Körperliche Krankheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine bakterielle Erkrankung des genitalen Bereiches, übertragen durch sexuellen Kontakt. | Eine bakterielle Erkrankung des genitalen Bereiches, übertragen durch sexuellen Kontakt. | ||
− | + | ''Symptome:'' (Männlich) Nach 2 bis 8 Tagen Inkubation leidet der Mann an Harndrang und Brennen beim Urinieren sowie Ausscheidung von Eiter. Die Prostata und die Samenblasen können sich entzünden und so zu Fieber und Harnsperre führen. (Weiblich) Nach 2 bis 8 Tagen Inkubation milde Entzündung der Harnröhre, muss aber keine Symptome zeigen. Wenn die Infektion sich zum oberen Geschlechtstrakt ausweitet, gibt es akutes Fieber und Bauchschmerzen. Bakterien können in den Blutkreislauf eintreten, und Infektionen in anderen Körperteilen verursachen, beispielsweise Arthritis. Die Frau erleidet Fieber und heiße, geschwollene, schmerzhafte Gelenke. | |
− | + | ''Resultat:'' Bei Männern hören die Symptome nach mehreren Wochen auf. Bei Frauen dauert es einen oder zwei Monate. Ernsthafte Infektionen können Unfruchtbarkeit für Männer und Frauen auslösen. | |
− | + | ''Anmerkung:'' Leute, die sich damit angesteckt haben, können die Krankheit nach einer Attacke noch nach Monaten weitergeben. Keine schöne Krankheit. | |
==Grippe (Influenza))== | ==Grippe (Influenza))== | ||
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+ | Eine akute, extrem ansteckende Virusinfektion des oberen Atemtrakts. Diese Krankheit verbreitet sich durch Einatmen. | ||
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+ | ''Symptome:'' Nach 1-2 Tagen stellt sich ein plötzlicher Anfall von Schüttelfrost und Fieber ein, sowie auch Kopfweh, Rückenweh, Muskelweh, und generelle Schmerzen. Schwäche, Entkräftung, Übelkeit, Augenschmerzen, geistige Verwirrung sind häufig anzutreffen. Nach 1-5 Tagen werden die Atemprobleme deutlicher - es gibt oft einen trockenen oder schmerzenden Hals, und eine kalte, laufende Nase. Schwere Komplikationen führen zu Bronchitis und Lungenentzündung. | ||
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+ | ''Resultat:'' Ein paar Monate Resistenz zu erneuerter Ansteckung. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Die Grippe war vor dem 14. Jahrhundert nur in Ausnahmefällen ein schweres Problem, auch wenn sie im Spätmittelalter eine Plage wurde. Da die Grippe sehr ansteckend ist, mündet sie oft in Epidemien, besonders im Winter. | ||
==Aussatz (Lepra)== | ==Aussatz (Lepra)== | ||
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+ | Eine bakterielle Infektion, verbreitet durch Einatmen oder Körperkontakt, die zu körperlichen Entstellungen führt. | ||
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+ | ''Symptome:'' Nach einer oft jahrelangen Periode von Latenz beginnen die Gesichtszüge sich zu verhärten und die Stimme wird heiser. Die Haut bricht auf und die Augen verfärben sich rot. Die Haut hat keine Empfindlichkeit für Kälte, berührung, und Schmerzen. Die Hände und Beine verlieren ihr Gefühl und Muskelschwäche und Lähmung setzt allmählich ein, üblicherweise im Gesicht und den Händen. Bei kleineren Verletzungen setzt oft Wundbrand ein, da sie unbemerkt bleiben. Oft werden die Leprakranken blind und ihre Nase fällt ab, während die Hände und Füße sich zu Krallen verformen. | ||
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+ | ''Resultat:'' Nach manchmal bis zu über 20 Jahren wird ein Leprakranker durch einen hässlichen, langsamen und freundlosen Tod von seinen Leiden erlöst. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Die Mehrheit der Menschen sind immun. Individuelle Resistenz verursacht eine große Variation in der Form und Geschwindigkeit der Krankheit. Die Krankheit nahm oft ihre schlimmsten Formen unter der Oberschicht an, da der Organismus Cholesterol als Wachstumsfaktor benötigt. Leprakranken ist es untersagt, mit nicht Erkrankten zu verkehren. | ||
==Sumpffieber (Malaria)== | ==Sumpffieber (Malaria)== | ||
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+ | Eine parasitische Krankheit, die sich über Mücken verbreitet. | ||
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+ | ''Symptome:'' Schüttelfrost, dann hohes Fieber und Kopfweh. Nach mehreren Stunden beginnt der Erkrankte schwer zu schwitzen, dann verschwinden Kopfweh und Fieber. Attacken kehren alle 48 Stunden zurück. Schwäche, manchmal auch Gedächtnisverlust. | ||
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+ | ''Resultat:'' Überlebbar. Nur wenige haben Immunität. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Sehr häufig in Südeuropa und der [[Levante]], aber auch anderen tiefliegenden Gebieten. Malaria ist italienisch und heißt "schlechte Luft", da man im Mittelalter denkt, da es dadurch ausgelöst wird. | ||
==Masern== | ==Masern== | ||
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+ | Eine milde, sehr ansteckende Krankheit, die über den Atemweg weitergegeben wird. | ||
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+ | ''Symptome:'' Nach 7-14 Tagen beginnen sich Symptome einzustellen, die einer Verkühlung ähneln (laufende Nase, trockener Husten, hohes Fieber, Schmerzen), sowie entzündete und sensible Augen. Beim dritten Tag erscheinen rote Punkte am Mund. Am nächsten Tag erlebt der Erkrankte einen roten Ausschlag, der erhaben und juckend ist. Er startet im Gesicht und breitet sich über den Körper aus. Fieber und Ausschlag schwinden nach ein paar Tagen. | ||
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+ | ''Resultat:'' Überlebbar. Komplikationen können Blindheit, Herzkrankheiten und Hirnschäden verursachen. Überlebende haben totale Immunität. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Kommt vor allem im späten Winter und frühen Frühling vor. Die Krankheit ist so alt, dass die meisten es überleben. Es ist vor allem eine Kindheitskrankheit, da die meisten Erwachsenen die Masern schon einmal erlebt haben. | ||
==Pest== | ==Pest== | ||
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+ | Eine bakterielle Infektion, die durch Flohbisse, vielleicht auch durch den Atemweg, weitergeben wird, und mehrere Formen annimmt. | ||
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+ | ''Symptome:'' (Beulenpest): Nach 2-6 Tagen tritt der Gewebstod rund um den Flohbiss ein, und Hitze und Schwellungen breiten dich zu den nächsten lymphnoden (Hals, Schoß, oder Armhöhlen) aus. Beulen können so groß wie Orangen werden, und sind sehr schmerzhaft. Kopfschmerzen, Fieber, Delirium. 20% dieser Form entwickelt sich zu Lungenpest. (Lungenpest) Weniger häufig aber ansteckender. Eine Lungenentzündung mit Husten und Niesen. (Blutpest) Selten: die Infektion verbreitet sich durch den Körper im Blut. Der Tod tritt zu schnell ein, als dass sich Beulen formen können. | ||
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+ | ''Resultat:'' Beulenpest: 50-70% Todesrate. Die anderen Formen sind fast immer tödlich. Keine Immunität. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Die Pest war eine der gefürchteten Krankheiten des Frühmittelalters. Die justinianische Pest des 6. Jahrhundert raffte eine enorme Anzahl an Menschen hinweg, und suchte Europa bis ins 8. Jahrhundert regelmäßig heim. Ab 750 trat sie aber plötzlich nicht mehr auf. Europa ist nun hoffentlich für alle Zeiten von der Pest befreit... oder doch nicht? | ||
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+ | ==Kindbettfieber== | ||
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+ | Eine bakterielle Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane nach einer Geburt. | ||
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+ | ''Symptome:'' Schüttelfrost, hohes Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit, mögliche Ausbreitung der Infektion zum Rest des Körpers. | ||
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+ | ''Resultat:'' Die Überlebenschancen hängen vom Typ der Bakterien ab, es kann fast alles sein. Tetanus und Wundbrand sind besonders schlecht. Mögliche Unfruchtbarkeit für Überlebende. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist erhöht durch lange Wehen, Riss oder Beibehaltung der Plazenta, und andere unvorhergesehene Zwischenfälle. | ||
==Pocken== | ==Pocken== | ||
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+ | Eine schwere, sehr ansteckende Virusinfektion, die durch Einatmung weitergegeben wird. | ||
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+ | ''Symptome:'' Nach 12 Tagen Inkubation, stellen sich hohes Fieber, Frostanfälle, schweres Kopfweh und Rückenweh, und generelle Schmerzen ein. Blutausflüsse können in den Lungen und anderen Organen vorkommen. Nach 4 weiteren Tagen erscheint ein Ausschlag mit roten Wundstellen auf dem Gesicht, den Armen, Beinen, und manchmal am Torso. Die Wundstellen werden zu eitergefüllten Blasen. Wenn andere Infektionen nicht passieren, brechen und trocknen sie in 9 Tagen aus. | ||
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+ | ''Resultat:'' Todesrate 25-30% für die schwere Form, 1% für die milde Form. Überlebende haben Narben und komplette Immunität zu weiteren Pockeninfektionen. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Die Schwere variiert von der milden Form mit nur ein paar Narben zu einer tödlichen Form mit Blutausflüssen. Die Mehrzehl der Tode passiert in der zweiten Woche. | ||
==Typhus== | ==Typhus== | ||
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+ | Bakterielle Infektion, die über Kot verbreitet wird. | ||
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+ | ''Symptome:'' Durchfall, Bauchschmerzen, hohes Fieber, Kopfweh, Husten, Erschöpfung. Rote Flecken auf dem Bauch. Symptome können wochenlang anhalten. Komplikationen können Lungenentzündungen, innere Blutungen und Koma verursachen. | ||
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+ | ''Resultat:'' Todesrate 10-20%. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Eine Darminfektion, die vor allem in der Unterschicht weit verbreitet ist. | ||
==Schwindsucht (Tuberkulose)== | ==Schwindsucht (Tuberkulose)== | ||
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+ | Bakterielle Infektion, die durch Einatmung weitergegeben wird. | ||
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+ | ''Symptome:'' Oft dauert die Inkubation mehrere Monate, bevor sich eine Lungenentzündung entwickelt. Es stellen sich generelle Übelkeit, Müdigkeit, Schwäche, Gewichtsverlust, Fieber, Schweißausbrüche ein. Üblich sind auch lang andauerndes Husten, Brustschmerzen, das Husten von Blut, und Atemlosigkeit. | ||
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+ | ''Resultat:'' Todesrate 20-30%. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Eine Lungeninfektion, die eine der gefürchteten Krankheiten des Hochmittelalters war. | ||
==Gelbsucht (Ikterus)== | ==Gelbsucht (Ikterus)== | ||
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+ | Ein Symptom für mehrere bakterielle Krankheiten, vor allem Hepatitis, welches aber im Mittelalter als Krankheit wahrgenommen wird. | ||
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+ | ''Symptome:'' Gelbe Verfärbung der Haut, Schleimhaut oder Augen. Dunkler Urin, bleicher Stuhl. Oft begleitet durch Gallensteine. | ||
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+ | ''Resultat:'' Hängt davon ab, was es verursacht. Eine Verursachung der Gelbsucht durch Hepatitis (eine durch Urin übertragene bakterielle Krankheit) führt zu einer äußerst hohen Todesrate, je nach Art der Hepatitis, sodass Gelbsucht nur schwer überlebbar ist. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Da man im Mittelalter oft annimmt, dass Gelbsüchtige die Krankheit durch ihren Blick ausstrahlen und durch Blickkontakt auf Personen oder Sachen übertragen, verbietet man ihnen oft den Umgang mit anderen - ähnlich wie bei Leprakranken. | ||
==Wassersucht (Ödem)== | ==Wassersucht (Ödem)== | ||
+ | Eine abnorme Ansammlung von Körperflüssigkeit, die oft durch eine Herz-, Nieren- oder Lebererkrankung erzeugt wird. Oft ist die Ursache die Gicht. | ||
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+ | ''Symptome:'' Anschwellung eines Körperteils, gelegentliche Ausscheidung von Körperflüssigkeit aus der Anschwellung durch Poren. Drückt man die Anschwellung, bleibt die Druckstelle noch lange sichtbar. | ||
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+ | ''Resultat:'' Kann wieder abschwellen, bleibt aber in den meisten Fällen bestehen. Man kann sie manchmal ausstechen, dann schwillt sie aber wieder an, wenn die Flüssigkeit erzeugende Ursache weiterhin besteht. Es besteht das Risiko des Erstickungstodes. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Da man im Mittelalter oft annimmt, dass Gelbsüchtige die Krankheit durch ihren Blick ausstrahlen und durch Blickkontakt auf Personen oder Sachen übertragen, verbietet man ihnen oft den Umgang mit anderen - ähnlich wie bei Leprakranken. | ||
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+ | ==Gicht== | ||
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+ | Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine Nierenerkrankung verursacht wird. Oft ist der Grund für die Gicht in ungeeigneter Ernährung zu finden. | ||
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+ | ''Symptome:'' Starke Schmerzen in Gelenken und heftige Schmerzen bei Berührungen. Das Gelenk ist gerötet, überhitzt und stark geschwollen. Andere Symptome können auch Fieber und Kopfschmerzen sein. | ||
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+ | ''Resultat:'' Nach anfänglichen Schüben wird die Gicht chronisch. Gelenke werden zerstört und bekommen Defekte. Mögliche Folgen sind beeinträchtige Leistungsfähigkeit, Nierensteine, Nierenversagen, aber dafür Abnahme der Schmerzen. | ||
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+ | ''Anmerkung:'' Gicht gilt als Krankheit des Hochadels - der Hochadel ernährt sich überwiegend von Fleisch, was zu einer unausgewogenen Ernährung führt, die oft in Gicht endet. Auch führt Alkoholmissbrauch und Bleivergiftung zu Gicht. | ||
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+ | ==Quellen== | ||
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+ | http://www.labelle.org/top_diseases.html | ||
+ | Wikipedia | ||
+ | Schels, Peter "Kleine Enzyklopädie des deutschen Mittelalters" | ||
[[Kategorie:Heilkunde]] | [[Kategorie:Heilkunde]] |
Version vom 6. August 2013, 01:32 Uhr
Das Leben vor der Erfindung von moderner Medizin bedeutet notwendigerweise, dass Krankheiten ein konstanter Wegbegleiter des mittelalterlichen Menschen ist. Im 12. Jahrhundert war Europa und der Mittelmeerraum relativ frei von den Epidemien, die Europa vor 800 und nach 1300 heimsuchten und heimsuchen werden. Dennoch gibt es noch immer genug Epidemien und Krankheiten, bedingt durch Hungersnöte und unzureichender Ernährung, die ihrerseits zu geschwächten Immunsystemen führen. Die mittelalterliche abendländische Medizin ist denkbar schlecht ausgerüstet für die Behandlung von Krankheiten. Bessere Ergebnisse erzielen aber morgenländische Medizin und Traditionelle Heilkunde.
Ruhr (Dysenterie)
Eine durch Bakterien oder Amöben ausgelöste Infektion, die sich verbreitet durch die Kontaminierung von Essen und Wasser durch Fäkalien.
Symptome: (Bakterien) Nach 1 bis 6 Tagen Inkubation leidet man an wässrigem Durchfall, Fieber, Krämpfen und Dehydrierung. Im fortgeschrittenen Stadium leidet man an blutigem Durchfall, Hirnhautentzündung, Bindehautentzündung und Gelenkentzündung. (Amöben) Akute Form: wässriger, blutiger Durchfall, Fieber, Krämpfe, Mattheit. Chronische Form: zeitweiliger Durchfall, mildes Bauchweh.
Resultat: Generell geschwächte Konstitution und hohe Sterblichkeitsrate.
Anmerkung: Endemisch in mittelalterlichen Armeen und häufig in Städten. Durchfall war der häufigste Grund für Kindersterblichkeit.
Antoniusfeuer (Ergotismus)
Vergiftung insbesondere von Roggen durch den Mutterkornpilz.
Symptome: (Krampfhaft) Der Zusammenbruch des Nervensystems führt zu Angstzuständen, Schwindel, Halluzinationen und das Gefühl, gebissen oder verbrannt zu werden. Auch sind Benommenheit, Krämpfe und Psychosen typisch. (Brandig) Die Einengung der Blutadern führt zu einer Rötung der Haut und Blasenbildung, dann Schwärzung, mit Brennen und Beissen, und Gewebstod.
Resultat: 40% Sterblichkeit. Unter Überlebenden bleiben Symptome, inklusive geistigen Krankheiten.
Anmerkung: Das Antoniusfeuer war eine Krankheit insbesondere am and, vor allem in Marschgebieten, und ging oft mit Getreideschaden und Hungersnot einher, insbesondere nach einem harten Winter und einem regnerischen Frühling. Kinder sind mehr betroffen aufgrund ihres geringeren Gewichtes.
Tripper (Gonorrhö)
Eine bakterielle Erkrankung des genitalen Bereiches, übertragen durch sexuellen Kontakt.
Symptome: (Männlich) Nach 2 bis 8 Tagen Inkubation leidet der Mann an Harndrang und Brennen beim Urinieren sowie Ausscheidung von Eiter. Die Prostata und die Samenblasen können sich entzünden und so zu Fieber und Harnsperre führen. (Weiblich) Nach 2 bis 8 Tagen Inkubation milde Entzündung der Harnröhre, muss aber keine Symptome zeigen. Wenn die Infektion sich zum oberen Geschlechtstrakt ausweitet, gibt es akutes Fieber und Bauchschmerzen. Bakterien können in den Blutkreislauf eintreten, und Infektionen in anderen Körperteilen verursachen, beispielsweise Arthritis. Die Frau erleidet Fieber und heiße, geschwollene, schmerzhafte Gelenke.
Resultat: Bei Männern hören die Symptome nach mehreren Wochen auf. Bei Frauen dauert es einen oder zwei Monate. Ernsthafte Infektionen können Unfruchtbarkeit für Männer und Frauen auslösen.
Anmerkung: Leute, die sich damit angesteckt haben, können die Krankheit nach einer Attacke noch nach Monaten weitergeben. Keine schöne Krankheit.
Grippe (Influenza))
Eine akute, extrem ansteckende Virusinfektion des oberen Atemtrakts. Diese Krankheit verbreitet sich durch Einatmen.
Symptome: Nach 1-2 Tagen stellt sich ein plötzlicher Anfall von Schüttelfrost und Fieber ein, sowie auch Kopfweh, Rückenweh, Muskelweh, und generelle Schmerzen. Schwäche, Entkräftung, Übelkeit, Augenschmerzen, geistige Verwirrung sind häufig anzutreffen. Nach 1-5 Tagen werden die Atemprobleme deutlicher - es gibt oft einen trockenen oder schmerzenden Hals, und eine kalte, laufende Nase. Schwere Komplikationen führen zu Bronchitis und Lungenentzündung.
Resultat: Ein paar Monate Resistenz zu erneuerter Ansteckung.
Anmerkung: Die Grippe war vor dem 14. Jahrhundert nur in Ausnahmefällen ein schweres Problem, auch wenn sie im Spätmittelalter eine Plage wurde. Da die Grippe sehr ansteckend ist, mündet sie oft in Epidemien, besonders im Winter.
Aussatz (Lepra)
Eine bakterielle Infektion, verbreitet durch Einatmen oder Körperkontakt, die zu körperlichen Entstellungen führt.
Symptome: Nach einer oft jahrelangen Periode von Latenz beginnen die Gesichtszüge sich zu verhärten und die Stimme wird heiser. Die Haut bricht auf und die Augen verfärben sich rot. Die Haut hat keine Empfindlichkeit für Kälte, berührung, und Schmerzen. Die Hände und Beine verlieren ihr Gefühl und Muskelschwäche und Lähmung setzt allmählich ein, üblicherweise im Gesicht und den Händen. Bei kleineren Verletzungen setzt oft Wundbrand ein, da sie unbemerkt bleiben. Oft werden die Leprakranken blind und ihre Nase fällt ab, während die Hände und Füße sich zu Krallen verformen.
Resultat: Nach manchmal bis zu über 20 Jahren wird ein Leprakranker durch einen hässlichen, langsamen und freundlosen Tod von seinen Leiden erlöst.
Anmerkung: Die Mehrheit der Menschen sind immun. Individuelle Resistenz verursacht eine große Variation in der Form und Geschwindigkeit der Krankheit. Die Krankheit nahm oft ihre schlimmsten Formen unter der Oberschicht an, da der Organismus Cholesterol als Wachstumsfaktor benötigt. Leprakranken ist es untersagt, mit nicht Erkrankten zu verkehren.
Sumpffieber (Malaria)
Eine parasitische Krankheit, die sich über Mücken verbreitet.
Symptome: Schüttelfrost, dann hohes Fieber und Kopfweh. Nach mehreren Stunden beginnt der Erkrankte schwer zu schwitzen, dann verschwinden Kopfweh und Fieber. Attacken kehren alle 48 Stunden zurück. Schwäche, manchmal auch Gedächtnisverlust.
Resultat: Überlebbar. Nur wenige haben Immunität.
Anmerkung: Sehr häufig in Südeuropa und der Levante, aber auch anderen tiefliegenden Gebieten. Malaria ist italienisch und heißt "schlechte Luft", da man im Mittelalter denkt, da es dadurch ausgelöst wird.
Masern
Eine milde, sehr ansteckende Krankheit, die über den Atemweg weitergegeben wird.
Symptome: Nach 7-14 Tagen beginnen sich Symptome einzustellen, die einer Verkühlung ähneln (laufende Nase, trockener Husten, hohes Fieber, Schmerzen), sowie entzündete und sensible Augen. Beim dritten Tag erscheinen rote Punkte am Mund. Am nächsten Tag erlebt der Erkrankte einen roten Ausschlag, der erhaben und juckend ist. Er startet im Gesicht und breitet sich über den Körper aus. Fieber und Ausschlag schwinden nach ein paar Tagen.
Resultat: Überlebbar. Komplikationen können Blindheit, Herzkrankheiten und Hirnschäden verursachen. Überlebende haben totale Immunität.
Anmerkung: Kommt vor allem im späten Winter und frühen Frühling vor. Die Krankheit ist so alt, dass die meisten es überleben. Es ist vor allem eine Kindheitskrankheit, da die meisten Erwachsenen die Masern schon einmal erlebt haben.
Pest
Eine bakterielle Infektion, die durch Flohbisse, vielleicht auch durch den Atemweg, weitergeben wird, und mehrere Formen annimmt.
Symptome: (Beulenpest): Nach 2-6 Tagen tritt der Gewebstod rund um den Flohbiss ein, und Hitze und Schwellungen breiten dich zu den nächsten lymphnoden (Hals, Schoß, oder Armhöhlen) aus. Beulen können so groß wie Orangen werden, und sind sehr schmerzhaft. Kopfschmerzen, Fieber, Delirium. 20% dieser Form entwickelt sich zu Lungenpest. (Lungenpest) Weniger häufig aber ansteckender. Eine Lungenentzündung mit Husten und Niesen. (Blutpest) Selten: die Infektion verbreitet sich durch den Körper im Blut. Der Tod tritt zu schnell ein, als dass sich Beulen formen können.
Resultat: Beulenpest: 50-70% Todesrate. Die anderen Formen sind fast immer tödlich. Keine Immunität.
Anmerkung: Die Pest war eine der gefürchteten Krankheiten des Frühmittelalters. Die justinianische Pest des 6. Jahrhundert raffte eine enorme Anzahl an Menschen hinweg, und suchte Europa bis ins 8. Jahrhundert regelmäßig heim. Ab 750 trat sie aber plötzlich nicht mehr auf. Europa ist nun hoffentlich für alle Zeiten von der Pest befreit... oder doch nicht?
Kindbettfieber
Eine bakterielle Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane nach einer Geburt.
Symptome: Schüttelfrost, hohes Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit, mögliche Ausbreitung der Infektion zum Rest des Körpers.
Resultat: Die Überlebenschancen hängen vom Typ der Bakterien ab, es kann fast alles sein. Tetanus und Wundbrand sind besonders schlecht. Mögliche Unfruchtbarkeit für Überlebende.
Anmerkung: Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist erhöht durch lange Wehen, Riss oder Beibehaltung der Plazenta, und andere unvorhergesehene Zwischenfälle.
Pocken
Eine schwere, sehr ansteckende Virusinfektion, die durch Einatmung weitergegeben wird.
Symptome: Nach 12 Tagen Inkubation, stellen sich hohes Fieber, Frostanfälle, schweres Kopfweh und Rückenweh, und generelle Schmerzen ein. Blutausflüsse können in den Lungen und anderen Organen vorkommen. Nach 4 weiteren Tagen erscheint ein Ausschlag mit roten Wundstellen auf dem Gesicht, den Armen, Beinen, und manchmal am Torso. Die Wundstellen werden zu eitergefüllten Blasen. Wenn andere Infektionen nicht passieren, brechen und trocknen sie in 9 Tagen aus.
Resultat: Todesrate 25-30% für die schwere Form, 1% für die milde Form. Überlebende haben Narben und komplette Immunität zu weiteren Pockeninfektionen.
Anmerkung: Die Schwere variiert von der milden Form mit nur ein paar Narben zu einer tödlichen Form mit Blutausflüssen. Die Mehrzehl der Tode passiert in der zweiten Woche.
Typhus
Bakterielle Infektion, die über Kot verbreitet wird.
Symptome: Durchfall, Bauchschmerzen, hohes Fieber, Kopfweh, Husten, Erschöpfung. Rote Flecken auf dem Bauch. Symptome können wochenlang anhalten. Komplikationen können Lungenentzündungen, innere Blutungen und Koma verursachen.
Resultat: Todesrate 10-20%.
Anmerkung: Eine Darminfektion, die vor allem in der Unterschicht weit verbreitet ist.
Schwindsucht (Tuberkulose)
Bakterielle Infektion, die durch Einatmung weitergegeben wird.
Symptome: Oft dauert die Inkubation mehrere Monate, bevor sich eine Lungenentzündung entwickelt. Es stellen sich generelle Übelkeit, Müdigkeit, Schwäche, Gewichtsverlust, Fieber, Schweißausbrüche ein. Üblich sind auch lang andauerndes Husten, Brustschmerzen, das Husten von Blut, und Atemlosigkeit.
Resultat: Todesrate 20-30%.
Anmerkung: Eine Lungeninfektion, die eine der gefürchteten Krankheiten des Hochmittelalters war.
Gelbsucht (Ikterus)
Ein Symptom für mehrere bakterielle Krankheiten, vor allem Hepatitis, welches aber im Mittelalter als Krankheit wahrgenommen wird.
Symptome: Gelbe Verfärbung der Haut, Schleimhaut oder Augen. Dunkler Urin, bleicher Stuhl. Oft begleitet durch Gallensteine.
Resultat: Hängt davon ab, was es verursacht. Eine Verursachung der Gelbsucht durch Hepatitis (eine durch Urin übertragene bakterielle Krankheit) führt zu einer äußerst hohen Todesrate, je nach Art der Hepatitis, sodass Gelbsucht nur schwer überlebbar ist.
Anmerkung: Da man im Mittelalter oft annimmt, dass Gelbsüchtige die Krankheit durch ihren Blick ausstrahlen und durch Blickkontakt auf Personen oder Sachen übertragen, verbietet man ihnen oft den Umgang mit anderen - ähnlich wie bei Leprakranken.
Wassersucht (Ödem)
Eine abnorme Ansammlung von Körperflüssigkeit, die oft durch eine Herz-, Nieren- oder Lebererkrankung erzeugt wird. Oft ist die Ursache die Gicht.
Symptome: Anschwellung eines Körperteils, gelegentliche Ausscheidung von Körperflüssigkeit aus der Anschwellung durch Poren. Drückt man die Anschwellung, bleibt die Druckstelle noch lange sichtbar.
Resultat: Kann wieder abschwellen, bleibt aber in den meisten Fällen bestehen. Man kann sie manchmal ausstechen, dann schwillt sie aber wieder an, wenn die Flüssigkeit erzeugende Ursache weiterhin besteht. Es besteht das Risiko des Erstickungstodes.
Anmerkung: Da man im Mittelalter oft annimmt, dass Gelbsüchtige die Krankheit durch ihren Blick ausstrahlen und durch Blickkontakt auf Personen oder Sachen übertragen, verbietet man ihnen oft den Umgang mit anderen - ähnlich wie bei Leprakranken.
Gicht
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine Nierenerkrankung verursacht wird. Oft ist der Grund für die Gicht in ungeeigneter Ernährung zu finden.
Symptome: Starke Schmerzen in Gelenken und heftige Schmerzen bei Berührungen. Das Gelenk ist gerötet, überhitzt und stark geschwollen. Andere Symptome können auch Fieber und Kopfschmerzen sein.
Resultat: Nach anfänglichen Schüben wird die Gicht chronisch. Gelenke werden zerstört und bekommen Defekte. Mögliche Folgen sind beeinträchtige Leistungsfähigkeit, Nierensteine, Nierenversagen, aber dafür Abnahme der Schmerzen.
Anmerkung: Gicht gilt als Krankheit des Hochadels - der Hochadel ernährt sich überwiegend von Fleisch, was zu einer unausgewogenen Ernährung führt, die oft in Gicht endet. Auch führt Alkoholmissbrauch und Bleivergiftung zu Gicht.
Quellen
http://www.labelle.org/top_diseases.html Wikipedia Schels, Peter "Kleine Enzyklopädie des deutschen Mittelalters"