sext zu Mittag. Die Sext ist die dritte der kleinen Horen.

12-13 Uhr – Septim / Dhuhr / Mincha

Nach der Sext dürfen die Mönche und Nonnen einen kleinen Mittagsschlaf halten. Auch die Angehörigen der Dienerschaft können das - sofern alle Überreste des Mittagessen abgeräumt sind. Das ist sehr willkommen, da Diener früh aufstehen müssen. Das Markttreiben nimmt weiter seinen Gang.

Muslime beten um diese Zeit das Dhuhr-Gebet. Es dauert etwa 15 Minuten.

Juden, derweil, beten nach dem Mittagessen das Mincha-Gebet – wörtlich aus Hebräischen übersetzt heißt dies Darbringung, da es sich aus einem Opferritual entwickelt hatte.

13-14 Uhr - Oktav

Mönche und Nonnen, sowie Diener, müssen wieder weiterarbeiten.

14-15 Uhr - Non

Die Kirchenglocken schlagen abermals, und die Geistlichen beten die Non, die letzte der kleinen Horen für den heutigen Tag. Die allerersten Läden beginnen zu schließen. Vor allem sind das Handwerksläden, die einen großen Bestellungsrückstand haben, und deren Meister in Ruhe die Bestellungen fertig stellen wollen.

15-16 Uhr – Dezim / Asr

Immer mehr Läden schließen zwischen Dezim und Undezim. Der Marktvogt kann seine Arbeit für heute beenden. Hinter den Kulissen aber arbeiten Handwerker oft weiter, vor allem wenn sie bei Aufträgen im Rückstand sind. Adlige derweil kehren von ihren Jagden zurück, wenn sie solche unternommen haben. Sie machen die Bahn frei für nicht-adlige Beizjagd-Enthusiasten, die nun ihrerseits mit ihren weniger wertvollen Jagdvögeln auf die Beiz gehen können.

Muslime beten zu dieser Zeit das Asr-Gebet, das etwa 15 Minuten dauert, und dem oft eine kleine Jause folgt.

16-17 Uhr - Undezim

Wenn die Meister nicht schon mit ihrer Arbeit abgeschlossen haben, tun sie es jetzt. Es bleiben aber die Gasthäuser und Schänken offen, welche um diese Zeit schon von den Leuten, die mit ihrer Arbeit Schluss gemacht haben, frequentiert werden. Es wird Schach gespielt, aber auch anderen Brettspiele und auch Spiele mit Kugeln und Kegeln wurden gespielt. Andere Männer versammelten sich in Hinterhöfen, um dort die Kunst des Bogenschießens oder des Armbrustschießens zu üben - Kenntnisse darüber sind nützlich im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung, sei es mit Feinden des Königreichs oder im kleineren Rahmen. Hinter den Kulissen jedoch geht in den Handwerksstätten die Arbeit bei so manchen weiter, auch wenn der Verkaufsladen an sich geschlossen hat. Adlige derweil versammeln sich im großen Saal ihrer Anwesen oder Häuser. Wenn ein fahrender Sänger oder Erzähler zu Gast ist, ist es nun an der Zeit für diesen, seine Geschichten oder Lieder preis zu geben.

17-18 Uhr > Duodezim / Vesper / Maghrib

Die letzten Meister schließen ihre Arbeit ab und schließen sich den anderen in den Gaststätten an. Die Kirchenglocken schlagen abermals, und die Mönche beten die Vesper, den Abendgottesdienst.

Muslime beten zu dieser Zeit den Maghrib, das Gebet, welches ein Musliim zu absolvieren hat, wenn es draußen beginnt, dunkel zu werden.

18-19 Uhr

Um 6 Uhr geht die Sonne unter. Der Sonnenuntergang zeigt die Zeit für das Abendessen an, welches sich ein jeder Mann von seiner Frau erwartet, wenn er von seiner Schänke, seinen Bogenschützenübungen oder seiner Beiz nach Hause kommt. Auf dem syrischen Platz beginnt nun möglicherweise eine Aufführung von fahrenden Leuten, die Gauklereien sowie Theaterstücke aufspielen. Manchmal ist das ein ungeordneter Klamauk, welcher in kompletten Unfug degeneriert. Wie dem auch sei, die Leute lieben es.

19-20 Uhr – Komplet / Ischa / Maariv

Die Kirchenglocken schlagen abermals, und die Mönche beten das Komplet. In den Familien wird diese Zeit benutzt, um zusammen zu sitzen und sich Geschichten zu erzählen oder sich über den heutigen Tag auszutauschen. Die Gaststätten schließen, denn es wird als extrem unfein gesehen, noch jetzt zu dieser Zeit zu trinken. Leute, die morgen früh aufmüssen, gehen jetzt ins Bett.

Muslime enden den Tag mit dem letzten Gebet des Tages, dem Ischa – dies wird gebetet, wenn es komplett dunkel geworden ist.

Juden derweil beschließen den Tag mit dem Maariv-Gebet, dem jüdischen Abendgebet

20 Uhr bis Mitternacht - Nachtwache

Die Leute gehen ins Bett. Es ist wichtig, zu festen Tageszeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen, denn es gab noch keine Wecker und es war notwendig, den geeigneten inneren Rhythmus zu haben, um nicht zu verschlafen - wobei die Glocken am Morgen dabei helfen.

In der Nacht sind die Nachtwachen unterwegs. Diese bestehen aus Bürgern der Nachbarschaft, die sich dazu bereit erklären, in der Nacht schichtenweise mit einer Fackel herumzugehen und Ausschau zu halten nach Feuern, Übeltätern oder sonstigen Anomalien.