Kopfbedeckung
Neben ihrer Schutz- und Zeichenfunktion hatte die Kopfbedeckung größere modische Bedeutung für beide Geschlechter als andere Kleidungsstücke. Strohhüte, krempenlose Bundhauben und breitrandige Leder-, Pelz-, Woll- oder Filzhüte erlebten eher funktionelle als modische Wandlungen. Krone und Kronreif waren dem Herrscher vorbehalten, Ritter gingen gewöhnlich barhäuptig, allenfalls mit einem Stirnreif geschmückt.
Zur klerikalen Tracht gehörten je nach Weihegrad das gewölbte, steife Birett, der Bischofshut, Mitra und Tiara. Pilger trugen den obligatorischen breitrandigen Pilgerhut, häufig mit darangehefteten Pilgerzeichen.
Beliebt war ebenfalls die Gugel, ein schulterlanger Überwurf mit Kopfloch und Kapuze.
Weibliche Kopfbedeckung war, abgesehen von Kopftüchern, Umschlagtüchern und Schleiern:
- das Schapel der Jungfrauen - ein kranzförmiger Kopfschmuck aus Laub- oder Blumengewinde, Goldfäden, Bändern oder Borten, über dem offenen Haar getragen und oft der Befestigung des Gesichtsschleiers dienend
- das Kronschapel vornehmer Damen - ein kronartig gezackter Reif, mit Seide, Silber, Gold und Edelsteinen geschmückt, getragen über dem Gebende
- das Gebende - eine mehrmals eng um Oberkopf, Ohren und Kinn geschlungene Binde mit flachem, haubenartigem Kopfteil, vornehmlich für verheiratete Damen zum Kirchgang gedacht
- die Affenhaube - eine enganliegende Kapuze mit schwanzartig auslaufendem Zipfel und vorspringenden, abgerundeten Ecken, den "Affenohren"
- die Sturz (eine eng um Stirn, Wangenansatz und Kinn gelegte Unterhaube, die von einem kunstvoll in ausladende Falten gelegten Tuch überdeckt war)
- die Hulle (eine Kopf und Hals verhüllende Kopfbedeckung aus Leinen)
- die ®Rise (ein Tuch aus feinem Leinen oder Schleierstoff, welches das Haupt bis aufs Gesicht gänzlich umhüllte; über dem Gebende zu tragen)
Musliminnen hatten die Verpflichtung, in der Öffentlichkeit verschleiert zu sein (auch wenn sich nicht wenige Frauen im liberalen Fatimidenkalifat, von dem auch Muslime im Königreich Jerusalem beeinflusst wurden, nicht daran hielten). Muslimische Schleier waren:
- der Hidschab, ein mehrfach um den Kopf gebundenes Tuch, oftmals kunstvoll gefaltet
- der Hennin, eine spitzkegelige hohe Haube, von der ein oft bodenlanger Schleier, der Flinder, herabfiel (der Hennin entstand als Mode unter einheimsichen Christen während der Kreuzfahrerzeit und breitete sich als Modestil später auch nach Europa aus).
Als Schlafhaube benutzten beide Geschlechter die Bundhaube (auch Goufe genannt).
Schmückende Accessoires der Kopfbedeckung fanden bei den Oberschichten – zumal bei der Festtagskleidung – in vielfacher Gestalt Verwendung, z.B. in Form von Blumen, Federn (von Pfau, Auer- oder Haushahn, Reiher, Fasan), Agraffen, Perlenschnüren, Schnüren aus Gold- oder Silberfäden, seidenen Bändern usf.
Männer sollten während des Gottesdienstes wenigstens bei der Lesung des Evangeliums den Hut abnehmen, jedoch scheinen Herren von Adel sich auch über dieses Gebot hinweggesetzt zu haben. Auch im alltäglichen Umgang galt das Hutabnehmen unter Männern als Zeichen der Ehrerbietung. Bei der Begegnung mit Gleichrangigen behielt man den Hut auf.