Tee und Kaffee - ein Anachronismus

  • Ich wollte das Thema mal erwähnen, weil ich mich zu erinnern glaube mal im KJ gesehen zu haben, wie da Tee und Kaffee ausgeschenkt wird. Ich weiß, dass beide Getränke heute im Nahen Osten extrem beliebt sind, und dass es daher logisch erscheint, dass es das auch schon in den Kreuzfahrerstaaten gab, aber das war nicht so :D


    Zum Tee: im 12. Jahrhundert gab es in China, Japan, Korea und Vietnam schon eine sehr weit entwickelte Teekultur; außerhalb dieser Länder war Tee aber (außer in ein paar Teilen Nordindiens, wo Tee als medizinische Pflanze kultiviert wurde) unbekannt. Erst mit den Mongolen wurde Tee ganz, ganz langsam im Nahen Osten bekannt – im späten 15. Jahrhundert würde man mit dem Anbau von Tee in Nordost-Persien beginnen, und spätestens mit den Portugiesen würde im 16. Jahrhundert Tee in den westlichen Kulturkreis kommen :)


    Zum Kaffee: der Legende nach wurde Kaffee (mit rohen Kaffeebohnen) im 9. Jahrhundert in Äthiopien erfunden, aber handfeste Belege für Kaffee gibt es erst aus dem Anfang des 15. Jahrhundert in Jemen, wo auch die Technik erfunden wurde, Kaffeebohnen zu rösten, bevor man daraus ein Getränk machte. Durch die Osmanen verbreitete sich das Getränk dann im Nahen Osten, und schließlich (im 17. Jahrhundert) auch in den westlichen Kulturkreis.


    Diese Getränke im KJ anzufinden wäre extrem unwahrscheinlich – und selbst wenn jemand zufälligerweise Teeblätter oder Kaffeebohnen in die Finger bekommen hätte, würde diese Gegenstände niemand erkennen, und das Wissen, aus ihnen Getränke zu machen, würde ebenfalls fehlen :)


    Vor der Verbreitung von Tee und Kaffee nahm man anstelle dessen oft Kräutersude (vor allem als Medizin); auch Minze-, Frucht- und Blütenaufgüsse waren bekannt, und für das 12. Jahrhundert und unsere Region authentische Getränke für Liebhaber von heißen Trünken :)

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    Patriarch von Jerusalem

  • Wie gut das ich das Zeug eh nicht mag :D


    Am verbreitetste dürfte wohl mit Abstand schlichtes Wasser sein, dazu dann so sachen wie Wein, Bier, Met, Säfte, Aufgüsse oder Milch (anders als heut weniger frisch sondern eher Buttermilch und Molke? ^^ wäre jetzt das was mir so einfällt.

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  • Ich glaube, Wasser an sich ist gar nicht so weit verbreitet.
    Ich meine, klar, wer sich so gar nichts leisten kann muss das eben trinken und wer guten Brunnenzugriff hat wird das sicherlich auch tun, aber...


    Wasser hat früher häufig Krankheiten übertragen, gerade wenn es alt und abgestanden war. Im Mittelalter wurde Wasser also durch die Beigabe von Alkohol haltbar gemacht. Also wurde eben erheblich mehr extrem stark verdünnter Wein oder eben Bier getrunken. Ich bin mir nicht ganz sicher ob man sich der Verbindung wirklich bewusst war, oder ob das einfach nur Erfahrungswerte waren, dass man von solchem Wasser weniger schnell krank wurde, aber ich hab da mal irgendwo was drüber gelesen.


    Details müssten allerdings andere suchen oder noch ein bisschen auf sich warten lassen, ich hab grad keine Zeit für eine ausufernde Recherche. :)


    Hier ging es ja sowieso eher um Tee & Kaffee - ich hab beides auch schon relativ oft auftauchen sehen.

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  • Also, soweit ich weiß, gab es, zumindest laut neuesten Erforschungen, schon - auch verbreitet - Trinkwasser im Mittelalter :) Trinkbares Wasser gewann man aus fließendem Wasser (zB bei uns dem Fluss Kidron), guten Zisternen (zB dem Brunnen des Patriarchen *wirb*), guten Brunnen und in sauberen Behältern gesammelten Regenwasser. Man musste halt extrem vorsichtig sein, und das Wasser auf Konsistenz und Geruch hin überprüfen, damit es keine Krankheiten überträgt :)


    Übrigens habe ich auch irgendwann mal was darüber gelesen, dass man im Mittelalter auch wusste, dass Abkochen die Qualität von Wasser verbesserte – aber nehmt mich da nicht beim Wort, ich habe keinerlei Ahnung mehr, wo ich das herhabe :S


    Wenn jemand dazu aber mehr weiß, lasse ich mich gerne belehren ^^


    Aber ja, das geht schon irgendwie am Thema vorbei ^^


    @Frederic: du magst Tee nicht? Ketzerei :P

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  • Eleonoras 'Tee' (bei Romain und auch bei Helene) ist eigentlich ein mit Honig gesüßter Kräutersud - also 'historisch korrekt' :D

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  • Tja, Ketzer und Sodomit oder so xD, nur Eistee bitte :D


    Aber nebenbei, im Grunde is son Aufguss aus Kräutern und so einem Tee ja nicht unbedingt unähnlich oder? :D

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  • Hat sich nicht Ibrahim selbst mal in seinem Garten ne Tasse Kaffe gegönnt? :D


    Ne im Ernst, ich war auch überrascht, dass es wirklich so gar keinen Tee gibt, dachte erst, zumindest im Orient gäbe es den schon importiert (wie Seide), aber da ja er noch nicht einmal in Indien angekommen ist...


    Nach ein paar Nachforschungen habe ich herausgefunden, dass in unseren breiten wohl Hagebutten- und besonders Hibiskustee (karkade) sehr beliebt waren. Vor allem diese wurden in den "Teehäusern" (ahwa / maqha) angeboten. Daneben gibt es ein Getränk, das heute hierzulande als "Griechischer Bergtee" angeboten wird, im Mittelmeerraum und auch in der Levante aber schon seit Jahrtausenden genossen wird. Es ist ein Aufguss aus Syrischem Gliedkraut oder Sideritis. Das die Franken diese Getränke übernommen haben, kann wohl angenommen werden.

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