Konstabler

Aus Scriptorium

Der Konstabler war zuständig für die Verteidigung des Königreiches sowie für militärische Expeditionen. Das Amt des Konstablers des Königreichs Jerusalem war womöglich das wichtigste Amt des Königreichs, welches sich fast ständig im Krieg mit seinen Nachbarn befand.

Rechte und Pflichten

  • Erteilung des Jerusalemer Bürgerrechts an römisch-katholische Männer und Frauen
  • Sofortige Vorlassung zu Privataudienzen mit dem König
  • Kommandierung der Armee bei militärischen Expeditionen
  • Bezahlung der Söldner
  • Beratung des Königs in militärischen Angelegenheiten
  • Aufrechterhaltung der Disziplin im Heer
  • Sicherstellung der Finanzen bei einer militärischen Expedition und Absprache mit dem Seneschall
  • Festlegung von Strategien und Taktiken auf militärischen Expeditionen
  • Gerichtsbarkeit in militärischen Angelegenheiten
  • Erstellung eines Stabes und Beratung durch den Stab

Ablauf einer geschäftigen Woche des Konstablers

Montag

Am Morgen übt sich der Konstabler im Gebrauch von Waffen mit seinen Leuten. Unter anderem übt er sich mit seinem Stab. Der Stab des Konstablers besteht aus seinen Vertrauten, zumeist Gefolgsleute, die er vollen Vertrauens um Rat bitten kann und an die er einzelne Aufgaben delegieren kann. Dieser stab beinhaltet seinen eigenen Konstabler, der ein wichtiger Vertrauter ist und den Konstabler bei einfachen Aufgaben, zum Beispiel Waffeninspektion beim königlichen Gefolge, vertritt.

Am Nachmittag geht er zur Pfalz, um dort mit einem Ritter zu sprechen, der Mitglied des königlichen Gefolges ist und dem nachgesagt wird, dass er seine Männer zu nachgiebig zu behandelt und nicht auf tägliches Training besteht. Der Konstabler weist den Ritter an, dass er seine Männer härter anfassen und an einer kürzeren Leine halten sollte, damit sie nicht verweichlichen. Der Ritter sichert es dem Konstabler zu.

Dienstag

Am Morgen empfängt der Konstabler einen Boten aus einem entfernten Winkel des Königreichs in seinem Haus. Der Bote ist ausgeschickt worden, um sich über den Zustand der königlichen Burgen im Sinai kundig zu machen. Er berichtet dem Konstabler, dass die Burgen in einem guten Zustand sind, bis auf eine, die ziemlich verwahrlost ist. Der Konstabler bedankt sich beim Boten und bespricht mit seinen Vertrauten die strategische Bedeutung dieser Burg. Alle sind sich darüber einig, dass etwas getan werden muss.

Am Nachmittag geht der Konstabler von seinem Anwesen zur königlichen Pfalz, um mit der Königin über die verwahrloste Burg zu sprechen. Sie gibt ihm den Auftrag, sich zusammen mit dem Seneschall darüber zu kümmern. Der Konstabler geht nach Hause und lädt den Seneschall zum Essen ein. Gemeinsam besprechen sie die Finanzierung der Reparatur der Burg. Eine Schätzung wird getroffen, und der Seneschall sichert zu, entsprechende Instruktionen an den dortigen Kastellan auszusenden.

Mittwoch

Der Konstabler beschließt, den Davidsturm zu inspizieren und sich den Zustand der Männer dort anzusehen. Es überzeugt ihn alles, und er lobt den Vizegrafen.

Am Nachmittag befiehlt er den Marschall zusammen mit dessen Stab (also dessen engsten Vertrauten) zu sich. Er wünscht von ihm Berichterstattung über die Verfügbarkeit von Söldnern, denn schließlich ist das Anheuern von Söldnern das Ressort des Marschalls – und der Konstabler ist gegenüber dem Marschall weisungsbefugt. Der Marschall erstattet ihm Bericht, und gemeinsam mit den Stäben besprechen die beiden die besten Einsatzmöglichkeiten von Söldnertruppen. Sie kommen zum Ergebnis, dass es momentan nicht nötig ist, Söldner anzuheuern, auch wenn man die verletzliche Burg im Sinai im Auge behalten sollte.

Donnerstag

Am Morgen wird der Konstabler zur königlichen Pfalz befohlen. Die Königin braucht Rat – sie erwägt, ein Dorf bei Bethlehem im königlichen Hausgut zu befestigen, aber weiß nicht, welches. Der Konstabler rattert alle Informationen herunter, die er zum Vorkommen von Banditen in der Region, sowie von fatimidischen Spähern und Plünderern in der Umgebung hat. Er schlägt ein kleines Dorf an einem strategisch wichtigen Pass vor, findet aber, dass das nicht Priorität hat. Der Konstabler befragt die Königin, da er schon hier ist, über den Ritter, den er am Montag an die Kandare genommen hat, und ist froh zu hören, dass er seine Männer in den letzten Tagen gründlich geschleift hat.

Am Nachmittag bleibt der Konstabler in der königlichen Pfalz, um dort selber vor Ort sich mit der königlichen Gefolge im Waffengebrauch zu üben. Er inspiziert zudem die Stärke der Mauern, Zinnen und Tore der Pfalz, und stellt den Palatini Fragen bezüglich der Sicherheit in der Pfalz. Alles ist zu seiner Zufriedenheit, und so kann er beruhigt nach Hause gehen.

Freitag

Der Konstabler geht – begleitet von einem Sekretär und seinem Stab - zur Haute Cour, um dort an den Diskussionen teilzuhaben. Die Haute Cour erwägt einen Kriegszug gegen Askalon, und fragt den Konstabler um Rat. Der Konstabler gibt seine Meinung zum Besten, sagt eine Liste des Für und Wider herunter, und lädt die Haute Cour dazu ein, keine voreiligen Entscheidungen zu fällen. Jeder stimmt ihm zu, bis auf einen einzigen verknöcherten Baron, der vermutet, dass der Konstabler einfach nicht auf Kriegszug gehen will. Denn solange eine Königin herrscht, ist der Konstabler alleine für das königliche Heer zuständig, und muss es im Feld bewegen. Er ist der General, wenn das Heer gegen den Feind in die Schlacht zieht, und muss nur hinter dem König zurückstecken – doch meistens hat er freie Bahn ob seiner militärischen Erfahrung. Der Baron zieht seine Anschuldigung erst zurück, nachdem er den Konstabler auf Herz und Nieren ob dessen Willigkeit, für das Königreich in die Schlacht zu ziehen, geprüft hat.

Nach der Sitzung fängt der Konstabler einen anderen Baron ab und unterhält sich mit ihm über dessen Heeraufgebot. Der Baron gibt zu, dass er momentan in einem finanziellen Engpass ist und sich daher nicht so viele Waffenknechte leisten kann, wie er will. Der Konstabler warnt ihn, dass er Obligationen gegenüber der Königin hat, die er ja nicht brechen soll – aber gibt ihm dann, versöhnlicher gestimmt, Rat darüber, wie er im Fall der Fälle ein Aufgebot von Bauern ausheben kann, welches seine Obligationen erfüllen und seine Landwirtschaft nicht ruinieren würde.

Samstag

Der Konstabler verbringt den Morgen damit, Schlachtstrategien mit seinem Stab zu diskutieren. Mittelalterliche Schlachtstrategien waren denkbar einfach und unausgereift, vor allem wegen der Disziplinlosigkeit der mittelalterlichen Heere. Die Sicherstellung des Nachschubs und die Befestigung der eigenen Stellung durch Burgen war Trumpf; Krieg war zumeist defensiv, und Feldherren vermeiden offene Schlachten; Hinterhalte, Überfälle und langwierige Belagerungen waren aber häufig. Der Konstabler redet einem jungen und noch recht unerfahrenen Mitglied seines Gefolges aus, dass offene Feldschlachten etwas Erstrebenswertes sind – nur, wenn sie absolut unumgehbar war, sollte sie eingegangen werden.

Am Nachmittag geht der Konstabler auf Falkenjagd. Selbst ein Konstabler muss sich Freizeit gönnen, und die Falkenjagd trainiert auch Geduld, das Auge fürs Detail, und das Reiten – was ein Kosnatbler auch braucht.

Sonntag

Der Konstabler besucht die Königin, und wohnt dem Mittagsessen mit ihr bei. Er plaudert mit ihr über diverse Kandidaten für zukünftige Vakanzen beiden Palatini, aber nichts Genaues ergibt sich – vor allen Dingen ist dieser Besuch dazu da, um die Bande zwischen den beiden zu pflegen, denn im Mittelalter wurden Beruf und Freizeit viel weniger getrennt als heutzutage. Am Nachmittag geht er wieder nach Hause, um den Rest des Tages mit seiner Familie zu verbringen.