Exorzismus

Aus Scriptorium

Der Exorzismus war die Austreibung böser Geister aus Besessenen, aber auch aus Örtlichkeiten oder Gegenständen. Hier war der Berührungspunkt zwischen Religion under Aberglaube besonders stark; magische Praktiken wurden häufig in die Handlung mit eingebaut.

Ein Arzt musste vor Beginn einer Austreibung feststellen, dass keine natürliche Geisteskrankheit zugrunde lag. Sodann wurde der Besessene durch Fasten, Beichte, Diät und Gebete vorbereitet, soweit dies sein Zustand erlaubte. Er musste Wallfahrten machen und Almosen geben. Erst dann erfolgte das eigentliche Ritual.

Der Exorzist (der zumindest eine kirchliche Weihe erhalten haben musste) umschlang den Hals des Patienten, in schweren Fällen auch weitere Körperteile, mit seiner Stola und sprach die Formel: "Fahre aus, du unreiner Geist, und gib Raum dem Heiligen Geist". Dazu kamen Gebete, Befragung des bösen Dämons über den Besessenen, Weihwasser-und Salbölanwendungen, Haarescheren (im Haarschopf nisteten die Dämonen mit Vorliebe), in besonders schweren Fällen gänzliche Entkleidung (auch in den Kleidern pflegten sich Dämonen zu verstecken), Bekreuzigung, Eingabe von exorziertem Salz, Kerzenschein, Glockengeläut, Kommunion, geweihte Bäder, körperliche Züchtigungen sowie Gebete und Weihehandlungen von weiteren Anwesenden. Der solchermaßen genötigte Dämon entwich - so zumindest die Theorie - üblicherweise unter widerlichem Gestank durch die Nasenlöcher oder andere Körperöffnungen, und suchte eine neue Heimstatt, sei es im nächsten Menschen, in Fledermäusen oder Fliegen.

Nicht immer war der Exorzist erfolgreich bei der Dämonenaustreibung. In vielen Fällen erwies sich der Dämon als widerspenstig oder gänzlich resistent. Je öfter der Exorzist zum Erfolg kam, desto weiter verbreitete sich sein Ruf, und desto größer wurde sein Ansehen.

Dämonenaustreibungen wurden außer von kirchlich bestellten, offiziellen Exorzisten auch von Zauberern und Wunderdoktoren betrieben. Deren Vorgehensweise und Erfolge dürften sich kaum von denen der Ersteren unterschieden haben.