Jerusalem

Aus Scriptorium

Jerusalem (französisch Jérusalem, hebräisch Yeruschalayim, griechisch Ierosólima, lateinisch Hierosolyma, arabisch al-Quds „die Heilige“ bzw. Urschalim, türkisch Küdüs, armenisch Erowsaghem) ist die Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. Sie liegt in den Judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer und hat in etwa 30.000 Einwohner.

In Jerusalem begegnen sich viele Kulturen der Antike und des Mittelalters. Die Stadt ist in das jüdische, christliche, armenische und muslimische Viertel gegliedert und von einer Mauer umgeben. Jerusalem ist die Heilige Stadt von drei Weltreligionen, dem Christentum, dem Islam und dem Judentum, und wird von allen dreien beansprucht. Bis 1099 war Jerusalem in muslimischer Hand, seither regieren dort die Abendländer, die das gleichnamige Königreich gegründet haben.

Geschichte

Frühzeit (vor 997 v. Chr.)

Seit 5000 v. Chr. sind Spuren menschlicher Siedlungen - keramische Ausgrabungsfunde - auf dem Berg Ophel nachgewiesen, auf dem Jerusalems Vorläufer erbaut wurden. Jerusalem wurde um 1800 v. Chr. erstmals schriftlich erwähnt. Ägyptische Ächtungstexte von etwa 1900 v. Chr. und die Amarnabriefe aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. belegen eine Stadt namens Uruschalim, wörtlich „Stadt des Šalim“, Stadt eines kanaanitischen Gottes der Abenddämmerung, oder im übertragenen Sinne „Stadt im Westen“.

Nach biblischen Erzählungen Ri 1,21 EU und Jos 15,63 EU gehörte die Stadt den Jebusitern, die mit den Israeliten vom Stamm Benjamin und Juda bei der Landnahme Kanaans (etwa 1200-1000 v. Chr.) in Nachbarschaft siedelten. Der Ort hieß damals auch Jebus oder Jebusiterstadt und „Stadt der Fremden“ (Ri 19,10ff), deren Könige mit anderen Gegnern der Zwölf Stämme Israels Kriegskoalitionen bildeten (Jos 10; 18,16). Mit dem Stadtnamen verwandt ist das hebräische Wort Schalom, so dass Jerusalem in späterer Kurzform auch einfach Salem („Frieden)“ genannt wird.

Erst eine redaktionelle Notiz in Ri 1,8 EU ließ den Stamm Juda die Stadt als Auftakt der Eroberung Kanaans erobern und zerstören.

Zeit des ersten und zweiten Tempels (997 v. Chr. bis 70. n. Chr.)

Alle Angaben zur Frühzeit Jerusalems beruhen auf biblischer Überlieferung und stehen unter dem Vorbehalt, dass eine außerbiblische Bestätigung dafür oft fehlt. Danach gelang es erst König David, Jerusalem mit den übrigen kanaanäischen Stadtstaaten zwischen dem Norden und Süden Gesamtisraels um das Jahr 997 v. Chr. zu erobern. Er verlegte um 1003 v. Chr. die Hauptstadt seines Reiches von Hebron nach Jerusalem. Indem er die Bundeslade dorthin überführte, machte er die „Davidsstadt“ zum politischen und religiösen Mittelpunkt des Königreiches Israel. Damals befand sich das Stadtzentrum südlich der heutigen Altstadt im Hinnomtal, der Platz des späteren Tempels auf einer Anhöhe nördlich der damaligen Stadt.

Davids Sohn Salomo (um 969–930) erbaute laut 1 Kön 8 EU einen Palast und den ersten Tempel für JHWH, den David geplant hatte. Als Tempelstadt wurde Jerusalem das Zentrum des Judentums in und außerhalb Israels. Nach Salomos Tod 926 v. Chr. und der Spaltung des Königreichs in die Staaten Juda (Süden) und Israel (Norden) wurde Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches Juda.

Königin Atalja (845–840) führte den Baalskult im Tempel ein. Unter König Ahas (741–725) wurden vielleicht auch assyrische Götter verehrt. Erst Hiskija (725–697) weihte den Tempel wieder JHWH und sicherte die Stadt durch Mauern und einen Tunnel zur Wasserversorgung. Joschija machte 628 v. Chr. Jerusalem zur alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte, indem er die übrigen Heiligtümer zerstören ließ. Im Nordreich Israel wurde der Jerusalemer Tempelkult abgelehnt: Unter den Omriden war Israel mit dem Zentrum in Samaria wirtschaftlich und militärisch dem Südreich überlegen.

Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem erstmals 597, nochmals 586 v. Chr.; beim zweiten Mal führte er die jüdische Oberschicht in die Gefangenschaft und setzte Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern ließ Nebukadnezar 586 v. Chr. Jerusalem und seinen Tempel zerstören und führte die Reste der Führungsschicht, darunter Zedekia, in das babylonische Exil.

Nach der Einnahme Babylons erlaubte Kyros II. mit dem Kyros-Edikt den dort exilierten Juden 538 v. Chr. die Heimkehr und den Wiederaufbau ihres Tempels. Dieser dauerte mehrere Jahrzehnte. Dabei trennten sich die Judäer von den Samaritanern, die sie als mit den Nachbarn blutvermischt und häretisch ansahen. Daraufhin bauten diese sich ihr eigenes Heiligtum auf dem Garizim.

Unter römischer Herrschaft wurde der von Herodes dem Großen ausgestattete zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch Titus zerstört. Die Römer und Byzantiner, sechshundert Jahre die Herrscher über Palästina, machten Caesarea zur Hauptstadt.

Zeit der Römer und Byzantiner (70 bis 640)

Hadrian verbot nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden unter Androhung der Todesstrafe den Zutritt zur Stadt und benannte sie in (Colonia) Aelia Capitolina um, wobei Aelius Hadrians Mittelname war und Capitolina sich auf den römischen Kapitolhügel bezog, das Zentrum der Verehrung des römischen Hauptgottes Jupiter. Auf dem Tempelberg wurde denn auch ein Jupitertempel errichtet. Die jüdischen Bewohner emigrierten in die jüdische Diaspora rund ums Mittelmeer, viele wanderten ins Perserreich aus.

Nachdem Kaiserin Helena im Heiligen Land Grabungen veranlasst hatte, ließen sie und ihr Sohn Konstantin am Ort der vermuteten Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen.

Auf die nach 21-tägiger Belagerung erfolgreiche Eroberung durch die Perser und ihre jüdischen Verbündeten 614, bei der angeblich bis zu 90.000 Christen ermordet wurden, folgte eine kurze sassanidische Besetzungsphase der Stadt bis 628, als Jerusalem nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios an Byzanz zurückging.

Muslimische Herrschaft (640 bis 1099)

Im Jahre 638 belagerte Kalif Omar I. im Zuge der islamischen Expansion die Stadt. Nach einer zwei Jahre dauernden Belagerung, die für die Bevölkerung mit großen Opfern verbunden war, wurde Jerusalem vom Patriarchen Sophronius (560–638) übergeben, nachdem keine Hoffnung mehr auf Entsatz aus dem christlichen Byzanz bestand und die Belagerer dem Abzug der Christen, die die Stadt verlassen wollten, zugestimmt hatten (auch wenn nur wenige der angestammten christlichen Bevölkerung tatsächlich die Stadt verließen).

Zunächst stand Jerusalem unter der Herrschaft der Umayyaden, die in schweren inneren Kämpfen von den Abbasiden verdrängt wurden. Unter der muslimischen Herrschaft der Abbasiden gab es sowohl Phasen einer explizit christen- bzw. judenfeindlichen Haltung als auch Phasen von Toleranz gegenüber christlichen und jüdischen Pilgern und Bewohnern. So wurde Kaiser Karl der Große (9. Jahrhundert) vom muslimischen Herrscher als Schirmherr der heiligen Stätten eingesetzt.

Im Jahre 979 eroberten die schiitischen Fatimiden Jerusalem erneut in einem blutigen Feldzug von den Abbasiden. Schon bei diesem Blutbad, das nicht nur unter den verfeindeten Moslems stattfand, sondern auch die christlich-jüdische Zivilbevölkerung einschloss, wurde die Grabeskirche in Brand gesteckt und beschädigt. Zahlreiche Synagogen und Kirchen wurden ebenfalls Opfer der Auseinandersetzung.

Im Jahr 1009 wurde die Grabeskirche auf Befehl des Fatimiden-Kalifen al-Hakim zerstört. Mit dem Pogrom gegen Juden und Christen begann eine fünf Jahre andauernde Verfolgung der „Ungläubigen“. Christen und Juden waren auch nach dem Ende der Verfolgung noch geächtet. Erst 19 Jahre nach der Zerstörung der Felsenkirche erlaubte der Nachfolger von Al-Hakim Kalif Al-Zahir (1021 - 1036) den Wiederaufbau der Grabeskirche und lockerte die Auflagen für die Ungläubigen, nachdem der byzantinische Kaiser Romanos III. dem Bau einer Moschee in Konstantinopel zugestimmt hatte.

1078 wurde Jerusalem erneut blutig erobert. Die sunnitischen Seldschuken, geführt von Emir Atsiz bin Uwaq, nahmen Jerusalem von den Fatimiden ein und richteten erneut ein entsetzliches Blutbad nicht nur unter den verfeindeten schiitischen Fatimiden (3.000 muslimische Zivilisten wurden durch ihre Glaubensbrüder ermordet), sondern auch unter den christlichen und jüdischen Bewohnern an. Die Seldschuken verboten danach jede Reparatur an Synagogen und Kirchen und erschwerten den Zugang zu den heiligen Stätten erheblich. Pilgerfahrten ins Heilige Land wurden wegen der andauernden Kriege zwischen Seldschuken und Byzanz fast unmöglich.

Im August 1098 stießen die Fatimiden erneut gegen Jerusalem vor und warfen die verfeindeten Seldschuken bis nach Syrien zurück. In extrem blutigen Kämpfen eroberten sie auch Jerusalem von den sunnitischen Seldschuken. Die Berichte über die fortdauernden Gemetzel in Jerusalem sowie die Hilferufe des Byzantinischen Kaisers, der sich als Schutzpatron des christlichen Patriarchen verstand, erreichten auch Europa, was den Anstoß zum Ersten Kreuzzug gab. Nur wenige Monate, nachdem die muslimischen Fatimiden Jerusalem erobert hatten, konnte Jerusalem durch das christliche Kreuzfahrerheer zurückgenommen werden.

Herrschaft der Kreuzfahrer (seit 1099)

Siehe Chronik seit 1099

Einwohner

Jerusalem hat etwa 30.000 Einwohner, welche folgendermaßen unterteilt sind:

Status als Heilige Stadt