Ansehen

Aus Scriptorium
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Für den mittelalterlichen Menschen ist Ansehen wichtig, selbst für Leute aus unteren Schichten, und auch für Frauen. Prestige und Ansehen ist verbunden mit dem kommunalen Leben des Mittelalters, Eigenbrötler sind schnell mal unten durch.

Woher man Ansehen gewinnen kann

  • Spirituelle Reinheit. Das bedeutet, dass man nach den Vorschriften der Kirche lebt, dem Glauben treu ist und christliche Werke tut (z.B. Stiftung von Kirchen, Bauen von Brücken, Spenden).
  • Körperliche Reinheit. Sie ist stark verbunden mit spiritueller Reinheit und weniger mit einem Wunsch nach persönlicher Hygiene.
  • Geld und dessen Zurschaustellung. Prestige kann gewonnen werden, indem man Geld nicht nur hat, sondern auch zeigt, dass man es hat, zum Beispiel durch Prunkbauten und Gastgelage.
  • Rechtliche Unbescholtenheit. Das bedeutet, dass man nicht vom Gesetz verfolgt wird und nicht schon einmal von der Autorität belangt worden ist.
  • Respekt für die Vorgesetzten und sozial höher Gestellten. Das bedeutet, dass man das Gesellschaftsprinzip respektiert, und sich in die Gemeinde einfügt.
  • Bekleidung eines öffentlichen Amtes. Die Erlangung von öffentlichen Ämtern war im Mittelalter sehr begeht, nicht nur, weil man dafür Geld bekam, sondern vor allem, weil es sich positiv auf das Prestige auswirkte.
  • Adelstitel. Das ist offensichtlich, aber es ist wichtig, anzumerken, dass das nur für Adlige galt. Nobilitierte Leute aus dem Dritten Stand wurden oft mit Misstrauen betrachtet, da diese sich über ihren von Gott zugeteilten Stand hinweg setzten. Nicht umsonst kommt der Spruch „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ aus dem Mittelalter.
  • Etikette. Es ist wichtig, die Etikette einzuhalten, besonders, je weiter oben man auf der sozialen Leiter steht.
  • Ausübung eines angesehenen Berufes. Am angesehensten ist es, als Geistlicher zu leben, dann, als Grundbesitzer von seinen Ländereien zu leben. Dann folgen akademische Berufe (z.B. Arzt oder Anwalt), der Handel, dann das Schmiedehandwerk. Unten angesiedelt, was das Prestige angeht, sind ehrlose Berufe: Schafknechte, Totengräber, Hübschlerinnen, Gassenkehrer, Kammerjäger, aber auch Schäfer, Weber, Gerber, Färber, Bader, Köhler, Gaukler, Schauspieler, Töpfer und Müller.

Die greifbaren Vorteile von Ansehen in der mittelalterlichen Gesellschaft

Die greifbaren Vorteile von Ansehen sind im Mittelalter zahlreich:

  • Besetzung von öffentlichen Ämtern, denn Menschen mit schlechtem Leumund verwehrten die Autoritäten Ämter.
  • Durch größeres Vertrauen erhöhte Bereitschaft, mit angesehenen Leuten zu handeln, und daher erhöhter Geldfluss.
  • Angesehene Leute, die vorm Gericht belangt werden, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit freigesprochen, nicht nur, weil die Schöffen sich eher für die Unschuld eines angesehenen Menschen aussprechen, sondern weil angesehene Menschen auch schnell Zeugen finden werden, die ihren guten Charakter bezeugen.
  • Anklagen einer angesehenen Person vor Gericht wurden ernster genommen von den Autoritäten.
  • Feilschen und Verhandeln ist einfacher, wenn man eine Respektperson ist.