Wundarzt

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Der Wundarzt ist der mittelalterliche Vorgänger des Chirurgen. Wundarzt ist kein akademischer, sondern ein Handwerksberuf. Dementsprechend überlappt sich das Berufsbild der Wundärzte mit Barbieren, Badern und Geburtshelfern. Die Grenzen zwischen dem Wundarzt und den beiden erstgenannten sind fließend, einen Großteil möglicher Arbeiten können alle drei erledigen. Sie waren vor allem die Heilkundigen der armen Leute, die sich einen studierten Medikus nicht leisten konnten, aber auch die Gehilfen ebendieser. Ein Medicus selbst führte keine chirurgischen Eingriffe aus, die handwerkliche Heilkunst betrachteten sie eher von oben herab.

Aufgabenfeld

Wundärzte erledigten eine Vielzahl von Heiltätigkeiten. Die am häufigsten ausgeführte war wohl der Aderlass, bei welchem dem Patienten mit einem speziellen Messer eine teilweise große Menge Blut entnommen wurde, da angenommen wurde, altes Blut könne sich im Körper stauen und die Körpersäfte aus dem Gleichgewicht bringen.

Andere Tätigkeiten waren das Starstechen (Behandlung von Grauem Star), das Steinschneiden (Entfernung von Blasensteinen), das Ziehen von Zähnen, die Behandlung von Knochenbrüchen, das Einrenken von Gelenken und die Durchführung von Amputationen. Da echte Betäubungsmittel im mittelalterlichen Europa unbekannt waren, wurden die Patienten dabei maximal mit Alkohol betäubt und die Operationen waren dementsprechend schmerzhaft und aufgrund der fehlenden Desinfektion auch sehr gefährlich, nichtsdestotrotz waren erfolgreiche Wundärzte hoch angesehen. Die Morgenländische Medizin war der abendländischen überlegen, Wundärzte in Jerusalem könnten also beispielweise auf Hanf und Opiate zurückgreifen, um ihren Patienten die Operationen erträgicher zu machen.

Das offensichtlich Aufgabenfeld des Wundarztes ist, wie der Name schon sagt, die Behandlung von frischen Wunden, aber auch von Abszessen und anderen Geschwüren. Viele gehen ihrer Tatigkeit wandernd nach und ziehen von Dorf zu Dorf um die Kranken zu behandel, andere haben eine Praxis und wieder andere schließen sich dem Militär an, diese werden in späteren Zeiten als Feldscher bezeichnet. Militärische Wundärzte nähen die Wunden ihrer Kameraden, brennen sie mit Glüheisen aus, schienen gebrochene Knochen und kümmern sich um alles was noch anfallen mag.

Die Wundenbehandlung unterscheidet den Wundarzt von Barbieren und Badern. Barbiere spezialisieren sich dagegen mehr auf die Haarpflege und das Scheren von Bärten, während Bader schröpfen und andere, eher der Hygiene zugerechnete Aufgaben wahrnehmen.

Ausbildung

Wie weiter oben erläutert war der Wundarzt ein Handwerksberuf und angehende Wundärzte gingen bei erfahrenen Wundärzten oder einem Bader oder Barbier in die Lehre und legten anschließend eine Gesellenprüfung ab. Andere Kentnisse erwarben Lehrlingen von Schmieden, z.B. den Umgang mit glühendem Eisen, andere auch vom Scharfrichter, da dieser aufgrund seines Umgangs mit Leichen häufig die besten anatomischen Kenntnisse weit und breit hatte.