Diener

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Dieser Artikel behandelt in erster Hinsicht nicht-adlige Hausbedienstete, also Personal für alltägliche Haushaltsbedürftnisse.

In modernen Zeiten denkt man, dass Dienstpersonal Luxus ist - zurecht. Nur ein winziger Prozentsatz an Leuten heutzutage kann sich noch fix angestellte Hausbedienstete leisten, oder hat sie nötig. Im Mittelalter war dies jedoch anders. Diener waren kein Luxus, sie waren notwendig für die Aufrechterhaltung von Haushalten. Die Erfindung von Waschmaschine, Heizofen, Heizung, Wasserkocher, Geschirrspüler, Hexelmaschine, Kühlschrank und Staubsauger revolutionierten den modernen Haushalt, doch vor der allgemeinen Verbreitung dieser Apparate im 20. Jahrhundert waren für eben diese Aufgaben Hausbedienstete zuständig. Dies bedeutet, dass ein guter Teil des dritten Standes in einer Stadt wie Jerusalem in privaten Haushalten bedienstet war.

Aufgaben und Pflichten von Dienern allgemein

Die Aufgaben des Dienstpersonals kann man sich ableiten von der Absenz moderner Geräte.

Waschen

In der Absenz moderner Waschmaschinen musste Wäsche manuell mit einem Waschbrett (auch Wäscherumpel) gewaschen werden. Diese Aufgabe war zeitraubend, anstrengend und benötigte, je nach Größe des Haushaltes, zumindest eine Bedienstete ("Waschweib" - Wäsche machen wurde als typisch weiblicher Beruf gesehen). Das Waschbrett war ein großes Brett, in etwa 30 mal 40 Zentimeter, und hatte eine unebene Oberfläche, die es möglich machte, Schmutz und Flecken von nasser Wäsche zu entfernen. Dabei wurde raue Seife verwendet.

Es gab auch Sachen, die nicht gut gewaschen werden konnten. Seidenkleider beispielsweise waren viel zu empfindlich, um gewaschen zu werden, und Matratzen zu groß. Diese musste man auslüften und darauf hoffen, dass sich so jegliche Gerüche verzogen.

Kochen

Im 12. Jahrhundert gab es noch keine modernen Öfen - die meisten Haushalte hatten auch keine Kamine, sondern einfache Feuerstellen. Eine zentrale Feuerstelle war in der Küche. Sie musste regelmäßig angeheizt werden. Über so einer Feuerstelle zu kochen war gefährlich (auch wenn die Übernahme eines moderneren Kessels aus dem arabischen Raum die Angelegenheit einfacher machte) und benötigte oft die Einstellung eines erfahrenen Kochs.

Heizung

Feuerstellen gab es nicht nur in der Küche, sondern auch in den wichtigsten Sälen eines Hauses. In einfacheren Haushalten gab es nur ein Zimmer, in denen es Feuer gab, welches gleichzeitig als Wohnzimmer und Küche diente. Je mehr Feuerstellen es im Haus gab, desto mehr Diener waren benötigt, um die Feuerstellen zu unterhalten - um sie ordentlich anzufachen, mussten die Diener um Einiges früher als die Herrschaften aufstehen. Erst mussten dabei die Schlacken des Feuers von gestern entfernt werden. Dann wurde Holz herangeschafft, möglicherweise erst nachdem es draußen gehackt wurde. Dann musste man umständlich Feuer machen, und erst dann würde sich der Raum langsam mit Licht und wärme füllen. Es war aufgrund der Verwendung von offenem Feuer fast komplett unmöglich, Schreibstuben, Arbeitszimmer und Kanzleien zu beheizen (da dies die Pergamente und das Papier entzünden konnte), weshalb es dort im Winter auch dementsprechend kalt und dunkel war.

Im 12. Jahrhundert kamen zum ersten Mal Kamine auf. Sie waren damals noch recht primitiv, teuer zu bauen und teuer zu unterhalten - daher würde man sie nur in den größten und reichsten aller Haushalte sehen.

Kochen von Wasser

Wasser wurde gekocht wie alles in einem mittelalterlichen Haushalt - in einem Kessel über dem offenen Feuer in der Küche. Nur so konnte heißes Wasser fürs Bäder, Kochen, Waschen und Spülen gewonnen werden. Diener mussten freilich auch das heiße Wasser im Haus herumtragen.

Geschirr Spülen

Geschirr musste im Mittelalter mit der Hand gewaschen und getrocknet werden. Meistens war dies der Job einer weiblichen Dienerin, welche mit heißem Wasser, Fetzen, Tüchern und etwas Seife das Geschirr der Herrschaften wusch.

Essen Zubereiten

Ohne die Existenz einer Hexelmaschine oder ähnlichen Essensverkleinerungsmaschinen mussten Diener auch Essen schälen, zurechtschneiden und in mundgerechte Happen zerkleinern. Freilich oblag der Dienerschaft auch das Federn von Geflügel, das Entknochen von Fleisch und das Entgräten von Fischen.

Essen frisch Halten

Im Mittelalter gab es nur wenig Möglichkeiten, Essen über längere Zeit frisch zu halten. Die beste Art und Weise, dies zu tun, war, der Nahrung die Flüssigkeit zu entziehen. Fleisch konnte gepöckelt werden - was bedeutete, dass es in Salz gerollt und dann getrocknet wurde. Früchte konnten getrocknet werden. Da dies aber nur beschränkt nützlich war, und oft aufwändig, war es daher für Diener wichtig, jeden einzelnen Tag Essen auf dem Markt einkaufen zu gehen. Vor allem in der Absenz von modernen Chemikalien hielt sich Essen sehr schlecht - man konnte nicht Teigwaren, Eier oder Gemüse kaufen und darauf hoffen, dass es am nächsten Tag noch gut war. Das Einkaufen von Lebensmitteln war zeitaufwändig und wurde auch oft von Dienern erledigt.

Putzen

Da es noch keinen Staubsauger gab, war es wichtig, dass Diener das Putzen von haushalten übernahmen. Nur ausgestattet mit einem Staubwedel, ein paar Fetzen, einem Mopp, einem Besen und einen Teppichklopfer mussten Diener jeglichen Schmutz und Staub von Böden, Möbel, Teppichen und Wänden entfernen.

Diener in einfachen Haushalten

In einfachen Haushalten gab es selten Diener. Oft waren einfache Leute selber Diener in reicheren Haushalten, und selten zuhause. Stattdessen mussten die Hausfrau und die Kinder die Haushaltsaufgaben übernehmen. Dies war aber einfacher als in großen Haushalten, da arme Familien selten mehr als einen Raum hatten, und nicht aufwändiges Essen kochten.

Diener in mittelständischen Haushalten

Ein Haushalt der Mittelstand, z.B. eines Handwerkers oder eines Kaufmanns, benötigt eine gute Anzahl an Dienern. Zumindest Diener wurden benötigt, um sich um die Feuerstellen zu kümmern, sowie ein Küchen, ein Küchenmädchen, das die Einkäufe übernimmt, Leute, die den Boden fegten, und jemand, der die Wäsche wäscht. Aber diese Dienerschaft war nie so überwältigend groß wie in adligen Haushalten - und, was ein wichtiger Unterschied war, die Diener waren nicht dazu da, um unter der Frau des Hausherren zu arbeiten, sondern ihr beim Haushalt zu helfen. Die Herrin des Hauses, zusammen mit ihren Töchtern, erledigte den Haushalt eigenhändig, und die Diener waren nur dazu da, um ihr beizustehen und untergeordnete Aufgaben zu verrichten.

Diener in Haushalten der Oberschicht

Niederadlige Dienerschaften unterschieden sich in nicht vielerlei Hinsicht von den Dienerschaften des Bürgertums, obwohl es mehr Diener gab und die Herrin und ihre Tochter nicht ganz so aktiv in der aktiven Mitwirkung im Haushalt eingebunden war. In hochadligen Haushalten war das aber anders. Hochadlige beschäftigten selber Adlige als Beamte ihres Haushaltes und in ihrem unmittelbarem Gefolge. Diener arbeiteten hier nicht mehr direkt mit ihren Herren, sondern mit deren Delegierten, zum Beispiel dem Seneschall. Dennoch hatte die Hausherrin eine entscheidende Rolle - ihr unterstand die Dienerschaft komplett. Da solche Haushalte eine große Dienerschaft beschäftigten, bedeutete das alleine schon viel Arbeit - vergleichbar mit dem [[Vogt] einer Burg.