Kriegswesen der Republik Venedig

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Venedigs Militär im 12. Jahrhundert war geprägt durch die enge Verknüpfung der Republik mit dem Meer, und seiner byzantinischen Vergangenheit. Dieser Artikel geht auf die Marine und die Landstreitkräfte der Republik ein.

Marine

Die Marine der Republik machte Venedig zu einer der schlagkräftigsten Mächte der Levante. Anders als in Genua, wo sich die meisten Schiffe in privatem Besitz befanden, lag die große Mehrheit von Venedigs Handelsschiffen und alle seine militärischen Galeeren im Besitz des Staates.

Schiffstypen

Die meisten venezianischen Schiffe waren Galeeren. Handelsschiffe waren bauchiger, schwerfälliger und langsamer als militärische Schiffe. Was militärische Schiffe anging, waren im 12. Jahrhundert in Venedig noch einige ältere Dromonen im Einsatz; allerdings wurden jene nach und nach den der moderneren Galea sottile, der „schlanken Galeere“, verdrängt.

Konvois

Venedig organisierte seine Flotten in Konvois - in der venezianischen Mundart Muda genannt. Eine Muda umfasste eine Anzahl von Handelsschiffen, die von Galeeren beschützt wurden. Jeden Frühsommer verließen, nach straff organisierten Plänen, Konvois Venedig in die Richtung seiner überseeischen Besitzungen und Handelsposten. Die Konvois kehrten im Herbst dann wieder nach Venedig zurück, bevor Winterstürme die Überfahrt allzu schwierig machten. Die Konvois inkludierten ausschließlich Schiffe in staatlichem Besitz; auf ihnen mieteten venezianische Händler Speicherplatz für ihre Waren, nach dem Charterprinzip.

Das Arsenal

Die venezianischen Schiffe wurden im Arsenal von Venedig hergestellt und gewartet; die fast industrielle Effizienz des Arsenals bedeutete, dass die Marine immer auf dem neuesten Stand gehalten werden konnte.

Besatzung

Venezianische Schiffe wurden kommandiert von einem Sopracomito, der als Kapitän fungierte; ein Konvoi wurde kommandiert von einem Admiral, dem ein Proveditore, also Verwalter, zur Seite stand (bei größeren Konvois waren es zwei). Der Großteil der Besatzung waren Ruderer; dies waren freie Leute, die für ihre Dienste einen Sold bekamen. Oft aber waren sie auch verschuldete Männer, denen ihre Schuld nach einer gewissen Dienstzeit erlassen wurde, oder Gefangene die sich durch ihren Dienst die Freiheit erarbeiteten. Galeerensklaven waren in der Marine Venedigs selten. Ruderer ruderten das Schiff, löschten in Häfen Waren, stockten die Wasser- und Nahrungsbestände wann immer nur möglich an Bord auf, und ergriffen die Waffen wenn ihr Schiff geentert wurde (oder wenn es darum ging ein feindliches Schiff zu entern). Jedes Schiff hatte auch Marinesoldaten; das waren professionelle Waffenknechte, die in verschiedene Waffengattungen spezialisiert waren. Anders als in Genua schaute man auf Armbrustschützen hinab; am liebsten benutzte man Bogenschützen, die, wenn erforderlich, mit Feuerpfeilen operierten. Marinesoldaten befehligten auch beim Entern oder bei einem amphibischen Angriff die Ruderer.

Landstreitkräfte

Obwohl sich Venedig vor allem als Seemacht erachtete, hatte es sich an Land viele Kämpfe auszufechten, besonders bei der Verteidigung seiner Besitzungen im Balkan, an seiner eigenen Lagune und seiner Handelsposten im Ausland.

Miliz

Wie in den meisten italienischen Städten stellte die Miliz den Kern der Landstreitkräfte dar. Die Milizen bildeten sich aus den Vierteln von Venedig; jedes davon hatte ein gewisses Aufgebot zu stellen. Anders als in späteren Jahren wurden Söldnerheere nur selten angeheuert. Die venezianischen Adligen hatten in der Miliz als Offiziere zu dienen; ein Adliger befehligte in der Regel 25 Milizsoldaten. Von einem venezianischen Adligen wurden daher bestimmte Führungsqualitäten erwartet.

Rittertum

In Venedig hatte, aufgrund seiner byzantinischen Wurzeln, das Rittertum zwar wenig Tradition, war aber präsent. Auf der einen Seite bestand die Ritterschaft des Sankt Markus - ein weltlicher Verband von venezianischen Adligen, welche die ritterliche Laufbahn durchschritten hatten. Sie wurden von der Republik für ihre Dienste durch Geldlehen bezahlt. Die Ritterschaft war relativ klein, aber stellte im Krieg eine schlagkräftige und schwer gepanzerte berittene Truppe für Venedig. Auf der einen Seite gab es auch ein paar Ritter mit traditionellen Landlehen, vor allem in den dalmatinischen und istrischen Besitzungen der Republik. Die waren oft örtliche Adlige, welche den Dogen als ihren Lehnsherren akzeptiert hatten.

Garnisonen

Die Soldaten der Garnisonen Venedigs waren ein stehender Teil des Heeres, und bestand oft aus erfahrenen, treuen Waffenknechten. Diese Garnisonen bestanden in der Stadt Venedig (insbesondere im Arsenal), sowie den Festungen und Burgen der festländischen und überseeischen Besitzungen der Republik. Eine solche Garnison bestand auch in den überseeischen Handelsposten Venedigs, wie in der Loggia in Jerusalem. Das Kommando über diese Soldaten hielt der örtliche Konsul inne; er kann einen Hauptmann ernennen, der ihm dabei zur Seite steht.