Karthographie und Karten im Hochmittelalter

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,


    ich dachte mir, dass dieses Thema hier mal ein kurzes Statement verdient. Wir stellen für das Rollenspiel hier ja diverse verschiedene Karten zur Verfügung. Ich denke es ist allen klar, dass es im Mittelalter solche exakten Karten in keiner Weise gegeben hat. Bei weitem nicht. Um mal einen Eindruck zu vermitteln, welche Formen von Karten es gab und welche Rolle Karten überhaupt in der mittelalterlichen Welt spielten, will ich diesen kurzen Artikel schreiben.


    In der römischen Welt hat man sich bemüht möglichst exakte und wissenschaftliche Karten anzulegen. Ich will hier kurz Claudius Ptolemäus (ca. 100-160 n.Chr.) erwähnen. Dieser hat eine Karte der Welt erstellt, die so aussah: Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.


    Aus geographischer Sicht ist bemerkenswert, dass die Karte "gebogen" ist um die Tatsache wiederzuspiegeln, dass die Erde rund ist. Eine Tatsache, die man übrigens in gelehrten Kreisen nie angezweifelt hat und die auch von der Kirche nicht behauptet wurde. Dennoch ist es gut möglich, dass man im einfachen Volk davon ausging, dass die Erde eine Scheibe sei, dass man am Ende irgendwo runter fällt und auf der anderen Seite grüne Männchen wohnen. Auch in römischer Zeit war das einfache Volk nicht besonders helle und im Mittelalter sowieso nicht. Die Karte von Ptolemäus ist auch in Längen und Breitengrade unterteilt. Man war in wissenschaftlicher Sicht nicht dumm, hat Erdumfänge berechnet und sich Gedanken über die übrigen Planeten und die Sonne gemacht.


    Im Mittelalter sahen die Weltkarten dann so aus(Isidore von Sevilla ca. 600): Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. das ging auch noch etwas detaillierter, wie in der Ebstorfer Weltkarte von 1300: Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.


    Nun wird man sich denken haha, die Menschen im Mittelalter waren vielleicht blöd. Man sieht, dass man die Welt in drei Teile einteilte: Oben Asien, unten Europa und Afrika. Jerusalem wurde immer im Zentrum der Welt dargestellt und Jesus Kopf, Hände und Füße wurden an den vier Enden der Karte gezeigt. Natürlich sind diese Karten Blödsinn und die Menschen damals wussten das auch. Zumindest die Gelehrten, die sie gemacht haben. Es ging bei diesen Karten nicht darum eine räumliche Orientierung zu ermöglichen, es handelte sich bei diesen Karten (T-O-Karten genannt) um thematische Karten, die die damalige Weltanschauung verdeutlichen sollten. Jerualem steht im Zentrum der Welt, ist der Mittelpunkt der Welt. Jerusalem war ein wirklich heiliger Ort und man ging davon aus, dass es auch ein himmliches Jerusalem gibt, in welchem man nach dem Tode wohnt. Auch die Einrahmung der Karte durch Jesus Christus ist wichtig. Diese ganze Karte soll den Menschen nicht zeigen, wie die Welt aussieht, sondern wie sie funktioniert. Gott steht über allem, Jerusalem ist das Zentrum der Welt und so weiter.


    Wenn man nun im christlichen Europa versucht hat eine Karte zu zeichnen, die nicht die gesamte Weltordnung zeigen soll, sondern die Beispielsweise Großbritannien zeigt, dann sah das so aus (von 1250): Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.


    Man erkennt, dass diese Karte schon deutlich genauer und korrekter ist als eine T-O-Karte, aber selbstverständlich kann man auch mit so einer Karte nicht viel anfangen, wenn man von A nach B reisen will, oder wenn man irgendwelche Feldzüge planen will. Der Kartenersteller weiß, welche Städte, Flüsse und Gebirge es gibt und er weiß auch, das England eine Insel ist. Er bringt das alles irgendwie ins Verhältnis, hat aber nur ungefähre Ahnung von den Entfernungen. Wie sollte es auch sonst sein? Entfernungen zu messen war zu der Zeit nur möglich, indem man sich überlegt hat, wie lange man von A nach B unterwegs ist. Und das war sehr ungenau. Außerdem denke ich, dass auch dieser Kartograph keine möglichst genaue Karte anfertigen wollte.


    In der islamischen Welt sah es anders aus, da hat man im Prinzip dort weiter gemacht, wo die Römer aufgehört haben. Im Islam wurde alles weniger theologisch angegangen und man hat dort Karten erstellt, die denen des Ptolemäus sehr ähnlich sind: Wie diese Karte, welche Al Idrisi im Jahre 1154 in Sizillien erstellen wird: Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. Man beachte bitte, dass die Karte nach Süden hin ausgerichtet ist. :)


    Diese Karte wurde für Al-Idrisi auf einer Silberplatte von 2 Meter Durchmesser gefertigt und verband das Wissen aus der Antike, die Erfahrungen islamischer Kaufleute und das Wissen über Nordeuropa, welches die sizillianischen Normannen hatten. Al Idrisi, der selber sehr weit gereist war, unter anderem bis nach York, erstellte damit die exakteste Karte des Mittelalters. Er schrieb außerdem ein Buch, in welchem er die bekannte Welt in sieben Klimazonen einteilte und diese beschrieb.


    Man sieht also, es gab auch während des christlichen Mittelalters halbwegs akkurate Karten, vor allem dort wo die christliche Welt in Kontakt zur muslimischen Welt stand. Allerdings muss man eben sagen, dass für den mittelalterlichen Menschen eine Karte nicht dasselbe war, wie sie es heute für uns ist. Man hat Karten nicht dazu verwendet, um eine Reise zu planen, oder um sich sein Herrschaftsgebiet ansehen zu können. Letzteres höchstens, wenn man eine symbolische und wenig akkurate Ansicht desselbigen haben wollte. Karten waren hauptsächlich dazu gut, um sie sich anzusehen. Egal ob nun aus theologischen Gründen, oder weil man sich gerne vorstellen wollte, wie die Welt nun aussieht.


    Karten vom Königreich Jerusalem werden kaum akkurater gewesen sein, als die von Großbritannien, welche ich oben verlinkt habe. Vielleicht doch noch einen Taken akkurater, aber wenn solch eine Karte jemals produziert wird, dann ist das ein Einzelstück, welches man in der königlichen Pfalz vielleicht mal bestaunen kann.


    Der mittelalterliche Mensch reiste von A nach B, indem er eine Straße nahm, die nach B führte. Man fragte nach dem Weg, wenn man sich nicht selbst auskannte und wenn man eine grobe Orientierung brauchte, konnte man auch nach der Sonne schauen. Auch ein Baron hatte ein anderes Verständnis von seinem Herrschaftsbereich. Er stellte sich keine Karte vor, sondern er wusste, wie sein Land tatsächlich aussieht, da er es ständig bereisen musste. Er wusste, wo er Burgen hatte, wo seine Dörfer lagen... Und die Grenzen seines Landes orientierten sich an markanten Landschaftselementen. An Flüssen, an Straßen, an Gebirgen... Karten spielten aufgrund ihres eher theologischen Charakters und ihrer Seltenheit kaum eine Rolle. Die Menschen waren es gewohnt ohne sie auszukommen. :)


    So, ich hoffe dieser kurze Abriss war verständlich und hilfreich. :)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Seine fürstliche Gnaden Guillaume de Bures, Fürst von Tiberias und Herr von Jericho
    Ehemann der Catherine de Grenier
    Adliger von Jerusalem
    Ritter, Konstabler von Jerusalem

  • Jo, die alten Karten sind schon recht interressant, das sich der Unsinn mit der flachen Erde immernoch hälts verstehe ich eh nicht, um 1100 war das selbst im normalen Volk bekannt (sofern man überhaupt eine Meinung dazu hatte, als normaler Bürger war es so unwichtig das die meisten garnicht erst darüber nachdachten :D)


    Ist ganz gut an solchen Sachen wie dem Reichsapfel zu sehen, als Reichinsignie, der ja die Erde darstellt und keineswegs ein Teller, sondern eben ne Kugel ist :D


    Villeicht hält sich das wegen dem Disput zwischen der katholischen Kirche und Galileo Galilei immernoch, obwohl es da ja eigentlich um die Frage ging ob sich die Sonne um die Erde dreht oder andersrum, denn im damaligen Weltbild tatsächlich noch fest verankert war das die Erde Mittelpunkt des Universums war ^^



    Aber das schweift ab :D was das Reisen angeht stimme ich vollkommen zu, Reisen wurden hauptsächlich durch Wege und nachfragen bestimmt, man kannte sich auf seinem eigenen Land aus und wenn man reiste musste man eben schauen, obwohl schlichte Karten wohl durchaus von reicheren Leuten genutzt wurden um eine ungefähre Ahnung zu haben.


    Und die von Claudius Ptolemäus is ja für die Zeit wirklich eine seeehr detaillierte, die hatte wohl kein normaler Mensch zu hause hängen ja xD

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ehrwürdiger Bruder Frédéric de Milly, Bruder des Templerordens
    Laienbruder der römisch-katholischen Kirche
    Ritterbruder des Templerordens

  • Wie hat man denn dann festgehalten/definiert, wer wie viel Land bekommt?


    Klar, an Flüssen, Gebirgen, so und so viele Morgen Land, das ist mir schon klar, aber es gab ja auch nicht so viele Flüsse dass man jeden Hof abgrenzen konnte und irgendwie musste das ja auch zumindest grob definiert werden. Wenn jetzt in Caesarea zwei Herren um einen Grenzverlauf kloppen, muss der doch vorher zumindest vom Herrn ungefähr definiert worden sein oder? Die vergeben ja ihr Land auch an ihre Leute weiter und spätestens dann ist nicht mehr für jeden Grenzverlauf ein Fluss oder ein Gebirge vorhanden. Und bei jeder neuen Ernte hat man sich bestimmt auch nicht jedes Mal neu wieder um den Verlauf gehauen. ^^

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ihre Gnaden Bolka z Medlova, Herrin von Caymont
    Ehefrau des Edmund von Westernach
    Adlige von Jerusalem

    • Offizieller Beitrag

    Soweit ich weiß, hat man auch im Mittelalter schon Grenzsteine genutzt und das verschieben von so einem Grenzstein war ein schweres Verbrechen. Ich bin mir da aber nicht ganz sicher, muss ich nochmal nachsehen.


    Ich denke bei Baronien hat man sich wirklich an großen Landmarken orientiert und vor allem hat man festgelegt, welches Dorf/welcher Hof welchem Herren gehört. Zwischen benachbarten Dörfern war in der Regel auch geklärt, welcher Acker und welche Weide, nun zu welchem der beiden Dörfer gehört.


    Aber Grenzverläufe waren keine mit dem Lineal gezogenen Linien auf einer Karte. Es war für einen Baron ja nun auch nicht so imens wichtig, ob dieser oder jener Acker nun noch zu einem seiner Dörfer gehört, oder zu dem Dorf des Nachbarn. Streitigkeiten könnte es dann eher zwischen den beiden Dörfern geben. Und ja, es gab sehr häufig Streit um die Frage wo nun genau die Grenze verläuft, bzw. wem welches Landstück gehört. Das ganze wurde meistens mündlich und bestenfalls (ungenau) in Lehensverträgen festgehalten und es kam auch schon mal vor, dass man sich über solche Fragen in eine Fehde hinein begab. Schlichten konnte dann der Lehnsherr, welcher über die Streitigkeit zu Gericht sitzen musste. Und was der entschied, das war letztlich seine Sache. Vielleicht hat eine Seite Glück und kann beweisen, dass das Land ihr gehört. Wichtig wären da auch Zeugenaussagen von ehrbaren Leuten, die bestätigen, dass der Acker neben der großen Mühle schon seit 20 Jahren der Familie des Ritters xy gehört.

  • Interessant, dann hab ich schon eine Idee was wir unseren werten Herren Baronen demnächst mal zumuten. :)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ihre Gnaden Bolka z Medlova, Herrin von Caymont
    Ehefrau des Edmund von Westernach
    Adlige von Jerusalem

  • Eigentlich waren die Grenzen damals seltenst genau definiert (zB halt da wo Flüsse, Straßen etc als Abgrenzung vorhanden waren), allgemein war die Bevölkerungsdichte viel geringer, die Felder unterschiedlicher Herren grenzten seltenst überhaupt aneinander, meist musste man mindestens einige Stunden reisen um von der Ansiedlung des einen Herrschers in eine des nächsten zu kommen ^^


    Edit: Da war Guilli schneller :D aber stimmt, gesetzte Grenzsteine zu verschieben war nen heftiges Verbrechen, aber die Grundaussage bleibt gleich, obwohl das zB in Jerusalem aufgrund des an der Küste massierten fruchtbaren Landes anders gewesen sein mag, das weiß ich net, aber in England, Frankreich und so ^^

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ehrwürdiger Bruder Frédéric de Milly, Bruder des Templerordens
    Laienbruder der römisch-katholischen Kirche
    Ritterbruder des Templerordens

  • Ja, das mit den Flüssen etc. hab ich ja selber schon gesagt.


    Trotzdem wird es Rechtsstreit gegeben haben und mich hat interessiert wie man das dann eben löst / definiert. Zumal es auch durchaus dichter besiedelte Gebiete gibt, gerade auch in manchen Regionen von Jerusalem aufgrund der markant unterschiedlichen Fruchtbarkeit der Ländereien.


    Aber ich denke was Guillaume sagte, macht da schon Sinn.


    Nachtrag: Zumal ich auch nicht von Baronen sondern von Aftervasallen bis hin zu kleineren Gutsherren sprach und diese grenzen durchaus aneinander.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ihre Gnaden Bolka z Medlova, Herrin von Caymont
    Ehefrau des Edmund von Westernach
    Adlige von Jerusalem

  • Nya, das hatte er ja auch gesagt, Streit gab es ja damals quasi alle halbe Stunde und bei den kleineren Ländereien untereinander war der Lehnsherr quasi Schlichter, bzw Richter und wie gesagt, wie es in Jerusalem zB war weiß ich nicht, hier mag das etwas kritischer gewesen sein wegen der Fruchtbarkeiten, ich hatte halt von Europa gesprochen, wo ich mich etwas besser auskenn als bei Jerusalem :x ^^ da war ein direktes aneinandergrenzen von Feldern aneinander eher die Ausnahme, außer vllt bei einfachen Bauern in einem Dorf, aber schon von zwei unterschiedlichen Dörfern kam das nicht mehr oft vor.


    Kann mir gut vorstellen das das in Jerusalem schlimmer ist ^^

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ehrwürdiger Bruder Frédéric de Milly, Bruder des Templerordens
    Laienbruder der römisch-katholischen Kirche
    Ritterbruder des Templerordens

  • Ich weiß, dass er das geschrieben hat, ich bin des Lesens mächtig. :P
    Ich habe dir nur grade erklärt, dass mir das klar war und ich wissen wollte wie es geklärt wurde. ;)


    War nicht gerade in Europa ziemliche Knappheit von Flächen, bzw. je nach Region? Ne Quelle zu deinen Angaben wäre da hilfreich. :)
    Ich persönlich war der Meinung dass es eben nicht überall exquisit viel Land gab und man auch deshalb gern ausgewandert ist und nicht bloß weil der liebe Papst drum gebeten hat.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ihre Gnaden Bolka z Medlova, Herrin von Caymont
    Ehefrau des Edmund von Westernach
    Adlige von Jerusalem

    • Offizieller Beitrag

    Eine Quelle wäre mir da auch lieb, weil auch ich kann mir nicht vorstellen, dass die Dörfer des Mittelalters in Europa von kilometergroßen Flächen grüner Wiese getrennt wurden, die niemand beansprucht hat. Zumindest nicht generell. Natürlich war lange nicht jeder Quadratmeter von Ackerflächen bedeckt, aber jeder Quadratmeter wurde für irgend etwas genutzt. Wald für Jagden und Forstwirtschaft, offenes Land als Ackerland und Weidefläche. Und egal was man mit dem Land gemacht hat, man konnte sich mit seinen Nachbarn darüber streiten, wer da nun was machen darf. :) Zumal es sicherlich genügend Gebiete im damaligen Frankreich oder Deutschland gab, die so dicht besiedelt waren, dass zwischen den einzelnen Dörfern und ihren Acker und Weideflächen kein freier Raum mehr lag. :) Grenzkonflikte gab es also auch dort.


    Das Königreich Jerusalem ist in der Tat um einiges dichter besiedelt. Es gab dort damals wie heute kaum Waldflächen. Das fruchtbare Land wurde für Ackerbau und Obstplantagen verwendet und die etwas kärgeren Böden dienten als Weiden für Schafe und Ziegen.

  • Wenn du das bist (was hier tatsächlich recht wichtig sein dürfte ;) )dürfte dir ja klar sein das du mir das nicht erklären musst, weil ich ebenso lesen kann und dementsprechend deinen Einwurf mit Flüssen etc bereits im ersten Post gesehen habe :P


    Was die Gründe angeht, damals war die erzwungene Auswanderung allgemein verbreiteter als die freiwillige, andersrum konnte man natürlich vor allem als Adeliger ohne Land in Jerusalem einfacher an ein eventuelles Lehen kommen, was auch ein Grund war, andere Gründe für den "normalen" Menschen waren Kriege im Heimatland, Probleme mit der Obrigkeit dort, ein schlechtes Leben allgemein.


    Natürlich waren die Grenzen wichtig, ich wollte ja nicht behaupten das da Kilometerweit nichts war, zwischen Baronen zB gab es da oft Streit, sei es um Jagdgebiete oder ähnliches, ich halte nur den Streit um einzelen Felder eher für Ausnahmen, tatsächlicher Streit war da eher im mittleren Herrschaftsrahmen zu erwarten, aber allgemein sollte man beachten das zB Deutschland selbst HEUTE noch zu gut 1/3 von Wald bedeckt ist, was damals eher mehr war, es waren keineswegs überall Felder und Wiesen, sondern eben eher Wald und der brachte eben eher Streit um die Jagdrechte der Adeligen, bzw deren Jäger hervor als um die Felder ihrer Bauern, die ja meistens eher massiert in Gegenden mit guter Fruchtbarkeit lagen ^^




    PS: Und ich fürchte ich kann nicht alles was ich in meinem Studium lerne aus dem Kopf mit Quellen belegen, genausowenig wie ich behaupte zu 100% richtig zu legen, weil ich hier aus dem Kopf argumentiere, für genauere Details etc müsste ich die entsprechenden Dinge nachschlagen, aber da das hier meine Freizeit ist gehe ich da nicht so verbissen ran ;)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ehrwürdiger Bruder Frédéric de Milly, Bruder des Templerordens
    Laienbruder der römisch-katholischen Kirche
    Ritterbruder des Templerordens

  • Oh, verbissen gehe ich nur an die Sache ran weil ich vermeiden möchte, dass die Leute für ihr Rollenspiel oder auch ihren persönlichen Bedarf an Informationen von falschen Tatsachen ausgehen, bzw. weil es mich auch privat sehr interessiert. Das Mittelalter ist für mich auch ein Hobby, aber eben eines, das ich schon ernst nehme und dementsprechend auch gerne meine Informationen ausbaue. Deswegen ist schon hilfreich, wenn man zu Aussagen wenigstens auch Erklärungen bekommt, wenn schon die Quellen nicht im Kopf rumgeistern (was wohl jeder nachvollziehen kann). Passiert leider schnell dass man beim Googeln irgendeinen Satz liest und sich den dann verinnerlicht, ohne überhaupt nur ansatzweise zu hinterfragen ob das stimmt, mir ist das schon oft passiert. Und meistens stimmte es dann wirklich nicht. :) Darum möchte ich hier im Geschichtsbereich schon lieber ein bisschen genauer sein.


    Auf welcher Ebene man sich um die Grenzen kloppt, spielte ja für meine Frage auch nur eine sehr bedingte Rolle.


    Zitat

    Eigentlich waren die Grenzen damals seltenst genau definiert (zB halt da wo Flüsse, Straßen etc als Abgrenzung vorhanden waren), allgemein war die Bevölkerungsdichte viel geringer, die Felder unterschiedlicher Herren grenzten seltenst überhaupt aneinander, meist musste man mindestens einige Stunden reisen um von der Ansiedlung des einen Herrschers in eine des nächsten zu kommen ^^


    Nur las sich das einfach so als wären Grenzen völlig irrelevant und egal gewesen, egal ob nun für Bauern oder die adligen Herren des Landes. :)


    Dann ist der Irrtum ja jetzt aufgeklärt. :)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ihre Gnaden Bolka z Medlova, Herrin von Caymont
    Ehefrau des Edmund von Westernach
    Adlige von Jerusalem

    • Offizieller Beitrag

    Es ging ja hier auch nie jemandem darum, ob sich zwei Barone wegen einer Ackerfläche in die Haare bekommen. :) Als wir über einzelne Weiden, oder Landwirtschafsflächen gesprochen haben, bezog sich das auf Aftervasallen, also Leute die durchaus mal nur eine Hand voll Dörfer beherrschen. :)


    Deinen zweiten Satz verstehe ich nicht ganz, da du nun so tust als dürfte eine Freiwillige Auswanderung keine objektiven Gründe haben. Wenn ich nun aber Auswandere, bzw. ins Heilige Land pilgere, weil ich keine Lust mehr habe dass mir jeden Herbst die Ernte erfriert oder ich sonst welche Probleme habe, dann erscheint mir das doch auch Freiwillig. Ich denke da kommt es auf den Blickwinkel an. :)


    Und genau, Deutschland war damals sehr waldig. Das bedeutet aber nicht, dass die Dörfer gleichmäßig über die gesamte Fläche des Landes verteilt waren und sich dazwischen schön ordentlich der Wald ausbreitete. Wie du schon sagtest betrieb man dort Ackerbau, wo es sich lohnte und dort werden die Felder und Weiden verschiedener Dörfer und vermutlich auch verschiedener kleinerer Herrschaftsbereiche auch aneinander gegrenzt haben.


    Aber nun sollten wir das Thema vielleicht langsam auch mal wieder nach Jerusalem verlagern. Wenn wir eine ausführliche Diskussion über die Besiedlungsdichte im Frankenreich des 12 Jhd. führen wollen, müsste zumindest ich mich erst noch mal in die Thematik einlesen, wofür ich wiederum keine Zeit und keine Motivation habe. :)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Seine fürstliche Gnaden Guillaume de Bures, Fürst von Tiberias und Herr von Jericho
    Ehemann der Catherine de Grenier
    Adliger von Jerusalem
    Ritter, Konstabler von Jerusalem

  • Okay, in dem Fall habe ich mich offensichtlich missverständlich ausgedrückt, vor allem im schriftlichen Diskurs passiert das ja doch gerne mal ^^, aber ich denke das habe ich dann mit dem letzten Post aufgeklärt was ich meine, ich entschuldige mich für die Verwirrung ^^


    Edit sagt: Jap, stimmt, das kann man natürlich diskutieren was nun "freiwillig" ist und was nicht ^^



    Kleine Anekdote am Rande, wo wir ja 1033 spielen, soweit ich mich erinnere, das bezieht sich aber jetzt auf die Geschichte im deutschen Raum, war ab 1100 allgemein erst der Zeitraum in dem zB Bauern sesshaft wurden und tatsächlich feste Dörfer bildeten, an die Felder angeschlossen waren die nach dem Drei-Felder-System bewirtschaftet wurden und unter der Lehnsherrschaft eines Herren standen, davor gab es das kaum, weil man nur ein Feld bewirtschaftete und wenn das nachlies weiterzog und sich ein neues suchte, damals waren die Bauern noch relativ "frei".
    Als dann die "Unterdrückung" der Bauern einsetzte und das neue System es ermöglichte an einem Ort zu bleiben ohne das die Furchtbarkeit nach längerem Anbau nachlies entwickelten sich die Ortschaften die wir als Dörfer bezeichnen würden, mit ihren angegliederten Anbauflächen ^^


    PS2: Ja, wir können wieder auf Jerusalem kommen, ich entschuldige mich, aber relativ fundierte Aussagen kann ich halt eher über den Europäischen Raum treffen, Jerusalem ist nicht grad mein SPezialgebiet, wenn auch sehr intressant ^^ (sonst wär ich ja net hier :D)

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Ehrwürdiger Bruder Frédéric de Milly, Bruder des Templerordens
    Laienbruder der römisch-katholischen Kirche
    Ritterbruder des Templerordens

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!