Schwertkampf: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kampf mit Schwert ohne Schild==
 
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Fast jeder Schwertkämpfer lernte zu allererst den Kampf ohne Schwert. Da es noch keine Zweihänder gab – diese kamen erst um 1300 auf – wurden alle Schwerter mit einer Hand geführt, was die andere Hand, selbst ohne Schild, offen ließ für brachiale Optionen wie Greifen, Festhalten, Würgen, Ziehen oder Stoßen.
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Der Abstand war sehr wichtig, und bestimmte die Art des Angriffes. Wenn jemand in weiter Mensur stand, so hieß das, dass ein Angreifer zwei Schritte entfernt stehen musste, um anzugreifen. Wenn jemand in mittlerer Mensur stand, so musste er einen Schritt setzen, um anzugreifen. In naher Mensur zu stehen hieß, sofort zuschlagen zu können. In enger Mensur zu stehen bedeutete, dass man dem Opponenten so nahe war, dass man zugreifen konnte.
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===Deckung===
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Die Deckung war eine grundsätzliche Stellung, aus der man einen Schlag abwehren oder ausführen konnte. Sie war besonders wichtig beim Kampf ohne Schild.
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*Vom Tag: In dieser Stellung hielt man sein Schwert an der rechten Schulter oder über dem Kopf. Das Schwert kann dabei vertikal oder in einem Winkel gehalten werden.
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*Ochse: In dieser Stellung wird das Schwert an den Kopf, entweder über die rechte oder linke Schulter, gehalten, und die Spitze zeigt dabei auf das Gegenüber – wie bei den Hörnern eines Ochsen.
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*Pflug: Beim Pflug hält man das Schwert auf Hüfthöhe. Die Spitze zeigt dabei auf den Kopf oder den Körper des Opponenten.
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*Alber: Diese Deckung wird auch Narrendeckung genannt. Hierbei hält man das Schwert in  Hüfthöhe, aber hängt es zum Boden hängen. Aus dieser Deckung heraus kann man sehr gut einen Schlag abblocken, vor allem von unten, aber es ergibt den Anschein, dass man komplett ungedeckt ist – diese Deckung wird benutzt, um einen Angriff herbeizuprovozieren.
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*Langort: In dieser Deckung hält man sein Schwert ausgestreckt zum Gegenüber hin, um ihn auf Abstand zu halten und Schläge gut abwehren zu können. Diese Deckung wird oft benutzt, um besser zustechen zu können.
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*Krone: Hierbei ist der Arm ausgestreckt, und das Schwert in die Luft erhoben. In dieser Stellung kann man einen Schlag von oben abwehren, dabei sein Gegenüber ergreifen und ihm den Knauf auf den Kopf hauen, was besonders effektiv ist wenn das Gegenüber einen Helm trägt.
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===Grundlegende Angriffsarten===
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Diese Angriffsarten waren grundlegend; andere Angriffsarten und Techniken bauten darauf auf.
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*Hau: Der Hau war ein Schlag mit der scharfen Seite des Schwertes. Man unterschied einen Oberhau (ein Angriff von oben), einen Mittelhau (einen Angriff von der Seite) und einen Unterhau (einen Angriff von unten).
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*Stich: Ein Vorstoßen des Schwertes durch den Körper.
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*Schneiden: Hierbei wurde das Schwert an die Seite des Gegenübers angesetzt und gestoßen oder gezogen. Dadurch ergab sich ein Einschneiden, welches viel tiefer ging als bei einem Hau, und mehr schmerzte.
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===Fortgeschrittene Angriffsarten===
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==Kampf mit Schwert und Schild==
 
==Kampf mit Schwert und Schild==
  
 
[[Kategorie:Kampftechniken]]
 
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Version vom 7. Juni 2015, 22:41 Uhr

Der Nahkampf des Mittelalters waren aggressiv und brutal. Die Maxime war, den Feind so schnell wie möglich zu überwältigen. Defensive wurde klein geschrieben; Bravado und Kühnheit im Angriff galt als tapfer, mannhaft und ehrenvoll. Ein Mann, der sich im Kampf bloß hinter einem Schild verbarg, verschaffte sich schnell einmal einen Ruf, feige und ehrlos zu sein. Neben Ehrenfragen war ein solches Vorgehen auch durchaus pragmatisch. Professionelle Soldaten und Ritter wurden von früh auf genau darauf trainiert, Verteidigungslücken zu durchschauen und defensive Positionen zu durchdringen – wer in die Defensive geriet, war generell immer drauf und dran, zu verlieren.

Die wichtigsten Prinzipien

Im Schwertkampf des Mittelalters waren die Prinzipien klar und gefestigt.

Erstens wurden Schwertkämpfer dazu angehalten, die kürzeste und direkteste Angriffslinie einzuschlagen, und jeglichen Drang, ausgeschmückte Schnörkelhiebe und elaborierte Abwehrparaden zu vollführen, zu unterdrücken.

Zweitens war eigene Erfahrung wichtig. Mittelalterliche Schwertkampfbücher erklärten, dass Lehrmeister ohne eigene Erfahrungen nutzlos waren – nur eigene Erfahrung half einem Schwertkämpfer, gut zu werden. Lehrmeister und Bücher konnte nur als Wegweiser zur Beherrschung der Schwertkampfkunst dienen.

Drittens war Fußarbeit und Haltung sehr wichtig, ebenso wie die richtige Distanz (Mensur) und die richtige Geschwindigkeit.

Viertens war es wichtig, offensiv zu kämpfen.

Fünftens war es taktisch klug, es einem Feind vorzuenthalten, die intendierte Aktion seines Gegenübers im Vorhinein abschätzen lassen zu können.

Kampf mit Schwert ohne Schild

Fast jeder Schwertkämpfer lernte zu allererst den Kampf ohne Schwert. Da es noch keine Zweihänder gab – diese kamen erst um 1300 auf – wurden alle Schwerter mit einer Hand geführt, was die andere Hand, selbst ohne Schild, offen ließ für brachiale Optionen wie Greifen, Festhalten, Würgen, Ziehen oder Stoßen.

Abstand

Der Abstand war sehr wichtig, und bestimmte die Art des Angriffes. Wenn jemand in weiter Mensur stand, so hieß das, dass ein Angreifer zwei Schritte entfernt stehen musste, um anzugreifen. Wenn jemand in mittlerer Mensur stand, so musste er einen Schritt setzen, um anzugreifen. In naher Mensur zu stehen hieß, sofort zuschlagen zu können. In enger Mensur zu stehen bedeutete, dass man dem Opponenten so nahe war, dass man zugreifen konnte.

Deckung

Die Deckung war eine grundsätzliche Stellung, aus der man einen Schlag abwehren oder ausführen konnte. Sie war besonders wichtig beim Kampf ohne Schild.

  • Vom Tag: In dieser Stellung hielt man sein Schwert an der rechten Schulter oder über dem Kopf. Das Schwert kann dabei vertikal oder in einem Winkel gehalten werden.
  • Ochse: In dieser Stellung wird das Schwert an den Kopf, entweder über die rechte oder linke Schulter, gehalten, und die Spitze zeigt dabei auf das Gegenüber – wie bei den Hörnern eines Ochsen.
  • Pflug: Beim Pflug hält man das Schwert auf Hüfthöhe. Die Spitze zeigt dabei auf den Kopf oder den Körper des Opponenten.
  • Alber: Diese Deckung wird auch Narrendeckung genannt. Hierbei hält man das Schwert in Hüfthöhe, aber hängt es zum Boden hängen. Aus dieser Deckung heraus kann man sehr gut einen Schlag abblocken, vor allem von unten, aber es ergibt den Anschein, dass man komplett ungedeckt ist – diese Deckung wird benutzt, um einen Angriff herbeizuprovozieren.
  • Langort: In dieser Deckung hält man sein Schwert ausgestreckt zum Gegenüber hin, um ihn auf Abstand zu halten und Schläge gut abwehren zu können. Diese Deckung wird oft benutzt, um besser zustechen zu können.
  • Krone: Hierbei ist der Arm ausgestreckt, und das Schwert in die Luft erhoben. In dieser Stellung kann man einen Schlag von oben abwehren, dabei sein Gegenüber ergreifen und ihm den Knauf auf den Kopf hauen, was besonders effektiv ist wenn das Gegenüber einen Helm trägt.


Grundlegende Angriffsarten

Diese Angriffsarten waren grundlegend; andere Angriffsarten und Techniken bauten darauf auf.

  • Hau: Der Hau war ein Schlag mit der scharfen Seite des Schwertes. Man unterschied einen Oberhau (ein Angriff von oben), einen Mittelhau (einen Angriff von der Seite) und einen Unterhau (einen Angriff von unten).
  • Stich: Ein Vorstoßen des Schwertes durch den Körper.
  • Schneiden: Hierbei wurde das Schwert an die Seite des Gegenübers angesetzt und gestoßen oder gezogen. Dadurch ergab sich ein Einschneiden, welches viel tiefer ging als bei einem Hau, und mehr schmerzte.

Fortgeschrittene Angriffsarten

Kampf mit Schwert und Schild