Beizjagd: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Scriptorium
(Die Seite wurde neu angelegt: „Die Beizjagd, auch Falkenjagd genannt, war eine der Lieblingssportarten des Adels sowohl unter den Morgenländern wie auch den Abendländern. Es s…“)
 
Zeile 13: Zeile 13:
 
===Gerfalke===
 
===Gerfalke===
  
Der majestätische Gerfalke wurde als der ideale königliche Jagdvogel gesehen. Besonders wertvoll und rar sind rein weiße Gerfalken. Durch seine Größe fehlt es dem Gerfalken an der Wendigkeit kleinerer Jagdvögel, aber sein Flug war kraftvoller und schneller. Aus diesem Grund fällt es dem Gerfalken leicht, die Jagd auf fliehende Beute aufzunehmen. Ein Gerfalke jagt beispielsweise Fasane, Auerhühner und Enten.
+
Der majestätische Gerfalke wurde als der ideale Jagdvogel eines Königs und seiner unmittelbaren Familie gesehen. Besonders wertvoll und rar sind rein weiße Gerfalken. Durch seine Größe fehlt es dem Gerfalken an der Wendigkeit kleinerer Jagdvögel, aber sein Flug war kraftvoller und schneller. Aus diesem Grund fällt es dem Gerfalken leicht, die Jagd auf fliehende Beute aufzunehmen. Ein Gerfalke jagt beispielsweise Fasane, Auerhühner und Enten.
  
 
===Wanderfalke===
 
===Wanderfalke===
 +
 +
Im Mittelalter war der Wanderfalke einer der beliebtesten Jagdvögel überhaupt, zumal es möglicherweise das schnellste Tier der Welt ist - in vertikalem Fall kann der Wanderfalke eine Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometer erreichen. Er greift vor allem Vögel im Flug. Besonders nützlich war der Wanderfalke bei der Jagd von Reihern, aber auch von Auerhühnern und Krähen. Er wurde als ideal für Adlige von fürstlichem, gräflichem und baronialem Rang gesehen.
 +
 +
===Sakerfalke===
 +
 +
Der Sakerfalke, auch Würgfalke genannt, ist einer der besten Jäger in der Beizjagd. Er ist dem Gerfalken ähnlich, aber ein wenig schmaler und kleiner. Er hat einen runden Kopf, einen relativ kurzen Schnabel, längere Flügel als der Gerfalke, aber kürzere Klauen. Der Sakerfalke kann sehr vielfältig eingesetzt werden; nicht nur gegen Vögel, sondern auch Kleinwild. Er wurde als ein Jagdvogel angesehen, der einem Herrn oder Ritter angemessen war.
 +
 +
===Lannerfalke===
 +
 +
Der Lannerfalke ist etwas kleiner als ein Wanderfalke, hat einen dickeren Schädel und Hals, und einen länglichen dünnen Körper. Seine Klauen sind kürzer als die von anderen Falken. Eingesetzt wurde er vor allem bei der Jagd auf Tauben, Wachteln und kleinere Enten. Der Lannerfalke wurde als ein Jagdvogel für Edelknechte und andere wohlhabende Niederadlige gesehen.
 +
 +
===Merlin===
 +
 +
Der Merlin, auch bekannt als Zwergfalke, ist ein traditioneller Jagdvogel für adlige Damen - er war sehr leicht und wendig, aber mutig, widerstandsfähig und schnell. Besonders wurde er eingesetzt für die Jagd auf Rebhühner und Lärchen. Sie ähnelten vom Aussehen her Wanderfalken, waren aber kleiner.
 +
 +
===Habicht===
 +
 +
Nicht nur der Adel war an der Falkenjagd beteiligt. Auch Leute im dritten Stand konnten daran Teil nehmen, sofern sie das Geld dafür hatten. Habichte wurden benutzt von Großbauern, Kaufleuten und ärmeren Niederadligen. Habichte haben rote Augen und hatten einen Ruf, blutrünstig, aber auch elegant, zu sein. Es gibt recht große Unterschiede in der Größe bei Habichten, aber eines haben sie gemeinsam - ihre Hartnäckigkeit in der Jagd. Der Habicht konnte gut eingesetzt werden für die Jagd auf kleinere Vögel und Kleinwild am Boden.
 +
 +
===Sperber===
 +
 +
Der Sperber war als Jagdvogel insbesondere beliebt bei Priestern, wenn auch höher stehende Kirchenmänner fürstliche Vögel, beispielsweise den Sakerfalken oder Wanderfalken, bevorzugten. Der Sperber war bekannt für seinen Kampfgeist und es war nicht schwer, diesen Vogel für die Jagd zu begeistern. Der Sperber war auch bekannt als "Lehrvogel" - mit einem Sperber konnte man sehr leicht die Beizjagd an sich erlernen. Er jagte für gewöhnlich Singvögel, Mäuse und Schlangen.
 +
 +
===Turmfalke===
 +
 +
Der zierliche Turmfalke war der schwächere Cousin der größeren Falkenarten, und war ein beliebter Jagdvogel beim gemeinen Volk - zum Beispiel bei Handwerkern, Krämern und Waffenknechten. Vor allem jagte der Turmfalke Insekten, Schlangen und Mäuse; aber er konnte auch darauf abgerichtet werden, Spatzen, Stare und andere Singvögel zu reißen. Der Turmfalke konnte über einen längeren Zeitraum hinweg über einem bestimmten Punkt schweben, und dann jäh hinunterstürzen.
 +
 +
==Ausrüstung==
 +
 +
Für einen Beizjäger war es wichtig, die richtige Ausrüstung zu haben.
 +
 +
===Handschuh===
 +
 +
Da Falken starke Klauen haben, mit denen sie ihre Beute töten, war es notwendig, feste Handschuhe zu haben, die den Träger vor Kratzer beschützten. Normalerweise wurde der Handschuh an der linken Hand getragen, damit man mit der rechten Hand dem Falken die Haube aufsetzen und abnehmen konnte. Dieser Handschuh bestand aus festem Leder. Er reichte bis zum Ellenbogen und war weit genug, um einfach an- und abgezogen zu werden. Das Leder war sehr fest gegerbt, um den Träger zu beschützen und dem Falken nicht zu erlauben, sich darin festzubohren - somit fällt es dem Falken leichter, sich zu erheben
 +
 +
Welcher Handschuh angemessen war, hing vom Vogel ab - bei einem Turmfalken oder Merlin reichte ein normaler lederner Handschuh; bei einem Wanderfalken oder Gerfalken brauchte man einen doppelt mit Leder beschichteten Handschuh. Bei einem Steinadler musste man einen doppelt mit Pferdeleder und bis zur Schulter reichenden Handschuh tragen.
 +
 +
===Geschüh===
 +
 +
Als das Geschüh bezeichnete man Lederriemen, mit denen die Füße von Jagdvögeln verknüpft werden, um sich zu vergewissern, dass sie nicht zu einfach wegfliegen. Sie werden entbunden, um den Falken auf die Jagd zu senden. Das Geschüh war permanent um die Füße des Falken geknotet; ein guter Falkner wusste dies so zu machen, dass dem Falken daraus keine Unbequemlichkeiten  und verminderte Bewegungsfreiheit erwuchsen.
 +
 +
===Leine===
 +
 +
Die Leine war ein weiterer Lederriemen, welcher den Falken daran hinderte, vom Handschuh wegzufliegen. Die Leine war etwa 30 Zentimeter lang. Die Leine war festgeknotet am Handschuh, und könnte durch einen Drehring mit dem Geschüh verknüpft werden, um den Falken an seinen Besitzer anzuleinen.
 +
 +
===Drehring===
 +
 +
Am Ende der Leine war ein Drehring, welcher an das Geschüh gespannt werden konnte - dies sorgte dafür, dass der Falke einfach entlassen werden konnte, saß aber dennoch fest.
 +
 +
===Haube===
 +
 +
Die Haube wurde dem Jagdvogel über den Kopf gestülpt, um ihm sein Blickfeld zu nehmen und somit zu beruhigen. Sie konnte sehr schlicht, aber auch enorm extravagant sein. Bekannt wurde die ursprünglich aus dem Nahen Osten stammende Haube europäischen Falkenjägern erst durch die Kreuzzüge.
 +
 +
Befestigt wurde die Haube am Kopf des Falken durch Lederriemen, die am hinteren Ende der Haube befestigt waren.
 +
 +
===Sitzstange===
 +
 +
Für die Falkenhaltung war zumindest ein Sitz nötig. In der einfachsten Form war sie ein dünner Holzblock, auf welchem der Jagdvogel sitzen konnte. Oft war dieser Block in Leinen oder Leder gehüllt. Dieser Block stand oft auf einer Stange, um welche ein Ring gewickelt war; daran war das Gestühl und die Leine des Falken angebunden.
 +
 +
Oft wurden aber auch Sitzstangen eingesetzt. Diese konnten hoch sein (sodass die Vögel auf Augenhöhe mit dem Beizjäger waren) oder tief (sodass der Schwanz des Vogels nicht den Boden streifte).
 +
 +
===Glöckchen===
 +
 +
Oft wurde dem Falken ein Glöckchen umgebunden, um den Jagdvogel besser finden zu können, wenn er nicht zurückkehrte. Auch wurde der Besitzer dadurch darauf aufmerksam gemacht, wenn der Jagdvogel von seinem Sitz hinuntergefallen oder sich in der Stallung verheddert hatte. Ein Experte konnte von Schellen der Glöckchen hören, was der Falke gerade tat - ob er sich kratzte, herumhüpfte, oder an seinem Geschüh herumbiss.
 +
 +
===Attrappe===
 +
 +
Die Attrappe war ein symmetrisches Gefüge aus gestopftem Leder, welches in etwa so aussah wie zwei Flügel. Der Beizjäger warf es in die Luft, um dem Jagdvogel zu bedeuten, zu seinem Besitzer zurückzukehren. Es war wichtig, dem Falken beizubringen, zu seinem Besitzer zurückzukehren, wenn dieser es in die Luft warf. Der Vogel muss wissen, dass er Essen und Zuwendung bekommt, wenn er sah, dass die Attrappe in der Luft herumgleitete. Die Benutzung der Attrappe zu lernen ist eine Kunst an sich, und je größer der Vogel ist, desto schwieriger ist es, ihm das beizubringen.
 +
 +
==Behausung==
 +
 +
Jagdvögel waren untergebracht in einer Stallung. Eine Stallung beherbergte für gewöhnlich eine Anzahl von Falken; manchmal war sie so groß wie ein Wohnhaus. Eine Stallung bot dem Falken Schutz vor dem Wetter, anderen Vögeln und Menschen. Eine Stallung sollte mehr sein als ein bloßer Käfig - sie sollte dem Jagdvogel genug Raum bieten, um seine Flügel auszustrecken. Ideal war eine Stallung, die dem Vogel Raum bot, zu fliegen. Jagdvögel wurden für gewöhnlich während der Mauer hier gehalten, aber Jagdvögel wurden hier auch für gewöhnlich gehalten, wenn ihr Besitzer sie gerade nicht brauchte. Es handelte sich bei den Stallungen für gewöhnlich um eine kleine Hütte aus Holz oder Ziegeln, die am Haupthaus angebracht war.
 +
 +
==Fangen von Jagdvögeln==
 +
 +
 +
[[Kategorie:Freizeit]]

Version vom 19. Juli 2014, 15:50 Uhr

Die Beizjagd, auch Falkenjagd genannt, war eine der Lieblingssportarten des Adels sowohl unter den Morgenländern wie auch den Abendländern. Es stellt eine der ältesten Partnerschaften zwischen Tier und Mensch dar, und entstand etwa vor 4000 Jahren, als man entdeckte, dass in gefangene Falken, zu denen man ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, sich ihren Fang mit ihren Besitzern teilten. Unter allen Jagden mit Tieren, zum Beispiel mit Hunden, ist die Beizjagd einzigartig insofar als dass die Tiere wild geboren werden und erst eingefangen werden mussten - erst im 20. Jahrhundert gelang es dem Menschen, Falken in Gefangenschaft zu züchten. Vor dem Aufkommen von Feuerwaffen war die Beizjagd die beste Art und Weise, Geflügel zu jagen. Allerdings war es so schwierig und aufwändig, dass die Beizjagd vor allen Dingen der reichen, adligen Oberschicht vorbehalten blieb - denn nur diese Leute konnten es sich vom Geld und der Zeit her leisten, Falken zu kaufen und zu unterhalten, obwohl die Beizjagd eine wenig effektive Art der Essensbeschaffung war.

Die Beizjagd war also nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern auch ein Statussymbol. Manche Leute verstiegen sich heillos in dieser Beschäftigung, und brachten ihre Falken sogar in die Kirche mit. Sie spielten auch eine wichtige Rolle in Diplomatie - ein Falke war ein teures und angesehenes Geschenk zwischen Adligen, und solch ein Geschenk wurde oft gemacht, um einen Friedensvertrag zu besiegeln. Sogar im Krieg kamen Falken zum Einsatz, denn beizjagdversessene Adlige würden sicher nicht ihre Falken bei einem Kriegszug vergessen. Manchmal dienten Falken auch als Lösegeld für hochrangige Kriegsgefangene.

Jagdvögel

In der Beizjagd kamen eine weite Palette an Falken-, Adler- und Geierarten zum Einsatz. Die Wichtigsten sind hier geschildert.

Steinadler

Der Steinadler war von allen Jagdvögeln der teuerste, größte und imposanteste. Tatsächlich wurde er oft als ein Jagdvogel gesehen, der nur für einen Kaiser angemessen war. Die Stärke und die Größe des Steinadler bedeutete, dass es manchmal gefährlich sein konnte, mit ihm zu arbeiten - schließlich hat er in seinen Klauen genug Kraft, den Schädel eines Menschen zu durchbohren. Ein Steinadler kann nicht nur gewöhnliches Geflügel und Kleinwild jagen, sondern auch Rehe, Antilopen, und sogar Wölfe.

Gerfalke

Der majestätische Gerfalke wurde als der ideale Jagdvogel eines Königs und seiner unmittelbaren Familie gesehen. Besonders wertvoll und rar sind rein weiße Gerfalken. Durch seine Größe fehlt es dem Gerfalken an der Wendigkeit kleinerer Jagdvögel, aber sein Flug war kraftvoller und schneller. Aus diesem Grund fällt es dem Gerfalken leicht, die Jagd auf fliehende Beute aufzunehmen. Ein Gerfalke jagt beispielsweise Fasane, Auerhühner und Enten.

Wanderfalke

Im Mittelalter war der Wanderfalke einer der beliebtesten Jagdvögel überhaupt, zumal es möglicherweise das schnellste Tier der Welt ist - in vertikalem Fall kann der Wanderfalke eine Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometer erreichen. Er greift vor allem Vögel im Flug. Besonders nützlich war der Wanderfalke bei der Jagd von Reihern, aber auch von Auerhühnern und Krähen. Er wurde als ideal für Adlige von fürstlichem, gräflichem und baronialem Rang gesehen.

Sakerfalke

Der Sakerfalke, auch Würgfalke genannt, ist einer der besten Jäger in der Beizjagd. Er ist dem Gerfalken ähnlich, aber ein wenig schmaler und kleiner. Er hat einen runden Kopf, einen relativ kurzen Schnabel, längere Flügel als der Gerfalke, aber kürzere Klauen. Der Sakerfalke kann sehr vielfältig eingesetzt werden; nicht nur gegen Vögel, sondern auch Kleinwild. Er wurde als ein Jagdvogel angesehen, der einem Herrn oder Ritter angemessen war.

Lannerfalke

Der Lannerfalke ist etwas kleiner als ein Wanderfalke, hat einen dickeren Schädel und Hals, und einen länglichen dünnen Körper. Seine Klauen sind kürzer als die von anderen Falken. Eingesetzt wurde er vor allem bei der Jagd auf Tauben, Wachteln und kleinere Enten. Der Lannerfalke wurde als ein Jagdvogel für Edelknechte und andere wohlhabende Niederadlige gesehen.

Merlin

Der Merlin, auch bekannt als Zwergfalke, ist ein traditioneller Jagdvogel für adlige Damen - er war sehr leicht und wendig, aber mutig, widerstandsfähig und schnell. Besonders wurde er eingesetzt für die Jagd auf Rebhühner und Lärchen. Sie ähnelten vom Aussehen her Wanderfalken, waren aber kleiner.

Habicht

Nicht nur der Adel war an der Falkenjagd beteiligt. Auch Leute im dritten Stand konnten daran Teil nehmen, sofern sie das Geld dafür hatten. Habichte wurden benutzt von Großbauern, Kaufleuten und ärmeren Niederadligen. Habichte haben rote Augen und hatten einen Ruf, blutrünstig, aber auch elegant, zu sein. Es gibt recht große Unterschiede in der Größe bei Habichten, aber eines haben sie gemeinsam - ihre Hartnäckigkeit in der Jagd. Der Habicht konnte gut eingesetzt werden für die Jagd auf kleinere Vögel und Kleinwild am Boden.

Sperber

Der Sperber war als Jagdvogel insbesondere beliebt bei Priestern, wenn auch höher stehende Kirchenmänner fürstliche Vögel, beispielsweise den Sakerfalken oder Wanderfalken, bevorzugten. Der Sperber war bekannt für seinen Kampfgeist und es war nicht schwer, diesen Vogel für die Jagd zu begeistern. Der Sperber war auch bekannt als "Lehrvogel" - mit einem Sperber konnte man sehr leicht die Beizjagd an sich erlernen. Er jagte für gewöhnlich Singvögel, Mäuse und Schlangen.

Turmfalke

Der zierliche Turmfalke war der schwächere Cousin der größeren Falkenarten, und war ein beliebter Jagdvogel beim gemeinen Volk - zum Beispiel bei Handwerkern, Krämern und Waffenknechten. Vor allem jagte der Turmfalke Insekten, Schlangen und Mäuse; aber er konnte auch darauf abgerichtet werden, Spatzen, Stare und andere Singvögel zu reißen. Der Turmfalke konnte über einen längeren Zeitraum hinweg über einem bestimmten Punkt schweben, und dann jäh hinunterstürzen.

Ausrüstung

Für einen Beizjäger war es wichtig, die richtige Ausrüstung zu haben.

Handschuh

Da Falken starke Klauen haben, mit denen sie ihre Beute töten, war es notwendig, feste Handschuhe zu haben, die den Träger vor Kratzer beschützten. Normalerweise wurde der Handschuh an der linken Hand getragen, damit man mit der rechten Hand dem Falken die Haube aufsetzen und abnehmen konnte. Dieser Handschuh bestand aus festem Leder. Er reichte bis zum Ellenbogen und war weit genug, um einfach an- und abgezogen zu werden. Das Leder war sehr fest gegerbt, um den Träger zu beschützen und dem Falken nicht zu erlauben, sich darin festzubohren - somit fällt es dem Falken leichter, sich zu erheben

Welcher Handschuh angemessen war, hing vom Vogel ab - bei einem Turmfalken oder Merlin reichte ein normaler lederner Handschuh; bei einem Wanderfalken oder Gerfalken brauchte man einen doppelt mit Leder beschichteten Handschuh. Bei einem Steinadler musste man einen doppelt mit Pferdeleder und bis zur Schulter reichenden Handschuh tragen.

Geschüh

Als das Geschüh bezeichnete man Lederriemen, mit denen die Füße von Jagdvögeln verknüpft werden, um sich zu vergewissern, dass sie nicht zu einfach wegfliegen. Sie werden entbunden, um den Falken auf die Jagd zu senden. Das Geschüh war permanent um die Füße des Falken geknotet; ein guter Falkner wusste dies so zu machen, dass dem Falken daraus keine Unbequemlichkeiten und verminderte Bewegungsfreiheit erwuchsen.

Leine

Die Leine war ein weiterer Lederriemen, welcher den Falken daran hinderte, vom Handschuh wegzufliegen. Die Leine war etwa 30 Zentimeter lang. Die Leine war festgeknotet am Handschuh, und könnte durch einen Drehring mit dem Geschüh verknüpft werden, um den Falken an seinen Besitzer anzuleinen.

Drehring

Am Ende der Leine war ein Drehring, welcher an das Geschüh gespannt werden konnte - dies sorgte dafür, dass der Falke einfach entlassen werden konnte, saß aber dennoch fest.

Haube

Die Haube wurde dem Jagdvogel über den Kopf gestülpt, um ihm sein Blickfeld zu nehmen und somit zu beruhigen. Sie konnte sehr schlicht, aber auch enorm extravagant sein. Bekannt wurde die ursprünglich aus dem Nahen Osten stammende Haube europäischen Falkenjägern erst durch die Kreuzzüge.

Befestigt wurde die Haube am Kopf des Falken durch Lederriemen, die am hinteren Ende der Haube befestigt waren.

Sitzstange

Für die Falkenhaltung war zumindest ein Sitz nötig. In der einfachsten Form war sie ein dünner Holzblock, auf welchem der Jagdvogel sitzen konnte. Oft war dieser Block in Leinen oder Leder gehüllt. Dieser Block stand oft auf einer Stange, um welche ein Ring gewickelt war; daran war das Gestühl und die Leine des Falken angebunden.

Oft wurden aber auch Sitzstangen eingesetzt. Diese konnten hoch sein (sodass die Vögel auf Augenhöhe mit dem Beizjäger waren) oder tief (sodass der Schwanz des Vogels nicht den Boden streifte).

Glöckchen

Oft wurde dem Falken ein Glöckchen umgebunden, um den Jagdvogel besser finden zu können, wenn er nicht zurückkehrte. Auch wurde der Besitzer dadurch darauf aufmerksam gemacht, wenn der Jagdvogel von seinem Sitz hinuntergefallen oder sich in der Stallung verheddert hatte. Ein Experte konnte von Schellen der Glöckchen hören, was der Falke gerade tat - ob er sich kratzte, herumhüpfte, oder an seinem Geschüh herumbiss.

Attrappe

Die Attrappe war ein symmetrisches Gefüge aus gestopftem Leder, welches in etwa so aussah wie zwei Flügel. Der Beizjäger warf es in die Luft, um dem Jagdvogel zu bedeuten, zu seinem Besitzer zurückzukehren. Es war wichtig, dem Falken beizubringen, zu seinem Besitzer zurückzukehren, wenn dieser es in die Luft warf. Der Vogel muss wissen, dass er Essen und Zuwendung bekommt, wenn er sah, dass die Attrappe in der Luft herumgleitete. Die Benutzung der Attrappe zu lernen ist eine Kunst an sich, und je größer der Vogel ist, desto schwieriger ist es, ihm das beizubringen.

Behausung

Jagdvögel waren untergebracht in einer Stallung. Eine Stallung beherbergte für gewöhnlich eine Anzahl von Falken; manchmal war sie so groß wie ein Wohnhaus. Eine Stallung bot dem Falken Schutz vor dem Wetter, anderen Vögeln und Menschen. Eine Stallung sollte mehr sein als ein bloßer Käfig - sie sollte dem Jagdvogel genug Raum bieten, um seine Flügel auszustrecken. Ideal war eine Stallung, die dem Vogel Raum bot, zu fliegen. Jagdvögel wurden für gewöhnlich während der Mauer hier gehalten, aber Jagdvögel wurden hier auch für gewöhnlich gehalten, wenn ihr Besitzer sie gerade nicht brauchte. Es handelte sich bei den Stallungen für gewöhnlich um eine kleine Hütte aus Holz oder Ziegeln, die am Haupthaus angebracht war.

Fangen von Jagdvögeln