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Mittelalterliche [[Medicus|Ärzte]] sahen in ihrem Beruf vor allem zwei wichtige Bestandteile: erstens die Diagnose einer Krankheit, zweitens die richtige Behandlung. Üblicherweise sah man die Diagnose als den schwersten und lohnendsten Teil des Arztwesens an; insbesondere chirurgische Eingriffe überließen [[Abendlädische Medizin|westliche Arzte]] oft ungebildeten [[Bader]]n oder [[Wundarzt|Wundärzten]]. Die [[Morgenländische Medizin]] aber sah ihre Aufgabe aber auch darin, die Behandlung nach der Diagnose korrekt selber durchzuführen.
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Mittelalterliche [[Medicus|Ärzte]] sahen in ihrem Beruf vor allem zwei wichtige Bestandteile: erstens die Diagnose einer Krankheit, zweitens die richtige Behandlung. Üblicherweise sah man die Diagnose als den schwersten und lohnendsten Teil des Arztwesens an; insbesondere chirurgische Eingriffe überließen [[Abendländische Medizin|westliche Arzte]] oft ungebildeten [[Bader]]n oder [[Wundarzt|Wundärzten]]. Die [[Morgenländische Medizin]] aber sah ihre Aufgabe aber auch darin, die Behandlung nach der Diagnose korrekt selber durchzuführen.
  
 
EIn Arzt musste bei der Diagnostik Krankheiten anhand von Vorgeschichte, Befunden und Krankheitszeichen richtig zu erkennen und einzuordnen.
 
EIn Arzt musste bei der Diagnostik Krankheiten anhand von Vorgeschichte, Befunden und Krankheitszeichen richtig zu erkennen und einzuordnen.

Aktuelle Version vom 5. März 2019, 20:50 Uhr

Mittelalterliche Ärzte sahen in ihrem Beruf vor allem zwei wichtige Bestandteile: erstens die Diagnose einer Krankheit, zweitens die richtige Behandlung. Üblicherweise sah man die Diagnose als den schwersten und lohnendsten Teil des Arztwesens an; insbesondere chirurgische Eingriffe überließen westliche Arzte oft ungebildeten Badern oder Wundärzten. Die Morgenländische Medizin aber sah ihre Aufgabe aber auch darin, die Behandlung nach der Diagnose korrekt selber durchzuführen.

EIn Arzt musste bei der Diagnostik Krankheiten anhand von Vorgeschichte, Befunden und Krankheitszeichen richtig zu erkennen und einzuordnen.

Beschauungen

Gemäß der Säftelehre des Hippokrates konnte der menschl. Körper die Qualitäten von Wasser (feucht-kalt), Feuer (trocken-heiß), Erde (trocken-kalt) oder Luft (feucht-heiß) zeigen, woraus Rückschlüsse auf Störungen des Säftegleichgewichts und Hinweise auf die auszuwählenden Arzneimittel abzuleiten waren. Entsprechende Befunde wurden durch acht Untersuchungsmethoden gewonnen:

  • Harnbeschau (Medizinische Bücher enthielten Beschreibungen von Urin mit verschiedenen Tönungen, was dem Arzt helfen sollte, Diagnosen zu machen)
  • Pulsgreifen
  • Blutschau
  • Beobachtung der Körpertemperatur (Wesentlich zur Bestimmung der Krankheit war die Beurteilung der oberflächlichen Körpertemperatur und die Unterscheidung verschiedener Fieberarten)
  • Stuhlschau (Der Kot des Patienten wurden beurteilt nach Farbe, Konsistenz, Menge, Formung, Ausscheidungshäufigkeit, Beimischungen (Blut, Darmparasiten, Unverdautes) sowie Meteorismus und Flatulenz)
  • Schweißschau (Der Schweiß als "dritte Verdauung" wurde geprüft auf Temperatur, Viskosität, Lokalisierung und Auftreten im Verlauf einer Krankheit)
  • Auswurfschau (Auswurf beim Husten war ein wichtiger Indikator. Man achtete man auf Menge, Viskosität, Farbe, Geruch, Beimengungen (Blut, Eiter, Luftbläschen) und auf die Schmerzhaftigkeit des Hustens)
  • Apostasenschau (Anhand von Ausscheidungen aus Abszessen, Pusteln und Ekzemen und unter Einbeziehung anderer Symptome erstellte man eine Todesprognostik)

Lepra wurde außer von Ärzten auch von amtlichen Leprosenmeistern festgestellt, die selbst häufig vom Aussatz befallen waren. Ihre Befunde gründeten auf Adspektion, Palpation und Blutschau.

Der Arzt musste immer unterscheiden, ob eine psychische Defizienz auf Besessenheit oder auf "natürliche" Erkrankung zurückzuführen sei, ob demnach gemäß exorzistischer oder medizinischer Regeln zu verfahren war.

Sternschau

Ebenfalls wichtig war die Astronomie - man glaubte, dass die Bewegungen der Sterne zahlreiche Dinge auf der Erde beeinflusste, wie zum Beispiel das Wetter, das Wachsen der Ernte, den Persönlichkeiten von neu geborenen Kindern und der inneren Beschaffenheit von Menschen. Mediziner hatten oft spezielle Almanachen (oder Kalender) bei sich, welche eine illustrierte Sternenkarte beinhaltete, was es ihnen möglich machte, die Position von Sternen auszumachen, bevor eine Diagnose gemacht wurde. Viele dieser Almanachen enthielten Illustrationen, durch welche das Problem den Patienten veranschaulicht wurde. Oft stellten sie einen Mann dar, dessen Körperteile verdeutlichten, worüber ein gewisser Stern Einfluss haben konnte.

Studien der Astrologie wurden durch die Kreuzfahrer aus dem Arabischen übersetzt und wurden sehr schnell Bestandteil der medizinischen Praxis in Europa. Mediziner erachteten es als notwendig, die Position des Mondes zu berechnen, bevor die komplexe Eingriffe wie chirurgische Operationen oder Aderlässe vornahmen.