Seekrieg

Aus Scriptorium

Ähnlich wie offene Schlachten waren groß angelegte Seeschlachten selten. Viel öfter gab es öfter gab es, analog zu den Raubzügen an Land, Überfälle von Korsaren und kleinere Gefechte. Die meisten Schiffe waren weniger für den Seekrieg an sich konzipiert wie vielmehr für den Transport von Truppen und Waren. Dennoch gab es Kriegsschiffe, welche für die Schlacht auf hoher See ausgestattet waren.

Segel vs Ruder

Es gab zwei Arten von Schiffen, die im Seekrieg eingesetzt wurden:

  • Segelschiffe: mittelalterliche Segelschifftechnologie war noch nicht sehr weit entwickelt, und daher waren die meisten Segelschiffe zu bauchig und zu unmanövrierbar, um als Schlachtschiff zu dienen. Zudem war die Besatzung zu klein, um viel bei einer Schlacht auszurichten, denn Segelschiffe waren vor allem für den Warentransport konzipiert.
  • Ruderschiffe: von Rudern angetriebene Schiffe waren das Nonplusultra der Seeschlachten im Mittelmeer. Das Mittelmeer begünstigte dadurch, dass es eher ruhig war, Ruderschiffe. Zudem war die Besatzung von Ruderschiffen sehr groß. Allerdings waren Ruderschiffe viel teurer zu unterhalten als Segelschiffe, und hielten Stürmen weniger gut stand als Segelschiffe.

Taktiken

Die Taktiken der Seeschlacht hatten sich seit der Antike nur wenig gewandelt. Schiffe wurden in erster Linie als „mobile Burgen“ gesehen, welche es vor allen Dingen zu stürmen galt. Hier werden die üblichen Arten und Weisen, ein Gefecht auf hoher See auszutragen, ausgeführt.

Entern

Entern war die primäre und verbreitetste Art und Weise, Seeschlachten auszutragen. Dies hatte den Vorteil, dass damit ein Schiff intakt genommen werden konnte. Auch war es einer Schlacht an Land sehr ähnlich, und die meisten Kommandanten wären dies eher gewohnt als komplexe Schiffsmanöver.

Vor Enteraktionen beschossen sich Schiffe fast immer mit Ferngeschossen, zum Beispiel Bögen, Armbrüsten und Ballisten. Das hatte selten entscheidenden Effekt, konnte aber die Feinde vor dem Entern noch ein wenig dezimieren.

Enteraktionen konnten auf verschiedene Arten und Weise ausgeführt werden:

  • Ein Schiff konnte an einem feindlichen Schiff seitlich anlegen und dann die Enterhaken hinüberüberwerfen, um das Schiff zu sich her zu ziehen. Es konnte auch ein „Rabe“ benutzt werden. Dies war eine Sturmrampe mit einem Sporn, welcher sich in die Planken eines feindlichen Schiffes bohrte.
  • Das Schiff konnte direkt auf ein feindliches Schiff rudern und direkt hineinfahren. Die Soldaten konnten dann über den Bugspriet das feindliche Schiff entern. Dies war eine schnellere und weniger aufwändige Lösung, aber auch riskanter, da sich das feindliche Schiff davon schneller lösen konnte als zum Beispiel von einem Raben.

Rammen

Rammen ist eine alte Technik, welche aber im Mittelalter nur noch selten zum Einfluss kam. Bessere Schiffsbautechniken bedeuteten, dass das alte Rammsporn fast obsolet wurde und immer seltener benutzt wurde. Manche Schiffe hatten noch Rammsporne, aber diese sich mit Schmeideeisen verstärkt und aufwändig imstand zu halten. Selbst jene mit Rammsporn ausgestatteten Schiffe konnten feindliche Schiffe meistens nicht versenken, sondern nur beschädigen.

Die meisten Schiffe haben daher stattdessen Bugspriete entwickelt, welche Segel besser halten können und auch Enteraktionen leichter machen.

Eine Rammtechnik jedoch blieb im Mittelalter verbreitet, war aber nur den allerbesten Schiffsmeistern vorbehalten. Hierbei fährt ein Schiff frontal auf ein feindliches zu und dann knapp an ihm vorbei. Das Schiff holt im letzten Moment seine Ruder ein und fährt über die Ruder des anderen Schiffes hinweg. Dies zerstört die Ruder des feindlichen Schiffes auf einer Seite total und macht das Schiff manövrierunfähig.

Feuer

Es war extrem schwierig, ein anderes Schiff zu verbrennen. Es war auch gefährlich, weil die Feuer auf andere Schiffe übergreifen konnten. Und zuletzt war es verschwenderisch, weil dadurch das feindliche Schiff nicht eingenommen werden konnte. Um ein feindliches Schiff anzuzünden, konnten Feuerpfeile verwendet werden – welche aber extrem teuer (und gefährlich für den Schützen) waren und nur selten zum Einsatz kamen.

Die Meister im Verbrennen von feindlichen Schiffen waren die Byzantiner. Diese hatten eine Art von Flammenwerfer, das „Griechische Feuer“, entwickelt. Das Griechische Feuer war ein Vorläufer von Napalm und brannte auf der Basis von Erdöl-Gemischen. Es wurde durch ein Rohr auf das feindliche Schiff gefeuert, und brannte sogar im Wasser.

Schwere Geschosse

Später wurden Kanonen den Kampf auf hoher See revolutionieren; im Mittelalter jedoch wurden Seekämpfe kaum mit schweren Geschossen ausgetragen – vor allem nicht Geschosse, deren Hauptziel es war, das andere Schiff zu versenken. Manche ganz besonders großen Galeeren waren mit Katapulten ausgestattet, welche es einem Schiff erlaubte, auf ein feindliches Schiff Steingeschosse abzufeuern. Die meisten großen Geschütze auf Schiffen jedoch waren Ballisten, welche eher Antipersonenwaffen waren.