1) Wie lautet Euer Name?
Thomas von Ems
(Bastard des Ritters Merk* von Ems und der Stiftsdame Maria von Hohenau)
2) Wann wurdet Ihr geboren?
= 1109
3) In welchen Stand wurdet Ihr hineingeboren?
= 2. Stand
4) Welchem Volk gehört Ihr an?
= Lateiner
5) Welche Religion ist die Eure?
= römisch-katholisches Christentum
6) Wo wohnt Ihr?
= Jerusalem - stets an der Seite der königlichen Familie
7) Habt Ihr Familie in Jerusalem?
= Nein, doch zähle ich Edmund von Westernach zu meinen guten Freunden, was für mich so viel wie Familie ist
Gibt es irgendwelche Besonderheiten über Euch zu wissen? Was seid Ihr von Beruf?
= Im Augenblick diene ich treu der werten Königin Melisende von Jerusalem als Palatinus und habe Treue, Ritterlichkeit und Ehelosigkeit geschworen. Da ich mit dem Prinzen gut zurecht komme, habe ich in den vergangenen Monden des öfteren an seiner Seite gewacht und konnte sein Aufwachsen hautnah verfolgen.
9) Was ist Euer Begehr in unserem Königreich?
= Mein Blick ist auf die Zukunft gerichtet, wenn ich dereinst aus den Diensten der Königin entlassen werde. Als Bastardsohn habe ich von meinem Vater nichts zu erwarten, alles, was ich an meine noch zu gebärenden Kinder weiterzugeben hoffe, muss mir mein eigenes Wirken in dieser Welt verschaffen.
10) Wer ist Euer Gesicht?
= Alexander Skarsgard
* ist keine historische Person, da der Name aber in der Familiengeschichte vorkommt, habe ich mir die Freiheit genommen, einem fiktiven Vorfahren diesen auch anzudichten
Leseprobe:
Der süße Duft des Weihrauchs stieg von den Schwenkgefäßen der Novizen auf und brachte neben diesem erhebenden Geruch auch deutlich mehr Nebel in die Luft. Ich hatte diesen Geruch immer genossen, dieses satte, einzigartige Aroma, welches mir schon in der kleinen Kapelle von Ems, in welcher der Kaplan nur zu hohen Feiertagen Gebrauch von dem teuren Harz machte, ein Gefühl der weiten Welt vermittelt hatte. Wer sich derlei leisten wollte, musste bereit sein, dafür vieles zu bezahlen, und für meinen Vater war es eine Mischung aus Demut vor Gott und gesundem Standesbewusstsein gewesen, welches ihn dazu verleitet hatte, seinem Kaplan dafür immer einige Extramünzen zuzugestehen.
Am hintersten Eck der Kapelle hatte ich gekniet, das Kind von der falschen Seite des väterlichen Betts, gezeugt in Sünde und Lust, und eben jene Sünde war es, die mich immer von allen anderen im Raum absonderte. Zu den Bauernkindern durfte ich nicht zum Spielen gehen, weil ich der Sohn des Ritters Merk war, und meine Halbgeschwister hatten mich stets wissen lassen, dass ich von niedrigerer Geburt war als sie. Allein im Genuss des Weihrauchduftes, so dünn er auch am anderen Ende der Kapelle gewesen sein mochte, waren wir uns alle gleich. Und nun, so weit im Süden, wie niemand aus meiner Familie jemals gereist war, schmeckte die ganze Luft nach Weihrauch, geschwängert von Abenteuer, der Verheißung ferner Länder, die sich für mich zumindest zum Teil erfüllt hatte.
Mein Blick driftete zu einem der edlen Herren in der vordersten Bankreihe der Kirche. Edmund von Westernach kniete dort, dem ich meine Berufung zu den Palatini verdankte. Wer hätte gedacht, dass unsere gemeinsame Knappenzeit auf der Kienburg, die so schrecklich geendet hatte, eines Tages zu der einzigen, wirklich großen Chance in meinem Leben führen würde? Aus Edmund, dem ernsten und stillen Knaben, war ein ernster und stiller Mann geworden, und ich selbst - nun, im Lauf der Jahre hatte ich so einiges über den Makel meiner Geburt gelernt.
Auch darüber, was er in mir ausgelöst hatte. Ehelos zu leben fiel mir schwer, besitzlos jedoch weniger, da ich niemals vieles mein eigen genannt hatte. Irgendwann, so hatte ich im Stillen Gott geschworen, würde auch ich einer dieser Edlen aus der vordersten Bankreihe sein. Für den Weihrauch bezahlen, und ohne Not und Mangel leben, anstelle ihn nur mit geborgter Freude einzuatmen, harrend und hoffend.
Meine Zeit würde noch kommen, und wie der Steinbock aus dem Wappen meines Vaters würde mein Tritt auf dem steinigen Pfad nach oben sicher und geschickt sein müssen, um Erfolg zu haben. Vor allem, wenn es mir gelänge, in der Gunst der Königin einen bedeutenderen Platz einzunehmen als bisher...