Ringkampf
Im Mittelalter wurde der Ringkampf sowohl zur Freizeit wie auch zur Selbstverteidigung von allen Schichten der Gesellschaft ausgeübt. Gesellschaftliches Ringen hatte bestimmte Regeln, zum Beispiel waren gefährliche Techniken verboten und man gewann einen Kampf, wenn der Gegner am Boden lag. Kampfringen jedoch war oft ein Kampf auf Leben und Tod, und auch niederträchtige Taktiken (zum Beispiel Augenstechen und Hiebe unter der Gürtellinie) wurden angebracht, um einen Gegner zu unterwerfen.
Dieses Ringen hatte wenig mit stereotypischen Prügeleien zu tun, sondern war eine sehr fortgeschrittene Kampfkunst, die viel mit vergleichbaren ostasiatischen Kampfkünsten wie Judo, Karate und Jiujitsu gemein hatte. Als grundlegende Stellung zum Beispiel umklammerte man den Gegner, ähnlich wie im japanischen Judo. Techniken aus jenen Sportarten würde mittelalterlichen Ringern gewiss sehr vertraut vorkommen.
Grundlegende Prinzipien
Dem Ringkampf des Mittelalters lagen Fertigkeit, Schnelligkeit und die richtige Anwendung von Stärke zugrunde. Geschwindigkeit war von diesen am Wichtigsten, weil man dadurch Gegenattacken vermeiden konnte. Die brachiale Anwendung von Stärke wurde als konterproduktiv gesehen, da jene leicht vom Gegner ausgenutzt und gegen einen selbst verwendet werden konnte.
Einen schwächeren Gegner sollte man zuerst attackieren, einen gleich starken Gegner zur selben Zeit, und einen stärkeren Gegner nach dessen Attacke.
Die grundlegende Stellung beim Ringen war eine Klammerstellung, bei der die Gegner gegenseitig die Schultern ihres Gegenübers erpackten. Eine gute Ausgangsposition hatte man, wenn man es schaffte, den Torso des Gegners zu erpacken.
Zwar waren zumindest beim gesellschaftlichen Ringen gefährliche Taktiken verpönt, allerdings stand einem Ringer vor allem beim Ringen im Zug eines Kampfes ein großes Arsenal an Taktiken zur Verfügung – Schläge, Tritte, Stöße, Würfe, Armhebel und Würgetechniken waren sehr vorherrschend im Ringkampf.
Kampftechniken
Dieser Abschnitt kann kein umfassendes Bild über alle Ringtaktiken geben, sondern nur einen kurzen Abriss über übliche Taktiken.
Aus der Klammerstellung heraus konnte man nach unten greifen, ein Bein des Gegners anheben und ihn somit aus dem Gleichgewicht bringen und niederwerfen. Diese Technik konnte man durch einen schnellen Schlag auf den Kopf des Gegners kontern, oder aber indem man mithilfe des angehobenen Beins den Gegner selber umwarf.
Indem man den rechten Arm links um den Körper des Gegners legte, konnte man damit den Gegner umherdrehen und niederwerfen. Dies konnte man kontern, indem man den Arm des Gegners ergriff und ihn in einem Armhebel zwischen seinen beiden Armen einschloss.
Man konnte auch einen Gegner umwerfen, indem man seitlich neben ihn schritt, sodass die Gegner Rücken an Rücken standen, und ihn dann von hinten umfasste und ihn über den Rücken warf. Dies konnte man verhindern, indem man den rechten Arm des Angreifers in einem Armhebel einschloss.
Aus einem Armhebel heraus war man in einer guten Position, den Gegner umzuwerfen. Zum Beispiel, wenn man erst den rechten Arm eines Gegners erpackt hatte, konnte man ihn gut mit dem rechten Arm umstoßen. Man konnte dabei aber den Gegner mit nach unten ziehen, sich aus dem Fall heraus wieder erheben und den Gegner am Boden vor sich haben.
Man konnte auch einen Gegner zu sich ziehen, dann seine Beine erpacken und ihn über sich selber drüberwerfen. Dies konnte man kontern, wenn man sich schnell wendete und seinen eigenen Schwung nutzte, um den Gegner mitzureißen und umzuwerfen.
Es war auch möglich, einen Gegner zu stoßen und ihn dann, indem man sein linkes Bein hob, ihn zum Fall zu bringen. Dies konnte gekontert werden, indem man das Gesicht des Gegners ergriff, es brachial herumdrehte und den Gegner somit zu Boden warf. Dies wiederum konnte man kontern, indem man den Arm, der um das eigene Gesicht gelegt ist, verdrehte und den Gegner über den eigenen Körper zu Boden warf.
Wenn das Ringen rein gesellschaftlich war, so war der Kampf gewonnen, wenn der Gegner am Boden lag. Bei einem richtigen Kampf jedoch konnte es durchaus notwendig sein, dass man den am Boden liegenden Gegner noch kampfuntauglich machte, zum Beispiel durch einen Würgegriff, einen gezielten Schlag ins Gesicht, oder indem man ihn mit einem Dolch erstach.