Gerber
Ein Gerber war zuständig für das Gerben von Leder. Tierhäute im Rohzustand sind für Bearbeitung durch Schuster und Kürschner nicht geeignet; aus ihnen muss erst durch Gerben Leder hergestellt werden. Der Beruf des Gerbers ist nicht hoch angesehen, aber dennoch sehr wichtig für die mittelalterliche Gesellschaft, die sehr auf Produkte wie Leder angewiesen war.
Arbeitshergang
Vor der Bearbeitung werden Häute eingesalzen, um ihnen Feuchtigkeit zu entziehen und Fälnis zu vermeiden. Eingesalzene Häute werden nach diesem Vorgang mehrere Tage lang trocken gelagert, bevor sie weiter verarbeitet werden können.
Häute werden zuerst gewaschen, dann werden die Haare mit Urin gelöst, und anschließend wird die Haut vom Gerber und seinen Lehrlingen mit einem stumpfen, rundlichen Schaber von den Haaren befreit. Fleischreste werden mit einem gebogenen Messer entfernt. Die Haut muss dann weich gemacht werden, indem sie in kaltem Hühner- oder Taubenkot eingerieben wird - zur Not aber tut es auch warmer Hundekot.
Oft wurde der Kot vermischt mit Wasser, in welchem die Haut geknetet wurde. Dies wurde erreicht, indem die Haut in ein seichtes Gefäß, gefüllt mit der Kot-Wasser-Mischung, versenkt wurde, und der Gerber es dann mit Füßen bearbeitete.
Anschließend wird die Haut versenkt in einer säurehaltigen Flüssigkeit, welche durch gegärte Kleie hergestellt wurde. Dies war dazu da, um das Leder von Rückständen von Kot und Urin zu reinigen.
Für besonders feines Leder muss die Haut dann abermals mit einem speziellen Messer rasiert werden.
Anschließend geht das Leder zurück, um in einer Reihe von Bädern aus Rinden und Blättern gestärkt zu werden. Das erste ist alt und abgestanden, das zweite frisch und grün. Das dritte Bad ist zum Lagern - die Häute werden in eine Grube gelegt; zwischen ihnen liegen zerstoßene Rinden. Die Grube wird dann durch einen Blätter- und Rindensud angefüllt und nun, je nach Hautart, für Wochen oder gar Monate liegen gelassen.
Wenn das Leder von dort herausgeholt wird, wird es getrocknet und ist dann bereit, auf den Markt zu kommen.
Gerber waren oft damit beschäftigt, Kot, Rinden und Blätter zu sammeln. Außerdem waren sie berüchtigt dafür, Töpfe vor ihre Werkstätten zu stellen, damit Vorbeigehende dort ihren Urin ablassen konnten.
Ausbildung
Die Ausbildung zum Gerber war insbesondere hart aufgrund der Tatsache, dass Lehrlinge oft die ekligsten Arbeiten verrichteten - sie mussten Kot sammeln, die Häute in Urin tunken und herausholen, und in langwieriger Arbeit Rinden zerstoßen und Haare entfernen. Die Ausbildung dauerte normalerweise 6 bis 8 Jahre.
Werkstatt
Die Werkstatt hatte oft einen Innenhof, in welchem die verschiedenen Flüssigkeiten in Gefäßen unterschiedlicher Größe aufbewahrt wurden, der durch eine Mauer vom Ladenbereich abgegrenzt war - denn die Kunden sollten nicht von allzu bestialischem Geruch abgeschreckt werden. Jede Gerberei hatte auch Werkzeuge parat - Messer und Schaber vor allen Dingen.