Kalif

Aus Scriptorium

Der Kalif ist das Staatsoberhaupt eines Kalifats. Abgeleitet wird das Wort vom arabisch "Kalifa", was Nachfolger bedeutet. Ähnlich wie der Papst sich als Nachfolger des Petrus sieht, sahen sich die Kalifen als politischen Nachfolger von Mohammed. Damit einher ging auch das Anspruchsrecht über die alleine Herrschaft über alle Muslime - auch wenn dies seit dem Zerfall des Ummayyadenreichs 750 nicht mehr der Realität entspricht. Tatsächlich gab es im 12. Jahrhundert, neben einer großen Menge an unabhängigen muslimischen Sultanaten, Königreichen und Emiraten, zwei Kalifen.

Der Kalif von Bagdad war der spirituelle Anführer der sunnitischen Muslime. Er war machtlos und sein Amt war weitestgehend nur zeremoniell und spirituell. Die wahre Macht im Iraq, Persien und Syrien hielt der Sultan der Seldschuken inne - auch wenn die Seldschuken schon seit vor den Kreuzzügen sich in lauterlei Bürgerkriegen bekämpfen.

Der Kalif von Kairo hingegen, der spirituelle Anführer aller ismailitischen Schiiten, herrschte über das Fatimidenkalifat, welches ein reiches, mächtiges und unabhängiges Land war - auch wenn es seinen Zenit schon überschritten hat. Die Macht des Kalifen hängt von seiner Persönlichkeit ab - wenn er kompetent und durchsetzungsfähig ist, regiert er allein; ist er jedoch schwach und nicht am Regieren interessiert, übernimmt dies der Wesir, eine mächtige Figur im Kalifat.