Abendländische Medizin: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Scriptorium
(Die Seite wurde neu angelegt: „Die abendländische Medizin als akademische Disziplin (im Gegensatz zur traditionellen Heilkunde) basierte auf den Werken der Antik…“)
 
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die abendländische Medizin als akademische Disziplin (im Gegensatz zur [[Traditionelle Heilkunde|traditionellen Heilkunde]]) basierte auf den Werken der Antike, vor allem der griechischen Ärzte Galen und Hippokrates. Deren Thesen besagte, dass der menschliche Körper 4 Körpersäfte beinhaltete - Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle - welche im Verhältnis zu den 4 Elementen - Erde, Luft, Feuer und Wasser - standen. Die vorherrschende Lehrmeinung war, dass die Gesundheit eines Patienten durch das Ausbalanzieren der Körpersäfte, und das Regulieren von Luft, Essen, körperliche Betätigung, Schlaf, Körperausscheidungen und Emotionen, wiederhergestellt werden konnte. Ärzte empfahlen auch oft riskante Eingriffe wie den Aderlass zur Wiederherstellung der Balance der Körperflüssigkeiten.
+
Die abendländische Medizin als akademische Disziplin (im Gegensatz zur [[Traditionelle Heilkunde|traditionellen Heilkunde]]) basierte auf den Werken der Antike, vor allem der griechischen Ärzte Galen und Hippokrates. Deren Thesen besagte, dass der menschliche Körper 4 Körpersäfte beinhaltete - Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle - welche im Verhältnis zu den 4 Elementen - Erde, Luft, Feuer und Wasser - standen. Diese hatten 4 Aspekte - kalt, warm, trocken und nass. Erde war trocken und kalt; Feuer war trocken und warm; Wasser war nass und kalt; und Luft war nass und warm. Die vorherrschende Lehrmeinung war, dass die Gesundheit eines Patienten durch das Ausbalanzieren der Körpersäfte, und das Regulieren von Luft, Essen, körperliche Betätigung, Schlaf, Körperausscheidungen und Emotionen, wiederhergestellt werden konnte. Ärzte empfahlen auch oft riskante Eingriffe wie den Aderlass zur Wiederherstellung der Balance der Körperflüssigkeiten.
  
 
Medizinisches Wissen, das von der Antike hergeleitet wurde, war den Klöstern und den [[:Kategorie:Bildung|Hochgebildeten]] vorbehalten. Für gewöhnliche Leute war es schwer, einfach an einen gelernten (teuren und fast nur in Städten oder Klöstern anzutreffenden) Mediziner zu gelangen - daher wandten sie sich oft an örtliche Leute mit meidzinischem Wissen, oft abgeleitet von traditionellem Wissen und praktischer Erfahrung.
 
Medizinisches Wissen, das von der Antike hergeleitet wurde, war den Klöstern und den [[:Kategorie:Bildung|Hochgebildeten]] vorbehalten. Für gewöhnliche Leute war es schwer, einfach an einen gelernten (teuren und fast nur in Städten oder Klöstern anzutreffenden) Mediziner zu gelangen - daher wandten sie sich oft an örtliche Leute mit meidzinischem Wissen, oft abgeleitet von traditionellem Wissen und praktischer Erfahrung.
Zeile 20: Zeile 20:
  
 
Medizin war meistens etwas, was Geistliche betrieben. Geistliche Hospitäler wie der [[Muristan]] kümmerten sich um die Alten und die Kranken, und profitierten von ausgebildeten Medizinern. Wo diese nicht halfen, wandten sich Kranke oft an die Heiligen, und besuchten Pilgerorte wie das Heilige Grab in Jerusalem in der Hoffnung auf eine wundersame Heilung.
 
Medizin war meistens etwas, was Geistliche betrieben. Geistliche Hospitäler wie der [[Muristan]] kümmerten sich um die Alten und die Kranken, und profitierten von ausgebildeten Medizinern. Wo diese nicht halfen, wandten sich Kranke oft an die Heiligen, und besuchten Pilgerorte wie das Heilige Grab in Jerusalem in der Hoffnung auf eine wundersame Heilung.
 +
 +
==Ärztliche Verordnungen==
 +
 +
In der mittelalterlichen Medizin wurden Patienten oft verordnet, Gegenstände zu sich zu nehmen, deren Aspekte das Gegenteil darstellten der Krankheit, welche sie hatten. Beispielsweise wurde schwarze Galle als nass und heiß angesehen - verordnet gegen eine Krankheit, die ein Arzt als Übermaß von schwarzer Galle diagnostizierte, wurden zum Beispiel Karotten verschrieben - Erde wurde als kalt und trocken gesehen, und Karotten wuchsen dort drinnen.
 +
 +
Ernährung wurde stets als großartige Medizin verschrieben, aber je nach Krankheitsbild und welche Aspekte vorwiegend waren, waren Ärzte auch der Meinung, dass körperliche Ertüchtigung, ein Wechsel der Umwelt, ein Wandel von Gewohnheiten (zum Beispiel in sexueller Hinsicht) und Aderlass eine gute Art war, einen Patienten zu heilen.
 +
 +
Hinzugabe und Wegnahme waren demnach Basis der mittelalterlichen Medizin. Was zuviel war an einem Element, musste entnommen werden, und gegensätzliches beigegeben werden, um einen Patienten zu heilen. Dieses Bild erschien mittelalterlichen Menschen selbstverständlich, und bis ins 16. Jahrhundert zweifelte diese Art von Medizin niemand an.
  
 
==Okkulte Heilungsarten==
 
==Okkulte Heilungsarten==

Aktuelle Version vom 29. Januar 2015, 01:52 Uhr

Die abendländische Medizin als akademische Disziplin (im Gegensatz zur traditionellen Heilkunde) basierte auf den Werken der Antike, vor allem der griechischen Ärzte Galen und Hippokrates. Deren Thesen besagte, dass der menschliche Körper 4 Körpersäfte beinhaltete - Blut, Schleim, Gelbe Galle und Schwarze Galle - welche im Verhältnis zu den 4 Elementen - Erde, Luft, Feuer und Wasser - standen. Diese hatten 4 Aspekte - kalt, warm, trocken und nass. Erde war trocken und kalt; Feuer war trocken und warm; Wasser war nass und kalt; und Luft war nass und warm. Die vorherrschende Lehrmeinung war, dass die Gesundheit eines Patienten durch das Ausbalanzieren der Körpersäfte, und das Regulieren von Luft, Essen, körperliche Betätigung, Schlaf, Körperausscheidungen und Emotionen, wiederhergestellt werden konnte. Ärzte empfahlen auch oft riskante Eingriffe wie den Aderlass zur Wiederherstellung der Balance der Körperflüssigkeiten.

Medizinisches Wissen, das von der Antike hergeleitet wurde, war den Klöstern und den Hochgebildeten vorbehalten. Für gewöhnliche Leute war es schwer, einfach an einen gelernten (teuren und fast nur in Städten oder Klöstern anzutreffenden) Mediziner zu gelangen - daher wandten sie sich oft an örtliche Leute mit meidzinischem Wissen, oft abgeleitet von traditionellem Wissen und praktischer Erfahrung.

Sterne und Planeten

Astonomie war unerlässlich für einen Mediziner, da man glaubte, dass die Bewegungen der Sterne zahlreiche Dinge auf der Erde beeinflusste, wie zum Beispiel das Wetter, das Wachsen der Ernte, den Persönlichkeiten von neu geborenen Kindern und der inneren Beschaffenheit von Menschen. Mediziner hatten oft spezielle Almanachen (oder Kalender) bei sich, welche eine illustrierte Sternenkarte beinhaltete, was es ihnen möglich machte, die Position von Sternen auszumachen, bevor eine Diagnose gemacht wurde. Viele dieser Almanachen enthielten Illustrationen, durch welche das Problem den Patienten veranschaulicht wurde. Oft stellten sie einen Mann dar, dessen Körperteile verdeutlichten, worüber ein gewisser Stern Einfluss haben konnte.

Studien der Astrologie wurden durch die Kreuzfahrer aus dem Arabischen übersetzt und wurden sehr schnell Bestandteil der medizinischen Praxis in Europa. Mediziner erachteten es als notwendig, die Position des Mondes zu berechnen, bevor die komplexe Eingriffe wie chirurgische Operationen oder Aderlässe vornahmen.

Urinproben

Eine wichtige Art, mit welcher ein Mediziner eine Krankheit feststellen konnte, war die Examinierung des Stuhls, des Blutes und insbesondere des Urins. Oft wurden Ärzte mit Urinflaschen in Verbindung gebracht, und mit solchen abgebildet. Medizinische Bücher enthielten Beschreibungen von Urin mit verschiedenen Tönungen, was dem Arzt helfen sollte, Diagnosen zu machen.

Wunde, Brüche und Läsionen

Die Behandlung von Wunden, Brüchen, Läsionen und Wüchsen oblag dem Wundarzt - oft war dies ein Barbier. Dieser war, anders als der akademische Mediziner, ein Handwerker, der manchmal unter Aufsicht eines Mediziners arbeitete, aber nicht selber Diagnosen erstellte. Mittelalterliche Wundärzte haben heute den Ruf, Quacksalber zu sein, was aber nicht unbedingt stimmte - viele waren geübt und fähig. Mittelalterliche Wundärzte waren beispielsweise imstande, komplizierte Schädelbrüche zu heilen - auch wenn das Überleben des Patienten bei so einem Bruch alles andere als garantiert war.

Medizin und die Kirche

Medizin war meistens etwas, was Geistliche betrieben. Geistliche Hospitäler wie der Muristan kümmerten sich um die Alten und die Kranken, und profitierten von ausgebildeten Medizinern. Wo diese nicht halfen, wandten sich Kranke oft an die Heiligen, und besuchten Pilgerorte wie das Heilige Grab in Jerusalem in der Hoffnung auf eine wundersame Heilung.

Ärztliche Verordnungen

In der mittelalterlichen Medizin wurden Patienten oft verordnet, Gegenstände zu sich zu nehmen, deren Aspekte das Gegenteil darstellten der Krankheit, welche sie hatten. Beispielsweise wurde schwarze Galle als nass und heiß angesehen - verordnet gegen eine Krankheit, die ein Arzt als Übermaß von schwarzer Galle diagnostizierte, wurden zum Beispiel Karotten verschrieben - Erde wurde als kalt und trocken gesehen, und Karotten wuchsen dort drinnen.

Ernährung wurde stets als großartige Medizin verschrieben, aber je nach Krankheitsbild und welche Aspekte vorwiegend waren, waren Ärzte auch der Meinung, dass körperliche Ertüchtigung, ein Wechsel der Umwelt, ein Wandel von Gewohnheiten (zum Beispiel in sexueller Hinsicht) und Aderlass eine gute Art war, einen Patienten zu heilen.

Hinzugabe und Wegnahme waren demnach Basis der mittelalterlichen Medizin. Was zuviel war an einem Element, musste entnommen werden, und gegensätzliches beigegeben werden, um einen Patienten zu heilen. Dieses Bild erschien mittelalterlichen Menschen selbstverständlich, und bis ins 16. Jahrhundert zweifelte diese Art von Medizin niemand an.

Okkulte Heilungsarten

Pateinten konnten in ihrer Verzweiflung auch zu unchristlichen Mitteln greifen. Die Grenzlinie zwischen dem Okkulten und der Meidzin war nicht immer offensichtlich im Mittelalter, und Mediziner versuchten sich oft an okkulten Praktiken, um Kranke entweder auf natürliche Art und Weise zu heilen (wie zum Beispiel durch Heilkräuter) oder aber durch die Benutzung von dämonischer Magie, welche versuchte, teuflische Unterstützung im Heilprozess zu erflehen.