Tod

Aus Scriptorium
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Der mittelalterliche Mensch hatte eine wesentlich kürzere Lebensspanne als heute. Daher war der Gedanke an den Tod stets gegenwärtig und vertraut, und jeder wusste um den Tod als ständiger Begleiter bewusst. Zwar bedeutete der Tod das Ende des Erdendaseins, doch blieben sich Lebende und Verstorbene über den Tod hinaus durch wechselseitige Fürbitten bei Gott verbunden, bestand die Glaubenszuversicht auf ein jenseitiges Wiedersehen. Und noch die Leiber der Toten blieben auf dem Kirchhof, nahe dem Zentrum gläubigen Gemeindelebens, den Lebenden gegenwärtig.

Kirchliche Sicht

Nach kirchlicher Sicht war der Tod eine Strafe, war der Erbtod die Folge der Erbsünde. Die Theologie des Todes fußte auf Adam/Sünde und Tod sowie Christus/Auferstehung und Leben. Allerdings bedeutet das Durchleiden des Todes auch das Geborenwerden für das Himmelreich. Aus diesem Grund wurde der Tod nicht unbedingt als Tragödie gesehen - Dichter bezeichneten ihn gar als Hochzeit für die Seele. Starker Glaube half vielen mittelalterlichen Menschen, unerschrocken in den Tod zu gehen. Aus diesem Grund war die mittelalterliche Vorstellung des Todes nicht nur die eines monsterhaften Sensenmannes, sondern auch die eines Begleiters in eine bessere Welt, die frei war von Unglück und Verderben.

Rituelle Bräuche

Den Tod umgaben rituelle Gebräuche, die je nach Stand und Vermögen des Toten unterschiedlich waren, jedoch alle dem gleichen Ziel eines "guten Todes" dienten. Der Leichnam von Laien wurde mit einem einfachen Büßerhemd bekleidet oder in ein weißes Tuch eingenäht. Höher gestellte Personen konnten sich mehr Luxus auch im Tode leisten - Kleriker wurden mit priesterlichem Ornat, Mönche mit ihrer Kutte, Adlige mit reichem Gewand bestattet. Meistens fand schon am Tag nach dem Tod die Bestattung statt. Mit, je nach Reichtum der Hinterbliebenen, einfachem oder prunkvollem Geleit ging die Trauergemeinde – je nach der Bedeutung des Verstorbenen – zu Totenmesse, Aussegnung und Grablegung in die Kirche oder zu einem kurzen Ritual auf den Gottesacker. Es oblag dem Priester, den Erdwurf mit der Schaufel zu machen. Der Tod galt als unrein, und deshalb wurde alles verbrannt, was mit dem Sterbenden in Berührung gekommen war.