Kategorie:Wohnen

Aus Scriptorium
(Weitergeleitet von Wohnen)

Wohnhäuser in der Levante unterschieden sich sehr von den Wohnverhältnissen in Nordeuropa. Holz (welches eher rar war und vor allem zum Heizen benötigt wurde) wurde kaum zum Häuserbau benutzt - zumeist waren Häuser aus örtlich leicht erhältlichen Baumaterialien: Lehm, Ziegeln und Stein.

Die Kreuzfahrer selber bauten nur wenige neue Gebäude, sondern bewohnten meistens bereits existierende Häuser.

In Jerusalem waren Wohnhäuser meistens hoch gebaute Wohnblöcke, die aus rechteckigen Steinen bestanden. Die Dächer waren zumeist komplett flach - das europäische Satteldach/Giebeldach, das aus zwei geneigten Dachflächen gesteht, gab es in Jerusalem fast gar nicht. Dächer wurden oft vielfältig genutzt - als Verandas, zum Einfangen von Wasser, und sogar als Gärten. Diese Wohnblöcke - sogenannte Dars, „Einschließungen“, besaßen meistens einen Innenhof. Manche Dars waren Miethäuser, manche Eigenbesitz einer Familie. Jeder dieser Wohnblöcke hatte seine eigene Zisterne.

Die billigsten Wohnungen in Jerusalem fand man sowohl in Wohnblöcken wie auch als alleinstehende Häuser. Dies waren Ein-Raum-Wohnungen, dessen Wände aus Flechtwerk und Lehm bestanden, mit einem flachen Dach aus ungebrannten Ziegeln. Diese Wohnungen hatten keine Fenster, und Licht kam nur durch die offene Tür und vom offenen (mit einem Ring von Steinen umfassten) Feuer in der Mitte der Wohnung. Der Boden war aus Lehm, und das Dach besaß ein Loch im Dach als Rauchfang.

Es gab auch Einfamilienhäuser mit mehreren Zimmern, oft Duwayra genannt. Die Duwayra wurde auch oft Bazar-Haus genannt. Hier wohnten oft Handwerker. Zu bedenken ist, dass jeder Meister eines Handwerks eine eigene Werkstatt haben sollte. Diese kann gemietet sein, oder aber der Meister besitzt die Werkstatt selbst. Oft wohnt die Meisterfamilie im Obergeschoss über der Werkstatt.

Bessere Wohnungen und Wohnhäuser waren mehrstöckig, mit Fenstern auf die Straße. Diese Fenster konnten komplett offen sein oder ein hölzernes Schiebefenster beinhalten; erlesene Fenster bestanden aus Glas. Manche von diesen besseren Wohnungen beinhalteten auch Balkons.

Wohlhabendere Familien lebten in eigenen Anwesen. Muslimische Familien präferierten Riads – Anwesen, die rund um einen Garten gebaut sind, und nicht in Bayt-Einheiten gegliedert sind. Christliche Familien hingegen zogen das Liwanhaus vor, einen Stil, der den Stil des europäischen Herrenhauses mit levantinischen Elementen vereinte. Ein besonders stattliches und exquisites Anwesen nannte man Pfalz; in Jerusalem war dies praktisch nur der Herrscherfamilie und dem Patriarchen vorbehalten. Auch den italienisch-inspirierten Geschlechterturm sah man dann und wann im Heiligen Land.

Manche Anwesen besaßen auch eigene Ställe, die meistens unterirdisch waren. Der Zugang zu diesen unterirdischen Stellen war eine breite Treppe, an der Pferde hinunter- und hinaufgeführt werden konnten.

Die Häuser mittelalterlicher Städte im Nahen Osten tendierten dazu, eng beieinander oder gleich gar Wand an Wand zu stehen. Das hatte mehrere Vorteile. Erstens ersparte man sich den Bau von unnötig vielen Wänden; zweitens tendierten Häuser, die sich eine Wand zumindest teilweise teilten, dazu, sich gegenseitig zu stützen und somit stabiler zu sein; und drittens wurde somit der beschränkte Baugrund optimal genützt. Zwischen Häusern, die sich keine Wand teilten, führten kleine Gassen, die oft in Innenhöfen, größeren Straßen, einer Müllabladeecke oder einfach im Nichts endeten.

Seiten in der Kategorie „Wohnen“

Folgende 7 Seiten sind in dieser Kategorie, von 7 insgesamt.