Kutama
Die Kutama-Soldaten stellten einen besonders prestigeträchtigen Heeresteil bei den Fatimiden dar, welcher die leichte Kavallerie bildete. Dieses Prestige kommt von der historischen Bedeutung der Kutama-Berber bei der Staatsgründung der Fatimiden. Die Kutama waren die ersten, die von den Fatimiden zum ismailitischen Schiitismus konvertierten, und den ersten Kalifen, Abdullah Al-Mahdi Billah, als solchen anerkannten. Es war dank der von ihm aufgestellten Kutama-Regimente, dass seine Nachfolger Ägypten erobern konnten. Die Berber ließen sich daraufhin in Ägypten nieder, sodass sie den Fatimiden auch nach dem Verlust von Tunesien und Libyen zur Verfügung stehen.
Herkunft
Ursprünglich stammen die Kutama aus dem Gebiet des heutigen Tunesiens. Später wanderten die den Fatimiden treue Stämme nach Ägypten aus. Die Fatimiden verloren die ursprüngliche Heimat der Kutama; allerdings erblühte unter den Fatimiden eine bevölkerungsstarke Emigrationsgemeinde in Ägypten. Viele Kutama vermischten sich mit einheimischen Frauen; es gibt also viele Kutama, die hauptsächlich Araber sind, arabisch sprechen und mit ihren Vorfahren aus Tunesien nur gemein haben, dass sie weiterhin für die Fatimiden Soldaten desselben Stils stellen.
Rekrutierung
Es ist aufgrund ihrer historischen Bedeutung, dass die Kutama des Fatimidenheeres freie Leute sind, nicht etwa versklavt, und sich freiwillig in den militärischen Dienst begeben. Für die in Ägypten lebenden Kutama war der Heeresdienst ein Teil des Selbstverständnisses jenes Volkes, welches den Fatimiden nach Ägypten gefolgt war.
Jungen wurden von ihren Vätern in ihrer Kindheit in der Reitkunst sowie im Kampf mit Schwert und Speer unterwiesen, und traten bei ihrer Volljährigkeit in die Kutamaregimente ein.
Taktiken
Kutama agierten als die leichte Reiterei der Fatimiden – sie waren nützlich im Angriff auf leicht bewaffnete Truppen des Feindes, bei der Niedermachung fliehender Truppen, der Auskundschaftung von unvertrautem Terrain und für jähe Kavallerieangriffe, bei denen Flexibilität und Mobilität gefragt waren. Aufgrund ihrer leichten Bewaffnung waren sie aber verwundbar gegenüber Angriffe von schwer bewaffneten fränkischen Rittern.
Politischer Einfluss
Wie jedes Regiment der Fatimiden kämpften die Kutamas um politischen Einfluss, und versuchten, wichtige Ämter mit ihren Kandidaten zu besetzen. Während der Einfluss der Kutama im ersten Jahrzehnt der Fatimidenherrschaft unangefochten war, so reduzierte er sich danach – armenische Qaws-Truppen, nubische Abd-Truppen und türkische Mameluken begannen, auf Kosten der Kutama Macht zu gewinnen. Dem politischen Einfluss der Kutama wurden insbesondere 1073 und 1093 zwei schwere Schläge versetzt, als zahlreiche Kutama aus dem Heer entlassen wurden, und das Kutama-Korps in seiner Anzahl sehr reduziert wurde.
Ausrüstung
Die Kutama waren leichte Kavalleriesoldaten. Ihre Pferde waren wendige, schnelle und sorgsam gezüchtete Berberpferde, welche sich durch Ausdauer, Mut, Leistungsbereitschaft, Treue und Temperament auszeichneten, und somit für den Kampfeinsatz sehr gut geeignet waren.
Kuatama waren ausgerüstet mit einem Speer, welches etwas länger war als ein Mensch und perfekt geeignet war, um vom Pferd aus eingesetzt zu werden. Zugleich trugen Kutama auch Schwerter, welche sie für den Nahkampf nutzen. Die Kutama trugen auch ein längliches, sechseckiges, oft mit Stammesfarben bemalten Schild.
Die Rüstung der Kutama war leicht. Statt eines Metallhelmes trugen sie einen Tagelmust – eine Art wattierter, übergroßer Turban, welcher um den gesamten Kopf gewickelt wurde und nur das Gesicht frei ließ. Bei einem Sandsturm konnten sich die Kutama den Tagelmust übers Gesicht ziehen, um vorm Sturm geschützt zu sein. Der Tagelmust diente auch als Schutz gegenüber stumpfe Hiebe. Die Kutama trugen weiße Hosen und eine mit Stammesfarben bestickte Robe, über welcher sie ein wattiertes Wams anhatten, welches Schläge abfederte und auch recht effektiv gegenüber Pfeile war. Zusätzlich trugen die Kutama farbenfrohe Umhänge, in deren Pracht sie umeinander konkurrierten. An den Füßen trugen sie Reiterstiefel.