Ritter

Aus Scriptorium

Ein Ritter (lat. miles, franz. chevalier) war im ursprünglichen Sinne ein bewaffneter Reiter mit Rüstung.

Im Laufe der Zeit änderte sich der Status des Ritters vom bewaffneten Reiter zum Adeligen. Ritter war man jedoch auch als Adeliger nicht automatisch durch Geburt. Stattdessen musste man die Ausbildung zum Ritter absolviert haben, und in einem feierlichen Ritual mit einem Schwert umgürtet worden sein. Dieses Ritual nennt man Schwertleite, was sich von >leiten< also >umgehen< herleitet - was also im ursprünglichen Sinne hieß, das er Mann mit einem Schwert umgehen kann.

Von einem Ritter wurde erwartet, dass er sich an den Rittercodex hielt.

Obligationen und Status des Rittertums

Es ist falsch anzunehmen, dass alle bewaffneten Reiter in Rüstung Ritter waren!

Der Ritterstand war ein Status, den sich nicht jeder Adelige leisten kann oder gar wollte. Der Ritterstand war in der Praxis sehr teuer. Ein Ritter musste sich ein standesgemäßes Leben leisten können, und im Fall des Krieges seinem Herrn ein ritterliches Heeresaufgebot stellen. Dies beinhaltete, dass er durch eigene Einkünfte drei Pferde zu unterhalten hatte und auch eine entsprechende Rüstung für den Dienst bei seinem Herren stellen musste. Auch musste ein Ritter mit einem Gefolge, der sogenannten Lanze zum Heerbann erscheinen. Im Gegensatz dazu konnte ein Edelknecht allein zum Heer stoßen, wobei man ihn dann als Helm bezeichnet.

Dies führte dazu dass viele adelige Familien wenn überhaupt nur dem Erstgeborenen diesen Stand ermöglichten. Seine Brüder blieben meist bloß Edelknechte, was wenig bis gar keine Auswirkungen auf das persönliche Leben des Mannes hatte. Für das einfache Volk war ohnehin kein Unterschied zwischen Edelknecht und Ritter zu erkennen. Auch bei Hochadligen war die Ritterwürde keineswegs selbstverständlich. Der Unterschied zwischen Ritter und Edelknecht war also bloß, dass der Ritter einen prestigeträchtigen, aber teuren Titel trägt.

Dass der Ritterstand oft aus finaziellen Gründen abgelehnt wurde, zeigt sich daran, dass es mehrere Versuche gab, per Gesetz alle Männer, die sich den Ritterstand leisten konnten, in einen solchen zu zwingen. Diese Versuche blieben aber erfolglos. Es ist anzunehmen dass im frühen 12 Jh. im Königreich Jerusalem also höchstens jeder vierte bewaffnete Reiterkrieger auch ein Ritter ist, die anderen drei sind Edelknechte. In Europa zu dieser Zeit war das Verhältnis noch niedriger; eher 1 zu 5.

Arme Ritter gab es also nicht, diese waren Edelknechte; Ritter mussten ein einträgliches Lehen (egal ob Land oder Rente) besitzen, um sich ihren Titel leisten zu können.

Es war möglich, aus dem Status eines Ritters zu fallen, und den Status einfach abzulegen, wenn man sich diesen Lebensstandard nicht leisten kann. Ein Beweis dafür war, dass es mancher Adelige schaffte im Laufe seines Lebens wegen Tapferkeit nach einer Schlacht mehrmals zum Ritter geschlagen zu werden. Diese Promotionen blieben aber oft ohne Auswirkungen auf den tatsächlichen Stand des Geehrten.

Das Statussymbol des Rittes war sein Schwert, genauer gesagt der Schwertgürtel. Ritter bewahrten eifersüchtig ihr Privileg, das Schwert am Gürtel führen zu können - Edelknechte konnten rein theoretisch ihr Schwert nur am Sattel anbinden. Diese Regel wurde aber kaum eingehalten, und viele Edelknechte und gar Waffenknechte gingen mit gegürteten Schwerten einher, denn eine rechtliche Sanktion gab es für so etwas nicht.

Ritter jedoch stand es zu, bei Turnieren mit 3 Pferden zu erscheinen. Edelknechte können das nur mit 2 Pferden tun.