Republik Venedig

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Die Erlauchteste Republik des Sankt Markus zu Venedig (kurz Republik Venedig) war eine der mächtigsten und vor allen Dingen reichsten Staaten im europäischen Mittelalter.

Der Legende nach wurde Venedig nach dem Fall von Rom von Flüchtlingen vom Festland gegründet. Jene flohen in die Sümpfe, wo keine der barbarischen Stämme vordringen konnten. Hier gründeten sie eine Reihe von kleinen Gemeinschaften auf verschiedenen Inseln, die nach und nach zu einer einzigen Stadt verschmolzen – Venedig. Im Laufe des achten Jahrhunderts wählten die Venezianer ihren ersten Dogen (Anführer) und setzten somit die Grundlagen der Republik fest.

Gegen Ende des zehnten Jahrhunderts hatte Venedig Ruhm erlangt für das Geschick seiner Händler und seiner Seefahrer. Besonders durch Navigation, Schiffbau und Seekriegsführung zeichneten sich die Venezianer aus.

Das Zentrum der Republik war in der gleichnamigen Lagunenstadt, aber die Republik besaß auch Territorien an der Ostküste der Adria, insbesondere in Kroatien. Seine mächtige Handels- und Kriegsmarine kontrollierte die Gewässer der Adria und die Handelswege zwischen Italien und dem Königreich Jerusalem, wo unter anderem Seide, Gewürze und Sklaven transportiert wurden.

Venedig war berühmt für seine Glasherstellung (Glas aus Venedig nannte man Murano-Glas, nach der venezianischen Glasersiedlung Murano) und auch für seine Seidenwebereien. Die fortgeschrittenste Industrie in Venedig jedoch war der Schiffsbau. Im venezianischen Arsenal konnten hunderte von Schiffe in nur Monaten hergestellt werden. Die Venezianer schafften dies, indem sie frühe Fließbandverfahren anwendeten, welche streng geheim waren und als Staatsgeheimnis gehütet wurden. Selbst unter den Venezianern waren nur ausgesuchte Vertrauenspersonen in jene Techniken eingeweiht.

Venedig war eine „gemischte Republik“. An seiner Spitze stand ein fürs Leben gewählter Doge, dessen Mächte aber in Wirklichkeit eingeschränkt waren – die wahren Machtinhaber waren die grauen Eminenzen der Signoria, einem Superministerium aus einflussreichen venezianischen Adligen, welche die Fäden der Macht in ihren Händen hielten. Wichtige Entscheidungen wurden im großen Rat, einer Versammlung aller venezianischen Adligen, gefällt. Nur der venezianische Stadtadel (Patrizier genannt) hatte politisch etwas zu sagen; der Rest des venezianischen Bürgertums hatte keine politische Macht.

Venedig sah sich als fester und entschlossener Verbündeter der Kreuzfahrer. Seit der Eroberung der Levante durch die Kreuzfahrer hatte Venedig – dank seiner enormen Handelsprivilegien – unglaubliche Gewinne gemacht, und es war mehr als nur willens, seine Privilegien durch finanzielle, materielle und militärische Hilfe für das Königreich Jerusalem zu verteidigen.

Die Republik Venedig hat ständige diplomatische und kommerzielle Vertretungen im Heiligen Land. Seine höchstrangigen Beamten im Ausland nennt man Bailo – jeweils ein Bailo sitzt in Tyrus und in Akkon. Den Bailos unterstehen weitere Agenten, Konsule genannt, in den sogenannten Loggias, den Niederlassungen von Venedig in ausländischen Städten. Venedig besitzt auch eine Loggia in Jerusalem; ihr steht ein Konsul vor.

Zu den wichtigsten Adelsfamilien Venedigs zählten:

Polani, Contarini, Michele, Faliero, Morosini, Ziani, Dandolo, Tiepolo, Mastropiero, Selvo, Zeno, Gradenigo